Die Erinnerung an den Holocaust schwindet, seine Singularität wird zusehends infrage gestellt. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, daran zu erinnern, dass sich die Erkenntnis von der Besonderheit des Verbrechens erst spät durchsetzte. Die Unterschiede zwischen Konzentrations- und Vernichtungslagern, zwischen Buchenwald und Birkenau, Belsen und Belzec, waren lange kaum jemandem bewusst. Auch die Erinnerung begann zeitlich verzögert. Der Holocaust bewegte sich erst seit den Siebzigern aus den Vororten des Gedächtnisses an den Zweiten Weltkrieg in sein Zentrum.
Jan Gerber geht den Ursachen dieser Entwicklung nach. Damit fragt er zugleich nach den Bedingungen von Erinnerung und Erkenntnis – von Bedingungen, die gegenwärtig zu erodieren scheinen. Die Gedächtnisgeschichte des Holocaust wird mit der Politik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts verbunden. Auf diese Weise werden die aktuellen Debatten über die Bedeutung des Holocaust, sein Verhältnis zu den Kolonialverbrechen und die Politik Israels historisch eingeordnet. Es entsteht eine integrierte Geschichte der Holocausterinnerung.
Referent*innen: Jan Gerber
Veranstalter*innen: Buch und Kritik
Veranstaltungsort: Goethe-Universität Frankfurt a. M (Nach Anmeldung wird der genaue Ort der Veranstaltung mitgeteilt)
Anmeldung unter: buendnissiebteroktober@gmail.com
Veranstaltungslink: https://fb.me/e/8DhmsmRlI