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Tools im Test: Online-Quiz

conspiracy-virus.de

Mit dem Online-Tool der früheren „Kooperative Berlin“ (heute: KBK Kulturproduktion e.V.) können Interessierte ihr Wissen über das Thema Verschwörungstheorien sowie auch eigene Meinungen über bekannte und weniger bekannte Erzählungen festigen. Es ist vor allem für thematisch Interessierte zu empfehlen und Menschen, die mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen pädagogisch arbeiten.

Das Prinzip ist schnell erklärt. Wer auf den Button „Mach den Schnelltest“ klickt, landet in einem Quiz, bestehend aus zehn zufällig gebildeten Fragen oder Aussagen. Die Nutzer*innen haben dann jeweils kurz Zeit, um in Bezug auf eine Aussage, ein Bild oder eine Frage eine Antwort zu finden. Die Antwortmöglichkeiten reichen in der Regel von „Ja, stimmt“, „ist möglich“ über „weiß nicht“ bis hin zu „Nein, das stimmt nicht.“ Bei einigen der Quiz-Fragen erhalten die Nutzer*innen auch andere Antwortmöglichkeiten. Mit einem Ampelsystem wird sofort angezeigt, ob die Antwort richtig oder falsch beziehungsweise teilweise richtig war. Grün steht für richtig, rot für falsch und gelb für „ist möglich“. Nicht direkt im Quiz, aber danach, werden den Nutzer*innen auch Erklärungen angeboten, weshalb ihre Antworten so bewertet wurden. Die zehn Fragen oder Aussagen können sich auf allgemeines Wissen zum Thema (z.B. Verschwörungstheorien werden seit langer Zeit verbreitet) oder Meinungen und Sachaussagen zu verschiedenen konkreten Verschwörungserzählungen (z.B. die Ursache von Corona wird noch wissenschaftlich untersucht) beziehen. Wer das Quiz mehrfach nutzt, wird somit mit vielfältigem Wissen und Inhalten aus dem Thema konfrontiert. Wenn alle zehn Fragen oder Aussagen beantwortet wurden, erhalten die Nutzer*innen einen so genannten Immunitätswert. Dieser kann zwischen 0% und 100% betragen. Wer einen hohen Wert hat, gilt als besonders immun gegen Verschwörungserzählungen. Am Ende des Quiz können die Nutzer*innen ihr eigenes Antwortverhalten noch einmal sehen und erhalten Hinweise, weshalb es richtig, möglich oder falsch gewesen ist. Neben einem kurzen Einordnungstext werden den Nutzer*innen auch Links zu hintergründigen Quellen angeboten.

Das Online-Quiz bietet der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich spielerisch an das Thema heranzuwagen. Die Vielzahl der Themen und Inhalte macht es zudem spannend und aktuell. Auch wenn sich einige Aussagen oder Fragen auf die Corona-Zeit beziehen, kann das Quiz auch heute noch genutzt und empfohlen werden. Hier darf man sich von dem Namen des Tools nicht täuschen lassen. Eine Stärke des Angebots ist die Idee des so genannten Immunitätswerts. Dieser könnte dazu führen, dass Nutzer*innen das Quiz so lange probieren, bis sie einen hohen Wert erhalten. Hierdurch erhalten sie weiteres Wissen und müssen sich mit verschiedenen Sachbeständen zum Thema auseinandersetzen. Eine weitere Stärke sind die Antwortkategorien „weiß nicht“ und „ist möglich“. Dadurch können auch Nutzer*innen das Quiz annehmen, die bisher wenig Wissen zum Thema haben oder die sich noch keine Meinung gebildet haben. Besonders positiv ist auch die Möglichkeit, sich am Ende des Quiz mit dem eigenen Antwortverhalten kritisch auseinanderzusetzen und sogar Hintergrundartikel zu lesen. Auch die Unterscheidung zwischen einer Version in leichter Sprache und einer Standardversion ist positiv zu bewerten.

Freilich hat das Tool auch einige Schwächen, die kurz benannt werden sollen. Zum einen können derzeit keine neuen Verschwörungserzählungen oder neues Wissen zum Thema aufgenommen werden, da die Betreiber*innen – die Kulturproduktion KBK e.V. – das Projekt beendet hat. Zum anderen könnte die sofortige Bewertung der Antworten mit dem Ampelsystem den einen oder die andere Nutzerin abschrecken, da man das Gefühl hat, dass nur bestimmte Antworten erwünscht sind oder aus Schamgefühl über das fehlende eigene Wissen zum Thema. Hier wäre eine Idee, dass jegliche Bewertungen und Kommentierungen des Antwortverhaltens der Nutzer*innen erst zum Ende des Quiz erfolgen. Eine weitere Idee könnte darin bestehen, dass Nutzer*innen zuerst nach Beendigung des Quiz eine allgemeine, wertschätzende Einschätzung zu ihrem Immunitätswert erhalten, bevor dann die einzelnen Antworten zu den zehn Fragen angesehen werden. Somit könnten die Nutzer*innen ermutigt werden, das Quiz erneut zu probieren. Aus Sicht des Autors kann das Tool aber sowohl dem einzelnen Nutzer als auch der pädagogischen Fachkraft empfohlen werden. Für Letztere gibt es auf der Webseite auch Lehrmaterial, was eine weitere Stärke des Angebotes ist. Wenig Nutzen dürfte das Tool bei jenen Nutzer*innen haben, die überzeugte Verschwörungsgläubige sind. Hier gilt allerdings der Grundsatz, dass solche Menschen pädagogisch mit Debunking-Angeboten nicht erreichbar sind.

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