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Inklusion: Teilhabe für Alle!

 

 

Mit dem Projekt „Ein inklusives Sachsen – für alle“ setzt sich das Netzwerk Tolerantes Sachsen für die Gleichberechtigung von Menschen mit Migrationshintergrund ein. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert das Projekt.

„Der Begriff der Integration ist in aller Munde. Aber verstehen wir alle dasselbe darunter? Und ist er überhaupt aktuell?“, das fragt sich der Vorsitzende des Ausländerrats Dresden, Sebastian Vogel. Integration muss sich oftmals den Vorwurf gefallen lassen, es handle sich um eine Einbahnstraße, da von einer sozialen Gruppe verlangt wird, sich in eine andere Gruppe einzubinden. Hinter dem Begriff der Inklusion steht deshalb ein völlig neuer Denkansatz als hinter gängigen Integrationsstrategien, die oftmals nur unzureichend definiert werden.
Der Inklusionsbegriff eröffnet neue Perspektiven – Teilhabe und Teilgabe

„Inklusion sagt, es gibt weder die eine, noch die andere Gruppe. Es gibt lediglich Menschen mit ganz normalen Besonderheiten. Das Bild gefällt mir, denn es verändert unser Denken und lässt uns folglich auch unser Handeln überprüfen“, so Sebastian Vogel weiter. Mit diesem Konzept soll ein Zwang zur Anpassung vermieden werden und ein Bewusstsein gestärkt werden, in dem Vielfalt in der Gesellschaft als Normalität betrachtet wird. „Erst wenn wir unsere eigene Sichtweise auf all die stetig marginalisierten Gruppen ändern und gegen das alltägliche Phänomen der Problembezogenheit ankämpfen, werden wir auch den Blick aller anderen Menschen erweitern können, bis es keine ‚Ausländer‘, ‚Behinderten‘, ‚Asozialen‘ mehr gibt … sondern nur noch Menschen. Mit ganz normalen Besonderheiten und individuellen Herausforderungen“.

Im Vordergrund steht die Verbesserung einer aktiven Teilhabe für alle und einer Teilgabe durch alle. Im konkreten Bezug auf Menschen mit Migrationsgeschichte, unabhängig, ob sie die tatsächlich haben oder lediglich als „nicht-deutsch“ wahrgenommen werden, heißt das: Barrieren in Politik und Gesellschaft, sei es ihre mangelnde Möglichkeiten politischer und gesellschaftlicher Mitgestaltung oder ihr schwieriger Zugang zum Arbeitsmarkt, müssen abgebaut werden, um eine aktive Teilhabe zu gewährleisten.

Tatsächliche oder vermutete „nicht-deutsche“ Menschen finden sich oftmals am Rande der Gesellschaft wieder. Dies ist jedoch nicht ein Zustand einer angenommen Freiwilligkeit, sondern ist auf die strukturelle Diskriminierung und die alltags-rassistischen Anfeindungen, die sie tagtäglich erleben, zurückzuführen. Ihre Lebenswirklichkeit kann nur verbessert werden, wenn gesellschaftliche und politische Akteure für strukturelle Diskriminierungen und Alltagsrassismus sensibilisiert werden. Akteure wie diese müssen zu einer Teilgabe gestärkt werden, denn nur so können marginalisierte Menschengruppen eine aktive Teilhabe erfahren.

„Ein inklusives Sachsen – für alle“

Bereits im Jahr 2011 nahm sich das Netzwerk Tolerantes Sachsen dieser Debatte um die neuen Perspektiven, die der Inklusionsbegriff eröffnet, an und organsierte eine von der Amadeu Antonio Stiftung geförderte Auftaktveranstaltung mit dem Titel „All inclusive – Von der Normalität der Diversität“. Nach dieser theoretischen Auseinandersetzung, soll 2012 geprüft werden, inwieweit diese Erkenntnisse auch in der Praxis anwendbar sind.

Bis heute haben Migrant_innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft kaum Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Partizipation. Das Netzwerk Tolerantes Sachsen greift dieses Problem konkret auf und unternimmt in diesem Jahr den Versuch einen migrationspolitischen Inklusionskatalog zu erarbeiten. Zu diesem Zweck wird von diesem am 9. Juni 2012 eine eintägige Konferenz mit dem Titel „Ein inklusives Sachsen – für alle“ in Chemnitz veranstaltet, zu der alle interessierten Menschen mit und ohne Migrationshintergrund eingeladen sind. „Mit der Fachkonferenz versuchen wir anhand des Inklusionsansatzes die Migrationsdebatte auf andere Füße zu stellen – weg von der gruppenbezogenen Sonderfallbehandlung, hin zur individuellen Normalfallbetrachtung“, sagt Sebastian Vogel.

Wir brauchen eine Mitmachgesellschaft

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht unter anderem die Einforderung eines kommunalen Wahlrechts für Menschen ohne deutschen Pass. Das Tolerante Sachsen fordert die sächsische Politik dazu auf, verstärkt eine Mitmachgesellschaft für alle zu fördern, indem sie Menschen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, ein kommunales Wahlrecht gewähren. Von welch großer Wichtigkeit diese Forderung ist, zeigen insbesondere Kommunen mit einem hohen Anteil an Migrant_innen. „Es kann von Politik und Gesellschaft nicht angestrebt werden, dass in Teilen Deutschlands repräsentationsfreie Zonen herrschen, da die Menschen, die dort leben, zu einem Großteil keine Mitbestimmungsmöglichkeiten haben und nicht an Wahlen teilnehmen können“, sagt Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Nach Schätzungen werden vier Millionen Menschen in Deutschland daran gehindert die Politik in dem Land, in dem sie leben, mitzugestalten.

Es ist zu begrüßen, dass sich das Tolerante Sachsen diesem Problem annimmt. Demokratie begründet sich stets in der Mitgestaltung aller in ihr lebenden Menschen. Bleibt zukünftig zu wünschen, dass das Vorhaben des Netzwerks deutschlandweit noch mehr Resonanz erhält, als dies bisher der Fall war. Mit der erneuten Förderung des Projekts und der Unterstützung dieses Anliegens auch über den Förderzeitraum hinaus, will die Amadeu Antonio Stiftung auf dieses politisch brisante Thema aufmerksam machen.

 

 

Von Anna Brausam

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