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Alles im weißen Bereich? Institutioneller Rassismus in Sachsen

© D. Starosta/Kulturbüro Sachsen

Unter dieser Überschrift fand am 07.02.2014 die fünfte Veranstaltung einer Reihe zu Fragen von demokratischer Kultur in Sachsen statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung den Räumen des Hygienemuseums in Dresden durch die Amadeu Antonio Stiftung.

Fast 200 Teilnehmer/innen interessierten sich für die Tagung, die sich dem strukturellen und institutionellen Rassismus in Sachsen widmete. Anhand von praktischen Beispielen als auch durch eine direkte Ansprache der Teilnehmenden regte Manuela Ritz (Autorin, Antirassismustrainerin) in ihrer Einführung eine Sensibilisierung für das Bewusstsein: „wir sind alle Teil des Systems und damit auch des strukturellen und institutionellen Rassismus, wir können uns lediglich entscheiden, ob wir ihn bestärken, er uns egal ist und nichts angeht oder ob wir uns aktiv und parteilich dagegen positionieren“, an.

Für Dr. Mark Terkessidis (Autor, Migrationsforscher, Psychologe, Journalist) ist rassistisches Wissen ein grundlegendes gesellschaftliches Wertesystem, das einen Konsens in der weißen Mehrheitsgesellschaft darstellt. Es müsse deshalb nicht allein darum gehen sich mit individuellen Vorurteilen zu beschäftigen. Sondern mit einem vorhandenen rassistischen Konsens innerhalb unserer Gesellschaft.

In anschließenden Workshops bekamen konkrete Erfahrungen und Beispiele wie. z.B. Rassismus im Ort, Rassistische Diskriminierungen in Arbeit und Ausbildung, zum Umgang mit rassistischen Einlasspraxen in Clubs und Diskotheken, Racial Profiling und schwarze deutsche Literatur einen Raum.

Unter der Überschrift „Racial Profiling“ beleuchtete Martin Herrnkind (Amnesty International) diverse Polizeipraktiken, die rassistischer und diskriminierender Natur sind. Personenkontrollen, die nach ethnischen und kulturellen Zuschreibungen geschehen, seien dabei nur eine Facette. Diese alltägliche Polizeipraxis verstößt massiv gegen den Grundsatz der Gleichheit des Art. 3 Grundgesetz. Racial Profiling gehe jedoch über diese Kontrollen hinaus und finde sich in einer ganzen Bandbreite von stereotypen Zuschreibungen in der Ermittlungsarbeit wieder. Auch die Initiative KOP, die Kampagne für Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt, in Dresden berichtete ihre Arbeit. Anhand eines Fallbeispieles wurden Fragen zum Racial Profiling beantwortet und anschließend im Plenum diskutiert.

Auch für die kulturelle Untermalung in Form einer Tragikomödie war gesorgt, durch das Theater „La Lune“ mit ihrem Stück „just a little bit racist“.
Die Veranstaltung machte Lust auf mehr. Nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch wegen der großen Anzahl an Teilnehmenden die zusammen gekommen waren, besteht die Hoffnung, dass institutioneller Rassismus in Sachsen zukünftig kein Tabu mehr darstellt. Und so auf den unterschiedlichsten Ebenen angegangen werden kann.

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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