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Gegen die Abschottung: Gleiche Rechte und medizinische Versorgung für alle!

Trotz der Eiseskälte versammelten sich gegen späten Mittag zahlreiche Schwangere und scheinbar schwangere Personen mit Kissen um den Bauch auf dem Berliner Alexanderplatz und riefen aus: „Ich krieg´ mein Kind wo ich will!“

Am jährlichen Weltfrauentag, den 8. März, fand in Berlin der erste „Schwangeren-Flashmob“ Deutschlands statt. Die öffentlichkeitwirksame Aktionsidee entstand im Rahmen des neuen Plakat- und Informationsprojekts des Flüchtlingsbüros und des Büros für medizinische Flüchtlingshilfe (Medibüro), das durch die Amadeu Antonio Stiftung gefördert wird. Laut und bunt tanzten die Verkleideten und präsentierten einen von den „Bösen Tanten“, einem musikalischen „Tuntenduo“, moderierten öffentlichen Geburtsvorbereitungskurs für alle Teilnehmenden.

Claudia Krüger von den „Bösen Tanten“ sagt: „Ich bin heute gerne dabei. Das Medibüro leistet eine großartige und leider notwendige Arbeit. Es füllt eine Lücke aus, die dramatischerweise in der Versorgung von Menschen entsteht und verbinden gesundheitliche und politische Arbeit.“

Leben im Schattendasein

Flüchtlinge sind schon durch die Unterbringung in abgelegenen Wohnheimen aus dem kulturellen und sozialen Leben ausgeschlossen. Aber auch der Zugang zu medizinischer Versorgung ist aufgrund der Residenzpflicht oftmals nicht gesichert. Besonders Schwangerschaft und Elternschaft unter diesen prekären Bedingungen werden zum gesellschaftlichen Problem.

Aus Angst vor Abschiebung, Kosten und Diskriminierung führen illegalisierte Schwangere und Migrantinnen ohne Krankenversicherung ein Schattendasein. Ein sicherer, repressionsfreier Zugang zu professioneller Geburtshilfe und der Geburtsurkunde des Kindes muss bundesweit gewährleistet werden. Die Forderung der Aktion ist: Jede Frau soll entbinden – und abtreiben – können, wo sie will. In Sicherheit, mit professioneller Unterstützung, ohne Angst vor Abschiebung und Diskriminierung.

„Das provoziert manche, weil Schwangerschaft nicht unbedingt das erste Thema ist, dass sie mit einer feministischen Perspektive verbinden. Tatsächlich aber ist das Recht auf eine selbstbestimmte Geburt ein ur-feministisches Anliegen und die Situation von nicht versicherten Migrantinnen am Weltfrauentag genau das richtige Thema!“, sagt Silke van Dyk vom Medibüro.

Immer mehr Menschen betroffen

Mit den vier Plakatschwerpunkten – „Ich krieg mein Kind wo ich will!“, „Frieden statt Frontex“, „Grenzenlos ausgegrenzt“ und „Ohne Krankenversicherung ist tödlich“ – macht das Büro für medizinische Flüchtlingshilfe auf die Situation vieler Migranten und Flüchtlinge in Deutschland aufmerksam. Ein zentrales Anliegen ist es, dafür zu sensibilisieren, dass der Ausschluss von sozialen Rechten und gesundheitlicher Versorgung keineswegs ausschließlich Menschen ohne Aufenthaltsstatus und Papiere betrifft. Betroffen sind mit der EU-Osterweiterung immer mehr Menschen, die hier leben und zwar einen legalen Aufenthaltstitel haben, denen aber grundlegende soziale Rechte dennoch verwehrt werden. Dies trifft insbesondere auf Menschen aus Bulgarien und Rumänien zu, darunter viele Roma, die auch in ihren Herkunftsländern nicht krankenversichert waren.

Medizinische und soziale Versorgung sind ein Menschenrecht, die illegalisierung von Menschen gefährdet ihr Leben und verstetigt eine diskriminierende Praxis. Die Kampagne hilft dabei, für das Thema Flüchtlingspolitik, Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren, informiert und trägt ein wichtiges Anliegen in die Öffentlichkeit. Das Büro für medizinische Flüchtlingshilfe (Medibüro) existiert seit 17 Jahren und unterstützt Flüchtlinge, Illegalisierte und Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus durch kostenfreie, medizinische Versorgung. Neben Schwangerschaftsbetreuung bietet das ehrenamtliche Fachpersonal medizinische Beratung bis hin zu kleinen Eingriffen für Flüchtlinge, Menschen ohne gesicherten Aufenthalt und Migranten ohne Krankenversicherung.

Von Jessica Lütgens

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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