Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Von der digitalen Welt in die analoge Offensive – Straßengezwitscher e.V.

Der Verein Straßengezwitscher e.V. ist besonders über Twitter bekannt geworden, in diesem Herbst geht er nun von der digitalen Welt in die analoge Offensive: Am 8. und 9. Oktober fand der Kongress „2gather – gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ in Dresden statt.

Von Nicole Wiedemann und Teresa Sündermann

18.000 Follower_innen verfolgen seit März 2015 über den Twitteraccount @streetcoverage des Vereins Straßengezwitscher e.V. täglich journalistische Beiträge über rassistische Übergriffe und rechte Demos in Sachsen. Der Verein ging nun einen Schritt weiter: Auf dem Kongress „2gather – gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ wurden aus unterschiedlichen Perspektiven Handlungsstrategien für eine aktive, weltoffene Zivilgesellschaft erarbeitet.

Sächsische Kleinstädte wie Heidenau, Freital oder Clausnitz erlangten in den letzten Monaten durch flüchtlingsfeindliche Demonstrationen und rassistische Übergriffe traurige Berühmtheit, während PEGIDA noch immer jeden Montag durch die Dresdener Innenstadt marschiert. Allein in diesem Jahr wurden in Sachsen bereits 166 Angriffe auf Asylsuchende und deren Unterkünfte verzeichnet.

Diese gesellschaftliche Entwicklung will ein Verein aus Dresden nicht tatenlos mitansehen. Straßengezwitscher e.V. recherchiert, informiert, erklärt und engagiert sich so aktiv für demokratische Alltagskultur.

In diesem Herbst ging es nun von der digitalen Welt in die analoge Offensive: Auf dem Kongress „2gather – gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ kamen zivilgesellschaftliche Akteur_innen und Bürger_innen zusammen, um über die unterschiedlichen Perspektiven von Zivilgesellschaft, Kunst, Journalismus und Politik im Umgang mit Rassismus und Flüchtlingsfeindlichkeit zu reden.

Welche Strategien können wir entwickeln, um adäquat und verantwortungsbewusst auf den zunehmenden Rassismus zu reagieren? Wie gehen wir mit den flüchtlingsfeindlichen Übergriffen um und was setzen wir dem entgegen? – Antworten auf diese Fragen wurde in unterschiedlichen Workshops erarbeitet. Die Vernetzung und der Austausch unter bereits engagierten Gruppen und Initiativen wurden hierbei gestärkt und weiter vertieft. Wer noch unsicher war, wie man sich selbst einbringen könnte, fand auf diesem Kongress viele Anregungen und Ideen.

Es waren zahlreiche spannende Gäste und Referent_innen anwesend, darunter der „Wir sind jung, wir sind stark“-Regisseur Burhan Qurbani sowie Dr. Petra Schickert vom Kulturbüro Sachsen e.V. Beide sprachen am Samstag, als der Fokus der Veranstaltung auf Sachsen lag.

Am zweiten Tag des Kongresses wurde Rechtspopulismus und –extremismus in den Fokus genommen und als wichtiger Gegenpol hierzu gesellschaftliches Engagement thematisiert. „Völkische Gesinnung ist unvereinbar mit Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Demokratie und Menschenwürde“, betonte die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, in ihrer Eröffnungsrede. Umso wichtiger sei es, dass sich Menschen vor Ort gegen Menschenfeindlichkeit und undemokratische Gesinnung aussprechen, engagieren und darin unterstützt werden. „Das Große, so heißt es im Jüdischen, liegt im Kleinen. Das eine ist ohne das andere einfach nicht zu haben!“, schloss sie ab. Ihr folgte der Präsident des EU-Parlaments Martin Schulz, der das Themenfeld aus der europäischen Perspektive beleuchtete.

Die Organisatoren zeigten sich sehr zufrieden: „Der Kongress war an den beiden Tagen ein großer Erfolg. Es wurden Visionen, Methoden und Impulse vermittelt und die Veranstaltung weit über Dresden und Sachsen hinaus positiv wahrgenommen. Wir als Organisationsteam möchten uns ganz besonders bei den freiwilligen Helfern bedanken. Jetzt kommt es darauf an, dass die Impulse von den Teilnehmenden hinausgetragen werden und somit wirken können.“

Wer mehr über die Ergebnisse und den Aktivitäten von Straßengezwitscher e.V. wissen möchte, findet sie hier.

Straßengezwitscher e.V. wurde dieses Jahr für sein Engagement, neben fünf weiteren Initiativen, für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Dieser wird bereits zum zehnten Mal verliehen. Die Preisverleihung findet am 8. November in der Schlosskapelle des Residenzschlosses in Dresden statt.

Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wird ausgelobt von der Amadeu Antonio Stiftung, der Freudenberg Stiftung, der Sebastian Cobler Stiftung und der Stiftung Elemente der Begeisterung. Er wird von der Cellex-Stiftung und dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag unterstützt. Mit dem Preis werden innovative Projektbeispiele aus der Zivilgesellschaft prämiert und ermutigendes Engagement von Kommunen ausgezeichnet.

Weiterlesen

452200360-1280x720

AfD vor Gericht: Die Herzkammer des Rechtsextremismus

Das Oberverwaltungsgericht Münster soll entscheiden, ob die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darf. Währenddessen hat sich die AfD vom parlamentarischen Arm zur Herzkammer des Rechtsextremismus in Deutschland entwickelt. Wer die AfD bewerten will, muss auch ihre Vorfeld- und Unterstützungsstrukturen in den Blick nehmen.

DSC00395
Hier wirkt Ihre Spende

Engagierte aus Niedersachsen schützen Lokalpolitiker*innen vor Hass

Aktuelle Statistiken und Umfragen zeigen eine deutlich gesunkene Hemmschwelle zu Anfeindungen, Beleidigungen und Angriffen gegen Lokalpolitiker*innen. Auch im niedersächsischen Landkreis Gifhorn erleben Kommunalpolitiker*innen Anfeindungen. Engagierte, die solchen Hass schon selbst erlebt haben, machen sich stark für die Unterstützung von Betroffenen.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.