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Welcome to my life! – Mädchen mit Fluchterfahrung erzählen ihre Geschichte

Foto: Andy Wright (CC BY 2.0)

Angesichts der aktuellen Stimmungsmache und Hetze gegen Flüchtlinge sind viele Menschen ratlos. Häufig ist zwar der Wille da, sich für und mit Flüchtlingen zu engagieren, dennoch fehlt es an Ideen und Konzepten, wie eine Willkommenskultur praktisch aussehen kann. Das Projekt „Welcome to my life!“ ist eines von vielen tollen Beispielen, wie ein Austausch auf Augenhöhe zwischen Flüchtlingen und Brandenburgern und Brandenburgerinnen aussehen kann. „Welcome to my life!“ ist deshalb ein wichtiger Beitrag, um Vorurteile und Rassismus abzubauen.

In der Stadt Oderberg in Brandenburg wurde ein neues Flüchtlingsheim eröffnet. Die meisten Flüchtlinge dort leben isoliert von der restlichen Bevölkerung Oderbergs, da ein Großteil das Flüchtlingsheim ablehnt. Durch die Abschottung ist es kaum möglich, mit den Menschen der Stadt in Kontakt zu treten. Dadurch verhärten sich die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen, ein Kennenlernen findet nicht statt

Wabe Odertal e.V. begegnet dieser Stimmung mit einem sechsmonatigen Projekt, das Mädchen zwischen 8 und 14 Jahren ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen lässt.

Ein Team aus Pädagoginnen und Flüchtlingen leitet das Projekt. Mädchen mit Fluchterfahrungen bekommen bei „Welcome to my life!“ eine Bühne, auf der sie von ihrem Leben, von Fluchterfahrungen und dem Alltag in Deutschland erzählen können. Der pädagogische Ansatz ist dabei ein sehr wertschätzender. Der Grund das Projekt mit jungen Mädchen zu gestalten, ist dass die Perspektive von Mädchen mit Fluchterfahrungen häufig keine Rolle spielt.

Darüber hinaus werden Mädchen aus der 5. und 6. Klasse einer Schule in Oderberg mit dem Projekt angesprochen. Auch sie machen unterschiedliche Erfahrungen im Alltag und in der Schule. Gemeinsames Ziel ist ein Theaterstück mit Aufführungen im Flüchtlingsheim, der Grundschule Oderberg und einer öffentlichen Bühne. Wie das Theaterstück ganz genau aussehen soll, bestimmen die Mädchen selbst.

Die Gestaltung des Projektes findet in unterschiedlichen Phasen statt und ist sehr facettenreich. So bekommen die Mädchen aus dem Flüchtlingsheim zuerst eine kleine Theaterausbildung. Dabei geht es in erster Linie darum, als Gruppe zusammen zu wachsen. Durch das Kennenlernen von Theatertechniken und schauspielerischen Darstellungsmöglichkeiten wird das Selbstbewusstsein der Mädchen gestärkt. In den folgenden Arbeitsschritten lernen die geflüchteten Mädchen die Mädchen aus Oderberg kennen. Während die Mädchen gemeinsam Dialoge entwickeln, nimmt jedes der Flüchtlingsmädchen eine Schülerin als Patenkind. Durch Improvisationsspiele wächst aus den entwickelten Dialogen das gemeinsame Theaterstück. Die endgültige Auswahl der Szenen, Musik und Kostümen bestimmen die Mädchen gemeinsam. Höhepunkt ist die Aufführung des selbst erarbeiteten Theaterstücks an den drei unterschiedlichen Orten.

Das Projekt „Welcome to my life!“ ebnet mit seinem Programm nicht nur den Weg zum Kontakt unter den Mädchen, sondern auch für Eltern. Durch interkulturelle Abendessen mit den Familien lernen sich alle Beteiligten in gelöster Atmosphäre besser kennen. Dabei gestalten alle Personen das Abendessen gemeinsam. Das gesamte Projekt wird mit einer Ausstellung im Mai 2016 ausgewertet und für zahlreiche Interessierte zugänglich gemacht. Videomitschnitte und Fotos dokumentieren den selbstbestimmten Arbeitsprozess der Mädchen.

Die Amadeu Antonio Stiftung sieht in Projekten wie diesen das Potenzial eines interkulturellen Austausches auf Augenhöhe. Auf Grund der wertschätzenden Herangehensweise der Projektleitung gegenüber den Mädchen, die die Bedürfnisse und Wünsche junger Menschen mit unterschiedlichsten Lebenserfahrungen in den Mittelpunkt stellen, fördert die Amadeu Antonio Stiftung das Projekt „Welcome to my life!“.

Von Amelie Hoffmann

Foto: Andy Wright (CC BY 2.0)

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