Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Unentdeckte Nachbarn

© unentdeckte-nachbarn.de

Zum fünften Mal jährt sich 2016 die Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrundes. Über drei Jahre zieht sich nun bereits der Prozess gegen die Beteiligten des NSU. Die Versprechungen von staatlicher Seite nach Aufklärung und Klarheit blieben bis dato überwiegend unerfüllt. Das elftägige Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ will eine erneute Auseinandersetzung mit dem NSU Komplex in Zwickau und Chemnitz vorantreiben.

Von Mick Prinz

Durch die Selbstenttarnung der Kernakteure des NSU am 4. November 2011 wurde der rechtsextreme Hintergrund von 10 Morden, drei Bombenanschlägen und zahlreichen Raubüberfällen aufgedeckt. Ein vermeintliches rechtes Trio und ein Unterstützernetzwerk von noch unbekannter Größe ließen von 1998 bis 2011 ihrer menschenverachtenden Ideologie freien Lauf. Zahlreiche Untersuchungsausschüsse auf Bundes- und Länderebene können bis heute nur wenige Antworten auf die zahlreichen Fragen liefern, die sich in diesem Zusammenhang stellen: Wie konnten Sicherheitsbehörden zwölf Jahre lang eine rechtsterroristische Gruppe übersehen? Wie groß ist der Unterstützerkreis tatsächlich und wie weit reichen die Verflechtungen der Neonazis?

Jahrelang wurden sie nicht als Nachbarn, sondern als Gefahr wahrgenommen

Zumindest ein Teil dieser Fragen soll bei den Theatertreffs vom 1. bis zum 11. November in Zwickau und Chemnitz beantwortet werden. Der Name „Unentdeckte Nachbarn“ spielt dabei auf zwei Dinge an: Zum einen auf die rechtsextreme Terrorzelle selbst, welche noch immer nicht gänzlich aufgedeckt ist. Zum anderen sind auch diejenigen „unentdeckte Nachbarn“, die Opfer der NSU-Verbrechen geworden sind und lange Zeit fälschlicherweise für neun Morde mitverantwortlich gemacht wurden. Jahrelang wurden sie nicht als Nachbarn, sondern als Gefahr wahrgenommen. Mit sechs Theaterstücken soll nun die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt rücken. Außerdem wird über Hintergründe, Strukturen und Verbrechen des NSU berichtet und über das strukturelle Staatsversagen informiert. Das Theatertreffen dient damit als kreative Plattform, um die Perspektive jener zu beleuchten, die sowohl ins Fadenkreuz der Rechten als auch staatlicher Behörden geraten.

Theaterschaffende erweitern die mediale Auseinandersetzung mit dem NSU

Mit fiktionalen, dokumentarischen und diskursiven Strategien sind es gerade Theaterschaffende, die in den letzten Jahren die mediale Auseinandersetzung um den NSU enorm erweiterten. Angehörigen und Betroffenen wird zusätzlich eine Plattform geboten, um das Erlebte zu verarbeiten und selbst zu Wort zu kommen. So haben die Theaterbesucher_innen neben einer breiten Auswahl an Stücken, die sich mit verschiedenen Themenschwerpunkten des NSU-Komplexes auseinandersetzen, auch die Möglichkeit an sieben Publikumsgesprächen, drei Podiumsdiskussionen und zwei Workshops teilzunehmen. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt das Vorhaben des Theatertreffens, Aufklärung, Aufarbeitung und Erinnerung im Rahmen des NSU stärker in die gesellschaftliche und politische Mitte hineinzutragen.

Weitere Informationen zu den einzelnen Aufführungen und dem weiteren Programm finden Sie hier: http://unentdeckte-nachbarn.de/

Weiterlesen

452200360-1280x720

AfD vor Gericht: Die Herzkammer des Rechtsextremismus

Das Oberverwaltungsgericht Münster soll entscheiden, ob die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darf. Währenddessen hat sich die AfD vom parlamentarischen Arm zur Herzkammer des Rechtsextremismus in Deutschland entwickelt. Wer die AfD bewerten will, muss auch ihre Vorfeld- und Unterstützungsstrukturen in den Blick nehmen.

DSC00395
Hier wirkt Ihre Spende

Engagierte aus Niedersachsen schützen Lokalpolitiker*innen vor Hass

Aktuelle Statistiken und Umfragen zeigen eine deutlich gesunkene Hemmschwelle zu Anfeindungen, Beleidigungen und Angriffen gegen Lokalpolitiker*innen. Auch im niedersächsischen Landkreis Gifhorn erleben Kommunalpolitiker*innen Anfeindungen. Engagierte, die solchen Hass schon selbst erlebt haben, machen sich stark für die Unterstützung von Betroffenen.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.