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Zwangsarbeit in sächsischen Weinbergen

Sächsisches Weinbaumuseum Hoflößnitz, c


Das Sächsische Weinbaumuseums Hoflößnitz zeigt eine Ausstellung zum sächsischen Weinbau im Nationalsozialismus. Dabei trifft das Museum auf Widerstand aber auch Erleichterung darüber, dass endlich jemand das Thema anspricht. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert die Ausstellung. Zur Eröffnung am 27. Juli 2010 wird vom sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich
eine Gedenktafel für Zwangsarbeiter eingeweiht.

Bettina Giersberg ist seit November 2009 Leiterin des Sächsischen Weinbaumuseums in Radebeul und als solche zuständig für wechselnde Ausstellungen zum Thema sächsischer Weinbau. „Beim Einarbeiten habe ich gemerkt, dass es hier in der Sammlung des Museums viele kultur- und kunsthistorische Schätze gibt. Die Hoflößnitz, ein ehemaliges Weingut, befand sich einer Art Dornröschenschlaf“, erzählt Giersberg. Da auch einige Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus dabei waren, lag es für sie als promovierte Historikerin nahe, eine Ausstellung hierzu zu konzipieren.

Verschiedene Reaktionen

Seit Giersberg auf einer Pressekonferenz das Thema der diesjährigen Sonderausstellung bekannt gab, begegnen ihr unterschiedliche Reaktionen. „Schon daran, dass mich seither sehr viele Zeitzeugen mit einem großen Redebedarf besuchen, habe ich gemerkt, dass der Nationalsozialismus hier nicht viel thematisiert wird. Die meisten Zeitzeugen berichten, dass sich keiner für ihre Geschichte interessiere und sie froh seien, dass ihnen endlich jemand zuhöre.“ Aus der Politik traf sie auf unerwarteten Diskussionen: Im Stadtrat kam eine Debatte auf, ob es denn sein könne, dass zum 75-jährigen Jubiläum der Stadt Radebeul ausgerechnet ein so negatives Thema im Zentrum stehen müsse und bei 850 Jahren Weinbaugeschichte in Sachsen doch nicht nur die zwölf Jahre Naziherrschaft thematisiert werden könnten. Doch persönlich über das Konzept der Ausstellung und ihre Ziele wollte keiner der Kritikerinnen und Kritiker mit ihr diskutieren. „Allerdings überwiegen doch die positiven Reaktionen. Besonders der Oberbürgermeister von Radebeul und der Stiftungsrat stehen hinter der Ausstellung“, so Giersberg.

Den Zwangsarbeitern gedenken

Die Ausstellung, welche ab dem 28. Juli für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist in drei Kapitel unterteilt: Weinbau zur Zeit des Nationalsozialismus, das Wiederaufrebungsprogramm der Weinberge nach 1935 und die Würdigung der belgischen, polnischen, französischen und sowjetischen Zwangsarbeiter. Die Konzentration liegt auf dem letzten Kapitel, denn das heutige Sächsische Weinbaumusem Hoflößnitz war selbst Gefangenenlager für Soldaten der Roten Armee, die in den Weinbergen arbeiteten. Gemeinsam mit anderen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern vieler Nationalitäten schufen sie einen wesentlichen Teil der Terrassenlandschaft, die heute wieder für das Elbtal so landschaftsprägend ist. Parallel zur Ausstellung wird mit einer Gedenktafel den Zwangsarbeitern ein Denkmal gesetzt.

Die Ausstellung befasst sich zwar mit einem historischen Thema, ist aber in der Gestaltung dem 21. Jahrhundert angepasst. „Die einzelnen Objekte wirken sowohl in sich als auch als Gesamtkonzept harmonisch und schlüssig“, berichtet Giersberg. Stolz ist sie auf einen Stein aus einer Weinbergsmauer, in welchem sich russische Zwangsarbeiter aus der roten Armee mit Hammer und Meißel verewigten und sich somit ein eigenes Kriegsgefangenen-Denkmal setzten.

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