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Die Perspektive wechseln: Das May-Ayim-Ufer

May-Ayim-Ufer, Foto: S1, cc


Am Samstag, dem 27. Februar, wird das Gröbenufer in Berlin in May-Ayim-Ufer umbenannt. May Ayim war eine Berliner Dichterin, Pädagogin und hat sich in ihrem wissenschaftlichen und politischen Schaffen mit Kolonialismus und Rassismus auseinandergesetzt. Ihr zu Ehren wird dazu eine Gedenktafel errichtet.

„Erstmals überhaupt in Deutschland wird ein kolonialer Straßenname ersetzt durch den Namen einer Person, die sich kritisch mit Kolonialismus und Rassismus beschäftigt hat“, sagt der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER), ein Zusammenschluss von 70 Berliner Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Am Samstag, den 27. Februar, wird das Gröbenufer an der Berliner Oberbaumbrücke feierlich umbenannt in May-Ayim-Ufer. Dazu wird eine Gedenktafel eingeweiht, die an May Ayim und ihr Wirken erinnert.

Kolonialisten ehren?

May Ayim wurde in Hamburg geboren und starb 1996 in Berlin-Kreuzberg. Sie war Gründungsmitglied der „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“ und war Herausgeberin mehrerer Bücher. In ihrem politischen aber auch literarischen Wirken kämpfte sie gegen Rassismus und Diskriminierung. Die Auseinandersetzung in Deutschland mit der eigenen Kolonialgeschichte ist lückenhaft. „In Berlin gab es bis vor wenigen Jahren so gut wie kein Bewusstsein über die Rolle der ehemaligen Reichshauptstadt“, erklärt der BER, „Auch nicht darüber, dass immer noch zahlreiche Straßennamen Kolonialverbrecher ehren“. Im Westen, Südwesten und Osten Afrikas kolonialisierten Deutsche afrikanische Gebiete. Otto Friedrich von der Groeben war Mitbegründer der Kolonie Groß-Friedrichsburg im heutigen Ghana. Groeben stand im Dienst von Brandenburg-Preußen. Das Fort war Stützpunkt zur Verteidigung deutscher Kolonien und Umschlagplatz für Sklavenhandel.

Perspektivwechsel

Ende 2007 nahm die Bezirksverordnetenversammlung in Friedrichshain-Kreuzberg den Vorschlag auf, das Ufer umzubenennen. Nach zweijährigen Diskussionen um die Verwicklung Groebens in den Sklavenhandel und die historische Faktenlage, entschied die Bezirksverordnetenversammlung im Mai 2009 die Umbenennung. In der Debatte wurde viel um die Bezeichnung „Sklavenhändler“ gestritten. War er nun einer oder nicht? Fest steht, dass Groß-Friedrichsburg ein wichtiger Handelspunkt war: für Waffen, Edelmetalle und vor allem Menschen. Die historische Faktenlage ist wichtig und dabei auch Genauigkeit, doch es ist eine politische Entscheidung, Ehrungen für ehemalige Kolonialherren zu verteilen. Oder sich zu entschließen Kolonialismus zu verurteilen, was bedeutet die deutsche Kolonialgeschichte und ihre bis heute wirkenden Folgen aufzuarbeiten. Das Ufer nach May Ayim zu benennen, ist ein Perspektivwechsel: der Bezug zum Kolonialismus wird nicht einfach getilgt, sondern die Erinnerungsperspektive umgekehrt. Eine Gedenktafel, unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung, wird am Samstag eingeweiht, die auf die Umbenennung und die Geschichte Groebens hinweist.

Von Nora Winter

 

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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