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Emotionen sind uns ins Gesicht geschrieben

In Dresden entsteht gerade etwas ganz Neues: Julia Schleißner und Nora Otte inszenieren ein nonverbales Theaterstück mit Masken, in dem Fragen nach dem Fremden, dem Eigenen, dem Ankommen, der Heimat oder der eigenen Identität aufgeworfen werden.

Seit 2 Jahren erleben wir montags auf dem Dresdener Theaterplatz Menschen, die sich die Maske des guten Tons vom Gesicht reißen und sehr schockierend herausbrüllen, was sie denken und fühlen. Hier werden Wert- und Moralvorstellungen manifestiert, die uns bis dato hinter Alltagsmasken im Verborgenen blieben“, so Julia Schleißner, eine der beiden Performerinnen des Stücks. Hoch motiviert, den rechten Parolen der Wutbürger_innen in Dresden etwas entgegenzusetzen, inszenieren zwei junge Theatermacherinnen ein Stück, das sich mit Willkommenskultur und Alltagsrassismus auseinandersetzt und gleichzeitig für ein sehr breites Publikum zugänglich ist.

Was genau ist eigentlich befremdlich an dem scheinbar Anderen?

Im Stück wird nicht gesprochen, dennoch viel ausgesagt. Wortlos, aber mit vielen Gefühlen begegnen die Performerinnen dem Publikum auf unterschiedliche Weise: Mal mit Neugier, mal voller Angst und Wut auf das Neue, das sich in ihrem gewohnten Umfeld breit gemacht hat. Deshalb bilden die Grundlage für den Maskenbau auch die sechs emotionalen Ausdrücke von Wut, Hass, Freude, Angst, Trauer und Gleichgültigkeit.

Wie können wir eine gemeinsame Sprache finden, wenn die Worte fehlen? Was genau ist eigentlich befremdlich an dem scheinbar Anderen?

Das Stück „Ein Raum voller Welt“ geht menschlichen Verhaltensmustern gegenüber dem Unbekannten auf den Grund. Der Bühnenraum wird auf diese Weise zum Erfahrungsraum, in dem sich die Menschen alltäglich begegnen. Der emotionale Ausdruck der Maskenfiguren steht symbolisch für die Spiegelung unserer derzeitigen hoch emotionalisierten Gesellschaft, die sich bei PEGIDA-Märschen, in Politiktalkshows oder in der digitalen Welt täglich offenbart. Gesellschaftliche Aushandlungen und öffentliche Debatten um Willkommenskultur, Demokratie oder Rassismus betreffen somit nicht nur die Dresdner_innen in ihrem Alltag.

Die Zuschauer_innen sollen durch das Stück ermutigt werden, manifestierte Ängste gegenüber dem Anderen zu überwinden und neugierig auf neue Begegnungen und Erlebnisse machen. Vielleicht können auf diese Weise neue Formen und Wege eines friedlichen Dialogs zwischen unterschiedlichen Kulturen eröffnet werden.

Wer in die Welt des Maskentheaters auf intelligente und unkonventionelle Weise eintauchen möchte, bekommt dazu schon sehr bald die Gelegenheit:
Das Maskenstück „Ein Raum voller Welt“ feiert am 3. Mai um 20 Uhr Premiere im Projekttheater Dresden. Weitere Aufführungen finden am 4. und 31. Mai sowie am 1. Juni statt. Karten können hier reserviert und gekauft werden.

Die Inszenierung des Maskenstücks „Ein Raum voller Welt“ entstand im Projekt „MUT – STADT – WUT“ des Theater-Teams Klatsch&Muff in Kooperation mit dem Verein Kulturage e.V. aus Dresden. Das Maskenstück wurde für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert und kann sowohl vor einem theaterinteressierten Publikum, als auch vor einem theaterferneren Publikum in Form von Straßentheater aufgeführt werden. Darüber hinaus richtet sich das Stück an Schüler_innen in Dresden und kann im Rahmen eines umfangreichen Bildungsworkshops gezeigt werden.

Gefördert wird das Theaterprojekt vom „Lokalen Handlungsprogramm für Demokratie und Toleranz und gegen Extremismus“ (LHP) der Landeshauptstadt Dresden und der Amadeu Antonio Stiftung.

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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