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Conzepte. Neue Fassungen politischen Denkens

2011 erschienen die drei ersten Artikel der Projektreihe „Conzepte“. Mit Bezug auf historische Texte werden neue geschaffen und den historischen gegenüber gestellt, um die kritische Präsenz zu Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Sexismus zu erhöhen. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt dieses innovative Projekt.

Neonazistisches, rassistisches und antisemitisches Denken kann verschiedenste Formen annehmen. Ebenso vielfältig kann man gegen dieses intolerante Denken und die daraus resultierenden gewalttätigen Übergriffe vorgehen. Einen besonders innovativen Ansatz bietet das österreichische Projekt „Conzepte“. Es setzt sich auf künstlerisch-textuelle Weise gegen Rassismus, Antisemitismus und Sexismus einsetzt.

Das Projekt

Urheber des Projekts „Conzepte“ ist der Verein zur Förderung kommunikativer Eingriffe, der 1994 von sich aktiv einsetzenden Kunstschaffenden in Wien gegründet wurde. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf mehreren Ebenen anzugehen. Entsprechend dieser ambitionierten Idee gab der Verein zwischen 1994 und 2000 die feministische und antirassistische Zeitschrift „Vor der Information“ heraus. Im Frühjahr 2011 startete der Verein das Projekt „Conzepte“.

Bei diesem handelt es sich um ein textuelles Kunstprojekt, bei dem gesellschaftskritische Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, Theoretikerinnen und Theoretikern und politisch Engagierten in neuer, experimenteller Form präsentiert werden. Konkret geschieht dies, indem sich jeweils zwei Autor_innen mit einem historischen Quellentext auseinandersetzen und ihn mit dem eigenen Denken in der Gegenwart verknüpfen. Aus dieser Verknüpfung entstehen zwei neue Texte, die sowohl in ihrer Art über dieses komplexe Thema zu schreiben, als auch in ihrem visuellen Erscheinungsbild neuartig sind. „Conzepte stellt aktuelle politische Theorie und Praxis wichtigen historischen Arbeiten gegenüber. Das Projekt geht der Frage nach, wie sich an historische Forschungen, Debatten und Kämpfe aus heutiger Perspektive anknüpfen lässt und entwickelt dafür auch eine innovative visuelle Form. Denn für gesellschaftliche Veränderung braucht es auch die Entwicklung von entsprechenden Bildpolitiken“, so Jo Schmeiser vom Verein zur Förderung kommunikativer Eingriffe zur Projektidee.

Die Beiträge

„Ausschlaggebend für die Auswahl einer Arbeit sind Aktualität, Einfluss und Bedeutung der Arbeit. Ganz allgemein formuliert sind es immer Arbeiten, die sich kritisch mit Antisemitismus, Rassismus, Sexismus beschäftigen“, erläutert Jo Schmeiser die Entscheidungskriterien bei der Textauswahl.

Der erste Beitrag, der im September 2011 online sowie in der österreichischen Tageszeitung Der Standard und in der deutschen Wochenzeitung Der Freitag erschien, nahm Hannah Arendts 1950 verfassten Text, „Besuch in Deutschland. Die Nachwirkungen des Naziregimes“, als Ausgangspunkt. Hannah Fröhlich und Nicola Lauré al-Samarai setzten sich mit Arendts Text auf eine sehr persönliche Weise auseinander, indem sie den Text mit aktuellen Erfahrungen von Deutschland- und Österreichbesuchen verknüpften. Im zweiten Beitrag, der in der österreichischen Tageszeitung Der Standard und im internationalen Kunstmagazin Springerin erschien, setzen sich Belinda Kazeem und Anna Kowalska mit Adrian Pipers „My Calling (Card) #1“ und „My Calling (Card) #2“ auseinander, die einen einzigartig dezenten und gleichzeitig aufrüttelnden Weg bieten, sich gegen alltäglichen Sexismus und Rassismus zu wehren.

Angelehnt an die Adrian Pipers „Calling Cards“ entwickelte Conzepte eine neue Form der „politischen“ Visitenkarte. Die Karten kommunizieren kurz und knapp die inhaltliche Message der jeweiligen Conzepte-Beiträge. „Die Karten dienen also einerseits als Werbeträger für Projekt und Webseite, doch können sie andererseits auch projektunabhängig – reduziert oder vielmehr fokussiert auf ihre politische Aussage bzw. Bedeutung – gelesen und ¬wahr-genommen werden“, so Jo Schmeiser. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützte diese Aktion.

Ziele und Adressaten

Ziel des Projektes ist es, sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Sexismus zu engagieren. Insbesondere, indem ein Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt wird. Dies soll ermutigen, an bereits dagewesene politische Kämpfe anzuknüpfen, diese weiterzuführen und damit dem verbreiteten rassistisch und sexistisch geprägten Meinungsbild entgegenzutreten. Doch die Conzepte-Artikel sollen nicht nur Vertreterinnen und Vertreter von Minderheiten und interessierte Gruppen, wissenschaftlich und künstlerisch tätige und bereits Engagierte, erreichen. Mit der Publikation in den Printmedien erreicht Conzepte auch deren Leserinnen und Leser und spricht somit ein breitgefächertes Spektrum an Adressatinnen und Adressaten an. „Die Texte richten sich an ein breites und junges, politikinteressiertes Publikum. Sie dienen zur (Selbst)Ermächtigung gesellschaftlich diskriminierter Personen und Gruppen und sollen weitere Verbindungen zwischen unterschiedlichen Gruppen herstellen sowie den Austausch über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg ermöglichen“, erklärt Jo Schmeiser. Bereits nach dem ersten Artikel waren Erfolge sichtbar. „Es gab bereits Artikel über das Projekt und rege Kontaktaufnahmen mit Fragen und Kommentaren“, resümiert Jo Schmeiser.

Die Idee des Projekts „Conzepte“ ist ungewöhnlich. Anstatt auf lautstarken Protest setzt der Verein zur Förderung kommunikativer Eingriffe auf eine leise Form der Aufklärungsarbeit. Damit setzt „Conzepte“ auf einmalige Weise an einem schwer erreichbaren Punkt an. Das rassistische, antisemitische und sexistische Denken, dass in vielen Köpfen verankert ist, wird den Leser_innen durch die Lektüre bewusst gemacht. So zeigen die drei Texte auf, dass dieses Denken noch längst nicht der Vergangenheit angehört, sondern den Alltag bis in die Gegenwart hinein bestimmt.

Von Katharina Weile und Linda Polónyi

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