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„Weil es uns ein Anliegen ist“

Foto: Benjamin Krüger

Wie vielerorts in Deutschland hetzen Rechtsextreme auch in Berlin-Britz gegen eine neue Flüchtlingsunterkunft. Schülerinnen und Schüler vor Ort haben als Antwort darauf ein Theaterprojekt ins Leben gerufen.

Von Lisa Herbst

Seit März 2014 gibt es in Berlin Neukölln-Britz ein Flüchtlingsheim. Es soll für ca. 400 Flüchtlinge, überwiegend aus den Bürgerkriegsgebieten Syriens, als Unterkunft dienen. In den letzten Wochen war die Unterkunft Gegenstand einiger NPD-Kundgebungen unter dem Slogan „Asylantenheim? Nein danke!“. Ihre öffentliche Präsenz im Britzer Straßenbild und die steigende Zahl rassistischer Bedrohungen, Übergriffe und Brandanschläge sind sehr beunruhigend. Gegeninitiativen wie das Aktionsbündnis Britz bzw. die Gegenkundgebungen der Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ haben jedoch gezeigt, dass das Flüchtlingsheim unter den Anwohnerinnen und Anwohnern weitgehend auf Toleranz stößt und sie sich offen gegen Rechts stellen.

Auch die Schülerinnen und Schüler der nahegelegenen Fritz-Karsen-Schule wollen in der Nachbarschaft dazu anregen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Deshalb haben sie ein Theaterprojekt ins Leben gerufen. „Wir machen das, weil es uns ein Anliegen ist, Akzeptanz zu schaffen und in Britz die Flüchtlingsthematik höchst aktuell ist“, sagt der Abiturient Tomer Yavor über die Motivation der Gruppe.

In Eigenregie gestalten

Hilfe suchen sie bei dem Theaterpädagogen Harald Hahn vom Legislativen Theater Berlin, der sie bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützen wird. Das Theater experimentiert mit künstlerischen Ausdrucksformen, um Initiativen und deren Anliegen politisches Gehör zu verschaffen. „Öffentlichkeit ist der Beginn politischer Veränderungen für diejenigen, die keine große Lobby haben und aufgrund von gesellschaftlicher Ungleichheit oder Diskriminierung in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert sind“, heißt es dort.

„Wir wollen mit Hilfe des Legislativen Theaters die Menschen auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen“, erklärt Schüler Tomer. „Dabei legen wir Wert darauf, dass wir Gesetze durch gehen, die durchaus zu hinterfragen wären und zum anderen wollen wir mit dem Publikum erarbeiten wie man gegen Flüchtlinge gerichtete Tischparolen entgegnen können.“ Das Vorhaben haben Tomer und seine MitschülerInnen in Eigenregie erarbeitet. Sieben Schülerinnen und Schüler des 12. und 13. Jahrgangs der Fritz-Karsen-Schule beteiligen sich inzwischen an dem Projekt.

Seit Ende März arbeiten sie an dem Stück, bei dem sie besonders auf die Einbeziehung des Publikums setzen. „Uns ist es wichtig, dass die Zuschauenden sich in der Situation erproben können.“ Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt das Projekt finanziell, weil es aus der Eigenregie der Schülerinnen und Schüler entsteht und vor Ort Verständnis für die Situation der Flüchtlinge wecken will.

Foto: Benjamin Krüger (CC BY 2.0)

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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