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„Haus der Demokratie“ in Zossen verwüstet

Heruntergerissene Fotos und Plakate im verwüsteten "Haus der Demokratie" in Zossen.


Die Reihe rechtsextremer Übergriffe in Zossen reißt nicht ab. Vor knapp zwei Wochen eröffnete dort das „Haus der Demokratie“, ein Projekt der Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, die sich gegen rechtsextreme Strukturen in der Stadt engagiert. Heute wurde bekannt, dass Unbekannte in das Haus eingebrochen sind und die Räume verwüstet haben.

„Der Angriff richtete sich ganz gezielt gegen die Bürgerinitiative“, sagt deren Sprecher Jörg Wanke. Die Zerstörung habe sich vor allem auf den Raum konzentriert, in dem die Bürgerinitiative mit Fotos und Texten Neonazi-Anschläge in der Stadt dokumentierte. Die größten Schäden seien durch das Feuerlöschpulver entstanden, das die unbekannten Täter in den Räumen verstreuten. Wanke vermutet Mitglieder der „Freien Kräfte Teltow-Fläming“, einer Gruppe sogenannter Autonomer Nationalisten, hinter der Tat. Auch die Polizei gehe von einem rechtsextremen Hintergrund des Einbruchs aus, so der Sprecher der Bürgerinitiative.

Viele Projekte sollten nächste Woche starten

Mit dem „Haus der Demokratie“ haben die Mitglieder der Bürgerinitiative einen Anlaufpunkt geschaffen für interessierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger, die einen Beitrag für die politische, kulturelle und soziale Entwicklung der Stadt leisten wollen. Eine Babysitterjobbörse, Proberäume für lokale Jugendbands, eine Schreib- und Geschichtswerkstatt sind nur einige der Projekte, die im „Haus der Demokratie“ eine Heimat finden sollen und  eigentlich im Lauf der nächsten Wochen starten sollten.
In den letzten Monaten kam es immer wieder zu rechtsextrem motivierten Straftaten in der Kleinstadt südlich von Berlin. Neonazis störten in der Vergangenheit antifaschistische Veranstaltungen und Konzerte. In regelmäßigen Abständen werden Häuser und Denkmäler mit rechtsextremen Parolen und Todesdrohungen beschmiert, „Jörg Wanke stirbt bald“ konnte man etwa im August an den Sprecher der Bürgerinitiative gerichtet auf einer Hauswand lesen. Gleich daneben stand: „Zossen bleibt braun“.

„Haus der Demokratie“ bereits wieder geöffnet

Doch die Zossener Bürgerinnen und Bürger setzen den Rechtsextremen aktiv etwas entgegen. Das Projekt „Haus der Demokratie“ ist nur ein Beispiel in einer Reihe von Informationsveranstaltungen, Demonstrationen und Demokratiefesten, mit denen sie sich gegen die Neonazis zur Wehr setzen. Von der Stadt bekämen sie kaum Unterstützung, die Bürgermeisterin sei der Meinung, Rechtsextremismus sei erst durch die Aktivitäten der Bürgerinitiative überhaupt zu einem Problem geworden, sagt Wanke. Trotzdem wollen die Zossener nicht aufgeben: Das „Haus der Demokratie“ hatte gestern schon wieder geöffnet, in den weniger beschädigten Räumen trafen sich wie gewohnt Initiativen und Projekte. „Wir lassen uns nicht abschrecken“, sagt Wanke.

Verena Haßler

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