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„Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten“

Foto: Septem Trionis, cc

Nach 67 Jahren wird endlich das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Rroma Europas in Berlin eingeweiht. Vertreter beider Gruppen begehen diesen besonderen Tag mit einer gemeinsamen Aktion. Unterstützt werden sie dabei von der Amadeu Antonio Stiftung.

Auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ist die Berichterstattung und öffentliche Meinung über Sinti und Roma überwiegend fremdbestimmt. Dabei sind oft Schlagwörter wie „nicht integrierbar“,  „bildungsfern“  oder „unprofessionell“ vorherrschend.

Dieser fremdbestimmten Meinungspolitik möchten das 2011 gegründete Rroma Informations Centrum e.V. und die seit 2009 bestehende Initiative Rromnja aktiv mit einer selbstbestimmten Arbeit entgegentreten.  Im Verein sind daher alle Schlüsselpositionen mit Rromafachleuten besetzt, welche sich mit rromabezogenen Themen auseinandersetzen.  Denn wie der Verein erklärt,: „Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten. Das Rroma Informations Centrum e.V. bietet eine Plattform für Rroma Aktivist_innen, um Stimmen hörbar zu machen und die Vielfalt der Rroma- Perspektiven zu Themen wie Bildung, Politik und Kunst aufzuzeigen und zur gesamtgesellschaftlichen Reflexion beizutragen.“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Initiative Rromnja; ein Zusammenschluss von Berliner Rroma- und Sinti- Frauen, „die nicht länger hinnehmen wollen, dass die Ablehnung von Roma und Sinti, Feindseligkeiten und Gewalt gegen Roma und Sinti verschwiegen, bagatellisiert oder gar gerechtfertigt werden.“

Antiziganismus jeglicher Form muss benannt und bekämpft werden- dafür setzen sich die Frauen dieser Initiative aktiv ein. Dabei sind das politische Gedenken an Opfer von rassistischen Morden, Redebeiträge und Empowerment erste Aktivitäten des Zusammenschlusses. Die Initiative beobachtet aber auch kritisch den gesellschaftlichen Umgang mit Sinti- und Roma und möchte mit ihren Aktionen maßgeblich zur Reflexion anregen.

Anlässlich der bevorstehenden Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Sinti und Rroma Europas in Berlin begehen das Rroma Informations Centrum e.V. und die Initiative Romnja diesen besonderen Tag mit einer gemeinsamen Aktion. „Wir Nachkommen sehen uns in der Pflicht, die Erlebnisse unserer Großeltern- Generation nicht verstummen zu lassen und ihre Erinnerungen zu würdigen. Daher soll die Vereinigung von Sintizza und Rromnja besonders an diesem Tag und an diesem Ort Einigkeit demonstrieren.“

Deshalb gibt es mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung am 25.Oktober 2012 eine Lesung und Vernissage von Ceija Stojka. Sie prägte als eine der ersten Rromnja durch ihre Perspektive als Zeitzeugin mit ihren künstlerischen Werken das kollektive Gedächtnis der Rroma. Ihr Beitrag, der sowohl aus Malerei, Poesie und Literatur besteht, bietet eine vielfältige Einsicht und Perspektive auf die schrecklichen Geschehnisse des Nationalsozialismus so wie seine Kontinuitäten.

Die Ausstellungseröffnung ist mit einer Lesung verbunden, bei der die Autorin trotz ihres hohen Alters selbst anwesend sein wird – ihre Präsenz ist von hoher emotionaler und symbolischer Bedeutung. Ihre Werke fungieren dabei als Archiv des begangenen Unrechts und des gleichzeitigen Überlebenswillens.

Das Projekt ehrt die Ermordeten, zollt den Überlebenden Respekt und schafft damit einen respektvollen Rahmen für diesen gedenkwürdigen Tag.

 

Von Diana Buhe

 

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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