28. Befeuern Sie keine Skandale
28. Befeuern Sie keine Skandale
Emotionale Inhalte erhalten in Sozialen Netzwerken erfahrungsgemäß viele Reaktionen. Dieser Einsicht hat Facebook zum Beispiel im Februar 2016 mit der Einführung von sechs Emoticon-Reaktionsmöglichkeiten Rechnung getragen. Sie stehen seither neben dem schlichten Like-Button, der emblematisch für das immer noch meistgenutzte Soziale Netzwerk der Welt steht. Je kontroverser ein Thema präsentiert wird, desto mehr und umso emotionaler sprechen User*innen Online darüber. Werbeagenturen nutzen dieses schlichte Kontroversitäts-Prinzip schon lange geschickt aus. Gerade grenzüberschreitende, misogyne oder rassistische Aussagen werden in Werbekampagnen gezielt eingesetzt, um Empörungswellen von Internet-Nutzer*innen auszulösen und so Aufmerksamkeit zu generieren – frei nach dem Motto „jede PR ist gute PR“.

Kontroversität und kalkulierte Tabubrüche sind aber auch ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von rechtsradikalen Akteur*innen. Wenn etwa der Nationalsozialismus und Holocaust von Politiker*innen zu einem „Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte" erklärt werden oder darüber gesprochen wird, auf Flüchtlinge an der Grenze zu schießen, dann werden diese in den Medien und von tausenden User*innen Sozialer Netzwerke zwar in skandalisierender Absicht wiederholt – aber sie werden tausendfach wiederholt. Andere – eigentlich radikale – Forderungen wie die nach Abschiebungen in Bürgerkriegsländer wie Libyen, wirken daneben gemäßigt und irgendwie akzeptabel.
Unterscheiden Sie zwischen echten Skandalen und künstlichen Aufregern. Überlegen Sie: Verhelfen Sie durch Ihre Reaktion darauf vielleicht ungewollt einer menschenfeindlichen Aussage zu mehr Aufmerksamkeit? Lässt sich das Gesagte auch beschreiben, ohne die Aussage wörtlich zu übernehmen? Beschreiben und benennen Sie in jedem Fall, was an der Äußerung problematisch ist. Das erschließt sich nämlich nicht allen Ihren Follower*innen in jedem Fall von alleine.