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„History Reclaimed. Digitale Geschichtspfade zum NSU-Terror“

„Rechter Terror…? Der NSU…? Hier…? Davon weiß ich (noch) nichts.“ Hinterfragen, lernen, austauschen, weitergeben und selbst wachsen:  Die Erarbeitung einer Stadtrundgang-App zum NSU-Terror, soll Jugendlichen die Möglichkeit geben eigene Aha-Momente in Bezug auf rechte Gewalt im eigenen Stadtteil, an andere weiterzugeben. 

 

Von Anne Gehrmann

 

„Rechter Terror? Der findet doch woanders statt. Was hat der NSU denn mit meinem Stadtteil zu tun?“ Zur Auseinandersetzung mit diesen Fragen ruft das Projekt „History Reclaimed“ des Kölner Vereins LaTalpa e.V. auf. In Köln, Hamburg, Dortmund, Kassel, Rostock, Nürnberg und München, also den sieben Städten, in denen der Nationalsozialistische Untergrund mordete, wollen sie zusammen mit Jugendlichen ein interaktives Projekt auf die Beine stellen. Ziel: Die Geschichte von Migration, Rassismus und dem NSU im eigenen Stadtteil erforschen, digitalisieren und als Stadtrundgang-App für Interessierte leicht zugänglich zu machen.

In Zusammenarbeit mit ortsansässigen Vereinen plant  LaTalpa e.V. ein Projekt, das Jugendlichen die Chance geben soll eigenverantwortlich der Migrationsgeschichte und der Geschichte des NSU in ihrem eigenen Stadtteil nachzuspüren, Informationen zu sammeln und auszuwerten. Anschließend soll das gesammelte Wissen in einem digitalen Stadtrundgang (App) gebündelt werden. Dieser ermöglicht es, die Orte kennenzulernen, an denen der NSU gezielt Menschen ermorderte. Die Auswahl der Orte geht dabei über die „üblichen“, im NSU-Kontext genannten hinaus. Die Perspektive der Betroffenen und die Bedeutung dieser Orte in der gesellschaftlichen Erinnerung stehen bei dem Projekt im Vordergrund. Die Stärke des Projektes besteht darin, die Geschichte des eigenen Stadtteils im Kontext von Migration und Alltagsrassismus kennenzulernen.

Die Idee zum Projekt entstand vor drei Jahren. In einem Vorgängerprojekt sammelten Schüler_innen bereits viele Informationen. Im Anschluss stellten sie die Frage:  Wie können wir die zahlreichen gesammelten Informationen anschaulich aufbereiten? Die Wahl fiel auf die digitale Variante als App. Die Vorteile: Interaktivität, leichter Zugang und die Möglichkeit auch Menschen außerhalb des Projekts anzusprechen. In der Erarbeitung der App setzen sich die Jugendlichen mit dem historischen und aktuellen Geschehen in ihren Stadtteilen auseinander. Damit werden sie selbst politisch aktiv und nehmen Einfluss auf ihrem Kiez und darüber hinaus. Im Verlauf des Projektes treffen die Jugendlichen sich mit Vertreter_innen lokaler Gedenkinitiativen und deren Unterstützer_innen, besuchen Erinnerungsorte, arbeiten mit Berichten aus den regionalen NSU-Untersuchungsausschüssen und lernen die nötigen Methoden zum Erstellen der App. In der zweiten Projektphase besuchen sie gemeinsam das ebenfalls von der Amadeu Antonio Stiftung geförderte NSU-Tribunal in Köln. Eine Art Konferenz, auf welcher  sie von ihrer Arbeit berichten und Interviews mit Betroffenen und Zeug_innen führen können.

„Das Projekt „History Reclaimed“ ermöglicht es Jugendlichen, sich mit der Geschichte der Migration und des Rassismus in ihrer Stadt auseinanderzusetzen“, so David Stoop einer der Projektkoordinator_innen. „Sie positionieren sich dabei auch mit ihren eigenen Geschichten und machen die Erfahrung, dass ihre öffentliche Erzählung Teil einer übergreifenden Debatte wird. Die Schüler_innen erfahren sich somit als Akteur_innen der Geschichtsschreibung, sie müssen aber auch Verantwortung übernehmen für das, was sie veröffentlichen.“

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