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Neonazis erkennen – Projektttage in Jena


Im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis in Thüringen“ fand ein dreitägiger Workshop am Staatlichen Befurfsbildenden Schulzentrum Jena-Göschwitz statt. Ziel war die Sensibilisierung der Schüler und Lehrer für rechtsextreme Symbole und Parolen.

„Ein Nazi ist ein rechtsradikaler Waschlappen“, antwortete ein Schüler auf die eingangs gestellte Frage der Referenten, was denn ein Neonazi sei. Mit dieser Frage wurden die Schülerinnen und Schüler des Staatlichen Berufsbildenden Schulzentrums in Jena ermuntert erst einmal selbst zu überlegen. Es scheint banal, doch zunächst muss man wissen, wogegen man sich positioniert. Viele würden sich selbst eher nicht als Neonazi bezeichnen. Doch Rassismus und Antisemitismus sind verbreitet und nicht nur bei bekennenden Neonazis anzutreffen.

Was ist ein Neonazi?

Um zu erklären, was Neonazis denken und wie sie auftreten entwickelte das Bildungswerk BLITZ e.V. das Projekt „Rechte Symbole und Rechte Parolen – erkennen und adäquat reagieren“. In einem dreitägigen Workshop in unterschiedlichen Klassen des Schulzentrums diskutierten Schüler und Lehrer gemeinsam über Rechtsextremismus. Eingeleitet wurde mit „Napola – Elite für den Führer“, ein Film über zwei Jugendliche in einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt während des Nationalsozialismus.

Mitgestalten statt dumpf dasitzen

Der BLITZ e.V. bot mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung einen Workshop an, der mit den Schülerinnen und Schülern arbeitete. Schließlich war erklärtes Ziel zivilcouragiertes Handeln und demokratische Einstellungen zu fördern. Mit einem Vortrag im Frontalstil lässt sich das schwer bewerkstelligen. So erstellte BLITZ e.V. ein Forumstheater, das es den Schülerinnen und Schülern ermöglichte den Workshop mit zu gestalten. Die Methode beinhaltet, dass Personen aus dem Publikum in die Rolle der Darstellenden schlüpfen und dadurch Teil des Geschehens werden. Somit wird es möglich die Position anderer zu verstehen oder auch das durch Diskriminierungen verursachte Gefühl bei Betroffenen zumindest zu erahnen. Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit Hilfe dieser darstellerischen Form intensiv mit Konfliktsituationen auseinandergesetzt.

Auch der informative Teil ging nicht unter. So wurde über rechtsextreme Musik debattiert, rechtsextreme Symbole wurden erläutert und auch über die Rolle von Frauen in der Szene aufgeklärt. Doch nicht nur die Schülerinnen und Schüler wollen lernen – auch die Lehrkräfte wissen noch längst nicht alles. „Viele der aktuellen Symbole hätte ich nicht als rechtsextrem eingeordnet. Ich habe auch etwas dazu gelernt“, sagt ein Lehrer der Schule.

Nachhaltigkeit

„Als UNESCO-Projektschule ist es uns besonders wichtig, aktive Demokratiebildung zu etablieren, was natürlich auch die Aufklärung über Rechtsextremismus beinhaltet“, sagt Frank Weingart, stellvertretender Leiter des Berufsschulzentrums dazu. Es ist wichtig, dass Aufklärung nicht nur punktuell geschieht, sondern nachhaltig gearbeitet werden kann. Gerade in Thüringen ist die Neonaziszene gut vernetzt; NPD und Kameradschaftsszene arbeiten eng zusammen. Jena war vor kurzer Zeit noch Veranstaltungsort für die Neonazigroßveranstaltung „Fest der Völker“. Das Bundesland Thüringen steht in der Verantwortung zu handeln. Bisher ist es das einzige ostdeutsche Bundesland ohne ein eigenes Programm gegen Rechtsextremismus.

von Nora Winter

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