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Geschlechterreflektierte Pädagogik

rrho (creativ commons)

Ungleichwertigkeit und Geschlecht 

Geschlechterreflektierende Pädagogik bedeutet die Kultur der Zweigeschlechtlichkeit analytisch zum Ausgangspunkt der Überlegungen, Konzepte und Ziele zu machen und professionelle (Selbst-)Wahrnehmungen unter entsprechenden Gesichtspunkten zu schulen. Es geht darum, sich mit der gesellschaftlichen Anforderung »Mann oder Frau« (zu werden) und damit verbundenen Zwängen auseinanderzusetzen. Mit diesem Blick werden beispielsweise starre Zuschreibungen von Eigenschaften und Verhalten qua „Geschlecht“ hinterfragt und ebenso damit zusammenhängende eingeschränkte Familienvorstellungen. Diesen ist häufig gemeinsam, dass stereotype, idealisierte oder ideologisierte Leitbilder und Normen existieren, die individuelle Entwürfe beschränken und Abweichungen sanktionieren.  

Die Vorstellungen sind hierarchisch und von Ungleichwertigkeitsideologien durchzogen. „Echte Männer“ müssen sich beispielsweise von Frauen abgrenzen, Weiblichkeit abwehren und abwerten, aber auch den Verdacht der Homosexualität vermeiden. „Richtige“ Frauen müssen ihre Weiblichkeit repräsentieren, in „ihrem“ Bereich überzeugend und dennoch kein „Heimchen am Herd“ sein. Neben anderen Ungleichwertigkeitsvorstellungen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit sind damit Sexismus und Homo*Transfeindlichkeit grundlegend ernst zu nehmen und in der pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen. Das betrifft die geschlechtsbezogene Bedeutung, Sinnhaftigkeit und Funktionalität für Mädchen* und Jungen*, auf Abwertungen zurückzugreifen – ebenso wie den Umgang mit geschlechtsbezogenen Benachteiligungserfahrungen oder Abwertungen 

  

Geschlechterreflektierende Arbeit 

Unter einer pädagogischen Perspektive sind starre geschlechterstereotype Einordnungen problematisch, da sie die Handlungsspielräume und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten einschränken – und Menschen abwerten. Wir verstehen Geschlecht hier als sozial konstruiert, dass es sich also um erlerntes und somit veränderbares Verhalten beim „Junge- und Mädchen-Sein“ handelt. Geschlechterreflektierende Arbeit schafft Freiräume, um individuelle Rollenvorstellungen und Orientierungen zu entwickeln und zu leben. Vielfalt und Individualität stehen rechtsextremen Vorstellungen diametral entgegen. Geschlechterreflektierende und vielfaltsorientierte Ansätze tragen zum Abbau von Diskriminierungen bei. Gleichstellungsorientierte Haltungen sowie ein bejahender Zugang zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt befördern die Distanz zu rechtspopulistischen, extrem rechten, fundamentalistischen und diskriminierenden Lebenswelten. 

  

Und in der Rechtsextremismusprävention? 

Eine geschlechterreflektierende Perspektive eröffnet Handlungsspielräume und hinterfragt, welche Funktionen bestimmte geschlechtsbezogene Rollen und Verhaltensweisen für einzelne Personen haben können. Das heißt konkret in Bezug auf die Rechtsextremismusprävention: Was motiviert heutige Mädchen und Jungen, sich in die rechtsextreme Szene hinein zu orientieren und welche Funktion kommen hierbei geschlechterbezogenen Vorstellungen zu? Wie erkenne ich diese Orientierungen und wie kann ich sie aufgreifen, hinterfragen und irritieren? In einer geschlechterreflektierenden pädagogischen Präventionsarbeit werden geschlechtliche Themen der Jugendlichen wahrgenommen. Bedürfnisse, deren Erfüllung sich Jugendliche mit der Hinwendung in rechte Lebenswelten zu erfüllen versuchen, sowie die Brüchigkeit rechter Angebote und die Widersprüchlichkeit mit individuellen Wünschen können gemeinsam bearbeitet werden. Diese Perspektive stellt eine sinnvolle Erweiterung bestehender Präventionsansätze dar. 

 

Veröffentlichungen 

 

  

Ihr Ansprechpartner: 

Enrico Glaser 

Amadeu Antonio Stiftung 

Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus 

Novalisstraße 12 

10115 Berlin 

Telefon: 030. 240 886 12 

e-Mail: fachstelle@amadeu-antonio-stiftung.de 

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