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Völkischer Rechtsextremismus im ländlichen Raum

Tosterglope, Schriftzug an einem Biolandhof, © Tim Hoppe (GARP)

Ein völkisches Maifest mit germanischem Brauchtum, Rechtsrock vom Nachbarhof, ein Hitlergruß beim Schützenfest: Ländliche Räume sind zentrale Aktionsorte von Rechtsextremen. Besonders in Regionen, die von Abwanderung betroffen sind, demokratische Parteien weniger sichtbar sind und zivilgesellschaftliche Akteur*innen sich zurückgezogen haben. Dort, wo die Bevölkerung vergleichsweise homogen ist und durch den Wegzug junger Menschen zusehends überaltert, greift rechte Agitation. Zeltlager völkischer Gruppierungen, bei denen Kinder mit rechtsextremer Ideologie indoktriniert und militärisch gedrillt werden, finden im ganzen Bundesgebiet statt. Während in den westlichen Bundesländern viele alteingesessene völkische „Sippen“ anzutreffen sind, ist Ostdeutschland für völkische Siedlungsbestrebungen und Rechtsextreme aus westlichen Bundesländern besonders attraktiv.

 

Völkische Siedlungsbestrebungen vereinen die Ideologie des völkischen Nationalismus mit der politischen Aktionsform der strategischen Raumergreifung und einem Lebensstil, der sich uneingeschränkt an der rechtsextremen Ideologie orientiert. Da völkische Rechtsextreme „das Volk“ als eine starre, überhistorische Einheit sehen, dessen Charaktereigenschaften nach der „Blut und Boden“-Ideologie durch den „Lebensraum“, in dem ein „Volk“ lebt, bestimmt werden, kommt diesem eine besondere Bedeutung zu. Diese als natürlich angesehene Verbindung wird durch das Leben auf dem Land in ihrer Weltsicht in einzig “richtiger”, ursprünglicher Art und Weise umgesetzt. Daraus leitet sich für völkische Rechtsextreme eine politische Zielsetzung und eine klare strategische Ausrichtung ab, die den ländlichen Raum als politisches Kampfgebiet wahrnimmt und diesen auch zu einem wichtigen infrastrukturellen Ort der rechtsextremen Szene macht. Aus diesen Gründen lassen sich völkische Rechtsextreme gezielt in abgelegenen Gegenden nieder.

Die rechtsesoterische Anastasia-Bewegung stellt unter den rechten Siedlungsbestrebungen in ländlichen Räumen ein Netzwerk dar, das auf Grundlage einer 10-bändigen Romanreihe den Aufbau sogenannter Familienlandsitze und –siedlungen zum Ziel hat. Hinter der ökologischen Fassade von Selbstversorgung und Naturschutz verbreiten sie antidemokratisches und antisemitisches Gedankengut.

 

Völkischer Rechtsextremismus muss als Gefährdung der pluralistischen und demokratischen Gesellschaft ernstgenommen werden. Besonders in instrukturschwachen Regionen müssen zivilgesellschaftliche Initiativen unterstützt und gefördert werden und ihr Agieren sichtbar gemacht werden, um rechtsextremer Agitation eine offene, vielfältige Gesellschaft entgegenzusetzen.

 

Die Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus berät Einzelpersonen, Kommunen, Sozialarbeiter*innen, Initiativen und Bildungseinrichtungen im Umgang mit völkischem Rechtsextremismus. Ihnen ist im Umgang und der Auseinandersetzung mit Rechtsextremen zu empfehlen, sich zunächst umfassend zu informieren und klar zu positionieren. Dazu gehört, sich eindeutig gegenüber menschenfeindlichem Gedankengut abzugrenzen und diesem demokratische Werte entgegensetzen. Eine ausbleibende kritische Distanzierung verharmlost und normalisiert Diskriminierung und bestärkt Rechtsextreme in ihrem Handeln.

 

Für weitere Informationen:

 

Mehr Informationen zum Thema demokratische Kultur im ländlichen Raum finden Sie auf laendlicher-raum.info

 

Telefon: 030. 240 886 14

e-Mail: fachstelle@amadeu-antonio-stiftung.de

 

 

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