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Verschwörungsmentalität in der Hamburger Polizei und vieles mehr – Übersicht zu aktuellen Studien

Hamburger Polizei-Boot "Amerikahöft", Bild: Joachim Kohler

Die Fachhochschule in der Akademie der Polizei Hamburg und die Polizeiakademie Niedersachsen führen ein Forschungsprojekt durch mit dem Titel „Demokratiebezogene Einstellungen und Werthaltungen in der Polizei Hamburg (DeWePol)“. Eine erste, im Sommer 2024 durchgeführte, quantitative Fragebogenerhebung wurde nun ausgewertet. Folgenden Sätzen stimmten darin eher oder voll und ganz zu (Ergebnisbericht, S. 65):

  • „Politikerinnen und Politiker und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten der dahinterstehenden Mächte.“ (rund 15 %)
  • „Die Medien und die Politik stecken unter einer Decke.“ (rund 11 %)
  • „Ich vertraue meinen Gefühlen mehr als sogenannten Expertinnen und Experten.“ (rund 13 %)
  • „Studien, die einen Klimawandel belegen, sind meist gefälscht.“ (rund 2,5 %)

Im Schnitt betrug die Zustimmung („stimmte voll und ganz zu“ oder „stimme eher zu“) knapp 7 % und fast 14 % blieben zudem unentschieden. Zwei wichtige Kernbefunde aus der Gesamtstudie waren: Je höher die Bildung, desto weniger stimmen die Befragten dem Populismus und dem Verschwörungsglauben zu. Und: Befragte aus der Kriminalpolizei und der Wasserschutzpolizei stimmen Populismus und Verschwörungsglaube signifikant weniger zu als Befragte aus der Schutzpolizei und der Verwaltung. Die Befragung soll 2026 wiederholt werden, um nicht nur Vergleiche mit der Gesamtbevölkerung zu ziehen, sondern auch interne Entwicklungen sichtbar zu machen. Die Schlussfolgerungen sollen für die Ausbildung aber auch strukturell Veränderungen anstoßbar machen.

 

Schlafen gegen Verschwörungsdenken

An der psychologischen Fakultät der Universität von Nottingham (UK) wurden zwei Befragungs-Studien durchgeführt, in denen herausgefunden wurde, dass eine schlechtere Schlafqualität positiv mit Verschwörungsmentalität korreliert. Auch ein konsistenter indirekter Effekt durch Depressionen wurde entgedeckt.

 

Besser durchgehen lassen?

Laut einer experimentellen Studie des Forschungs- und Lehrbereichs Kommunikation der Universität von Pennsylvania wirken Strategien der Umgehung besser als simple Korrekturen von Falschinformationen. Dies träfe zumindest dann zu, wenn jemand sich beliest, um Überzeugungen zu bilden bzw. das eigene Weltbild zu nähren, und nicht bloß eine Einstellung zu einem bestimmten Thema. Dann blieben einzelne Informationen nämlich trotz Widerlegung leichter im Gedächtnis hängen. Würde in der Gegenargumentation anstelle einer Wiederlegung eine „Überzeugung mit gegenteiligen Bewertungsimplikationen“ hervorgehoben, also die falsche Information umgangen, aber eine andere Haltung verdeutlicht, wirkte sich dies stärker auf eine im Gegenüber angestrebte Meinungsänderung aus.

 

Zusammen forschen!
Ein neues EU-Forschungsprojekt möchte helfen, Demokratien gegen Verschwörungsmythen zu wappnen. Die federführenden Politolog*innen an der Universität Passau haben sich mit 15 Organisationen europaweit zusammengetan und untersuchen aus psychologischen, soziologischen und politologischen Perspektiven übergreifende Merkmale, die die Verschwörungsmentalität überzeugter Anhänger*innen ausmacht. Dazu führt der Verbund unter anderem Studien mit Aussteiger*innen durch. Geplant sind zudem vergleichende Studien in acht europäischen Ländern.

 

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