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Festival für ein selbstbestimmtes Leben


Am 4. und 5. Juni findet in Göttingen bereits zum vierten Mal das von der Amadeu Antonio Stiftung geförderte Antifee-Festival statt. Die Veranstalterinnen und Veranstalter wollen ein Zeichen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit setzen.

Wie auf jedem Musikfestival spielen am 4. und 5. Juni in Göttingen jede Menge Bands. Anders als sonst ist jedoch, dass sich hier alle Künstlerinnen und Künstler gegen Sexismus und Rassismus positionieren und die Veranstaltung durch ein breites Programm mit Workshops, Filmen und Diskussionsrunden begleitet wird. Ein Festival, das nicht auf Konsum und Gewinn ausgerichtet ist sondern zum Nachdenken über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit anregt und trotzdem den Spaßfaktor nicht vernachlässigt – das ist das Antifee.

Menschenfeindlichkeit gibt es überall

Mensch mag sich fragen, warum gerade in Göttingen, wo es starke zivilgesellschaftliche Strukturen gibt, ein solches Festival notwendig ist. Die Organisatorinnen verweisen hier auf die Publikationsreihe ‚Deutsche Zustände’ des Instituts für interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung Bielefeld, die regelmäßig feststellt, dass feindselige Einstellungen gegenüber verschiedenen Gruppen von Menschen in Deutschland weit verbreitet sind. Göttingen bilde da keine Ausnahme: „Dass auch hier die demokratische Öffentlichkeit immer wieder tatkräftig von rechts in Frage gestellt wird, zeigen Entwicklungen und Vorfälle der letzten Jahre“, erzählen die Veranstalterinnen. So habe die NPD mehrmals zu Großdemonstrationen in Göttingen mobilisiert, während sich in der Peripherie eine rechtsradikale Alltagskultur zu etablieren versuche. Aber auch aus der ‚Mitte’ der Gesellschaft kämen gefährliche Signale: „Überregional bekannt wurden zum Beispiel Ereignisse um einen Afroshop im Jahr 2008, dessen Betreiber sich mit rassistischen Drohungen des Hausvermieters konfrontiert sah, nachdem sein Laden niederbrannte. Und erst kürzlich wurde eine Frau am Campus der Uni zusammengeschlagen, weil sie ein Kopftuch trug“, berichten sie weiter.

Aktuelle Themen aufgreifen

So gibt es an den zwei Tagen rund 15 Workshops zu unterschiedlichen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Oft geht es um Sexismus, etwa selbstkritisch um das Frauenbild in der Antifa. Antisemitismus wird unter anderem im Workshop „Antisemitismus in der DDR und die Linke“ thematisiert. Auch aktuelle Ereignisse werden aufgegriffen. So wird am Samstag auf der Bühne über Nationalismus und WM-Euphorie diskutiert. Ebenso geht es um Zossen, wo im Januar ein Neonazi mit einem Brandanschlag das „Haus der Demokratie“ zerstörte und Mitglieder der lokalen Bürgerinitiative bedroht werden.

Die Amadeu Antonio Stiftung fördert das Festival, welches zu allem Überfluss auch noch umsonst ist. Am Wochenende wird, bei tollstem Wetter, also kräftig gefeiert und diskutiert. Umsonst und draußen.

Von Lisa Doppler

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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