Weiter zum Inhalt

27. Wirken Sie dem Online-Enthemmungseffekt entgegen

27. Wirken Sie dem Online-Enthemmungseffekt entgegen

Um die Problematik der manchmal überbordenden Menschenfeindlichkeit im Internet zu analysieren und nach Lösungen zu suchen, ist es wichtig, zwischen Internet-Problem, spezifischen Plattformproblemen sowie gesellschaftlichen und politischen Ursachen zu unterscheiden. Ein klassisches Problem, das durch die technologische Architektur des Internets entsteht, hat der US-Psychologe John Suler bereits im Jahr 2004, also vor dem Siegeszug der algorithmisch gesteuerten Sozialen Netzwerke wie wir sie heute kennen, untersucht: Suler wollte wissen, warum Online-Diskussionen so häufig und schnell eskalieren. Als „Online Disinhibition Effect“ (Online-Enthemmungs-Effekt) beschreibt er die Tatsache, dass Menschen im Internet Dinge tun oder sagen, die sie ansonsten nicht tun würden – sie agieren also unbefangener. Das kann positiv sein, weil uns die Kommunikation unter einem Pseudonym erlaubt, spielerisch mit unserer Identität umzugehen.

Gleichsam fehlen bei der Online-Kommunikation in Chats, Diskussionen oder per Mail diejenigen Signale, die unsere Empathie gemeinhin fördern. Menschen agieren Online enthemmter, weil unser Gegenüber unsichtbar ist und sowohl Augenkontakt als auch Mimik und Gestik fehlen. Abwertung fällt außerdem leichter, weil die Kommunikation asynchron verläuft und wir keine unmittelbaren Reaktionen wahrnehmen. Dazu kommt noch, dass durch die Pseudonymität viele Menschen denken, das Internet habe einen spielerischen Charakter und Online würden nicht dieselben Regeln gelten wie Offline. Dazu kommt laut Suler, dass an den meisten Kommunikationsorten des Internets eine sichtbare Autorität fehlt und manche Nutzer*innen das Netz deshalb für einen regellosen Raum halten, in dem sie sanktionslos alles äußern können. Als Betreiber*in einer eigenen Social-Media-Seite können sie vor allem beim letzten Punkt ansetzen, engagiert moderieren und Hassredner*innen Grenzen aufzeigen und so Kommunikationsnormen durchsetzen.

Weiterblättern zum Gastbeitrag Jasmina Kuhnke Aufmerksamkeit schenken durch Social Media-Takeover
Zur Kapitelübersicht zurück klicken.
Weiterblättern zu Tipp 28: Befeuern Sie keine Skandale

Onlineratgeber von

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.