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Wirklich etwas verändern

"Rock für Deutschland" der NPD in Gera, Björn Kietzmann, c


Seit Jahren hilft der Verein „AufAndHalt“ Betroffenen von rassistischer Diskriminierung und Gewalt in Thüringen. Die Amadeu Antonio Stiftung und der Opferfonds CURA unterstützen ihn bei dieser wichtigen Arbeit.

Thüringen gerät vor allem im Sommer mit größeren Neonazifestivals in das Licht der Öffentlichkeit. „Rock für Deutschland“, „Fest der Völker“ oder „Tag der nationalen Jugend“ heißen diese Veranstaltungen. Aus nicht näher zu erfahbaren Gründen wurde im Jahr 2010 zumindest das „Fest der Völker“ 14 Tage voher abgesagt. Mal abgesehen davon, dass Neonazi-Großevents unangenehme Veranstaltungen sind, auf denen Neonazis ihrer Ideologie frönen können, ziehen sie vor allem auch organisierte Szenemitglieder aus dem Umland an. Was das bedeutet, weiß „AufAndHalt“, Anlaufstelle für Betroffene von Neonazi-Gewalt und rassistischer Diskriminierung.

1.200 Neonazis verheißen nichts Gutes

Im Jahr 2010 fand beispielsweise „Rock für Deutschland“ am 10. Juli in Gera statt. Etwa 1.200 Neonazis haben daran teilgenommen. Der diesjährige Termin liegt bis jetzt auf dem 6. August. Wenn sich 1.200 Neonazis in einer Stadt aufhalten verheißt das nichts Gutes. „Im letzten Jahr geschahen Überfälle am helllichten Tag“, sagt Christel Wagner-Schurwanz von „AufAndHalt“. So wurde ein Jugendlicher mit vitnamesischem Hintegrund beim Verlassen seines Wohnhauses mit Steinen angegriffen. Bei einer weiteren Auseinandersetzung mit Neonazis wurde eine Person vor eine Straßenbahn geschubst, die glücklicherweise noch bremsen konnte. „Trotz dieser und eventuell weiterer Geschehnisse bekamen Rechtsextreme freien Zugang zu ihrer Veranstaltung“, so Wagner-Schurwanz.

Ehrenamtlich fünf Tage die Woche

Bei solchen Ereignissen ist „AufAndHalt“ Anlaufstelle in Thüringen. Der Verein schafft es ehrenamtlich fünf Tage in der Woche das Büro für vier Stunden offen zu halten. Für Notfälle gibt es auch eine Handynummer. „AufAndHalt“ unterstützt Betroffene vor allem auch während polizeilichen Ermittlungsverfahren und Gerichtsverhandlungen.
Außerdem hilft „AufAndHalt“ auch Migrantinnen und Migranten oder Flüchtlingen, die bei Behörden rassistisch diskriminiert werden oder sich einfach nicht im deutschen Ämterdschungel zurecht finden. Aber auch ein Geschehen wie dieses ist ein Fall für „AufAndHalt“: „Eine Mutter aus dem hiesigen Flüchtlingsheim hatte beobachtet, dass häufig Jugendliche, Kinder aus dem Flüchtlingsheim von der Spielfläche, die dazu gehört, aggressiv vertreiben. Diese Situation konnten wir mit den Sozialarbeiterinnen vom Flüchtlingsheim schnell beheben“, so Wagner-Schurwanz.

Thüringenweite Zusammenarbeit

„AufAndHalt“ arbeitet aber nicht allein. Der Verein kooperiert auch mit dem Thüringer Hilfsdienst für Opfer rechtsextremer Gewalt (THO), um besser helfen zu können. „Wir wollen die Öffentlichkeit vor Ort über rechtsextreme Aktivitäten informieren“, sagt Wagner-Schurwanz. So nutzt „AufAndHalt“ den Geraer „Offenen Kanal“, um mit Sendungen über Alltagsrassismus, Antisemitismus in Thüringen oder Stolpersteine zu informieren. Außerdem beteiligt sich der Verein an lokalen Bündnissen und Runden Tischen. So sitzen Vereinsmitglieder auch am „Runden Tisch für Menschlichkeit und Toleranz der Stadt Gera“. Ebenso beteiligen sie sich beim „Bündnis gegen Rechts“. In seinen Vereinsräumen können sich auch Jugendliche treffen, die Diskussionsrunden und Seminare organisieren wollen.

So ist „AufAndHalt“ ein Verein, der aus der Perspektive der Betroffenen gegen Rassismus und Neonazis vorgehen will. Er ist Anlaufstelle für viele Menschen. Dabei wollen die Vereinsmitglieder ihr Anliegen auch in der Stadt bekannt machen und die Situation vor Ort verändern, deshalb fördert die Amadeu Antonio Stiftung „AufAndHalt“ seit mehreren Jahren.

Von Nora Winter

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