Gegenrede, demokratiestärkende Narrative und Kampagnen selbst entwickeln
Gegenrede, demokratiestärkende Narrative und Kampagnen selbst entwickeln
16. Mit Gegennarrativen toxische Botschaften dekonstruieren
17. Organisieren Sie gemeinsam Gegenrede
18. Stellen Sie anderen Nutzer*innen das Wissen Ihrer Organisation bereit
Gastbeitrag Dominik Lucha: Wie man Betroffenen eine Plattform bietet
19. Machen Sie Diskriminierung und die Probleme von Betroffenen sichtbar
Gastbeitrag Hannah Magin: Gute Kampagnen-Slogans entwickeln
20. Selbst Kampagnen entwickeln – nicht nur reagieren
21. Stärken Sie Geschichten über Gleichwertigkeit und vermeiden Sie Klischees
Gastbeitrag Volker von Witzleben: 3 Tipps die helfen, ein erfolgreiches demokratisches Narrativ zu entwickeln
22. Konzipieren Sie Ihre Kampagne: Wer sind Ihre Adressat*innen? Was ist Ihre Botschaft?
23. Evaluieren Sie Ihre Kampagne, um zu verstehen, was Sie nächstes Mal besser machen können
Gastbeitrag Hannah Magin: Counter-Storytelling – damit Ihre Stimme gehört wird
Sprache schafft Bedeutung. Rechtspopulist*innen und Rechtsextreme haben schon früh erkannt, dass der digitale Raum ein perfektes Propagandamedium für sie ist. Sie nutzen ihn, um mit Hilfe von Kampagnen Begriffe, Diskurse und ganze gesellschaftliche Debatten in ihrem Sinne zu prägen. Rechtsextreme Sprache, rechtspopulistische Narrative und rechtsradikales Framing verschieben nach und nach die Grenze des Sagbaren und haben eine tiefgreifende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft.
Die Rechtsextremismus Forscherin Julia Ebner zitiert in ihrem Buch „Wut. Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen“ Ivan Humble, ein ehemaliger Funktionär der islamfeindlichen English Defense League. Dieser bringt diese Strategie selbst auf den Punkt: “Menschen zu radikalisieren ist leicht. Ich musste nur die bessere Geschichte erzählen als das Establishment. Viele Menschen hatten schon ihre Vorurteile. Ich musste sie nur verstärken, indem ich sie mit aktuellen Ereignissen verband und angab, unsere Erzählung sei die richtige Sicht der Welt.“
Sprache ist nur selten neutral. Es gibt Worte, die liefern ihre Interpretation gleich mit, zum Beispiel wenn beim Thema Migration von „Flüchtlingsströmen“ oder „-wellen“ die Rede ist. Menschen auf der Flucht werden als Naturkatastrophe beschrieben. In solchen Fällen werden Begriffe mit menschenfeindlichen Metaphern und Bedeutungen verknüpft. Ein weiteres Beispiel dafür ist, wenn in rechtsradikalen Publikationen von „Islamisierung“ die Rede ist – und mit nur einem Wort die Einwanderung von Menschen mit muslimischem Glauben als eine identitätsbedrohende Krise dargestellt wird. Hinter solchen Bezeichnungen stehen nicht nur abwertende Metaphern. Es sind größere Erzählungen, die an bestehende negative gruppenbezogene Vorurteile und Stereotypen anknüpfen, sie in vermeintlich allgemeingültige Sinnzusammenhänge ordnen und damit emotional im Weltbild verankern. Für die Empfänger*innen der rechtsradikalen Botschaften haben diese Narrative große Bedeutung, weil sie einzelnen Ereignissen und Meldungen ihren Kontext verleihen und eine Einordnung in die eigene Weltsicht ermöglichen.

