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1. Hate Speech bedroht die Meinungsfreiheit

1. Hate Speech bedroht die Meinungsfreiheit – darum müssen alle dagegen aktiv werden

Das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung hat sich 2019 mit der Wahrnehmung von Hate Speech und ihren Effekten für Betroffene in Deutschland beschäftigt. In der repräsentativen Umfrage haben acht Prozent der mehr als 7.000 Befragten angegeben, dass sie schon ein- oder mehrfach persönlich von Hate Speech betroffen waren. Entsprechend der Definition trifft Hassrede aber nicht alle Menschen gleich stark: Junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren (17 Prozent) und solche mit Einwanderungshintergrund (14 Prozent) geben deutlich häufiger an, schon einmal in den Fokus geraten zu sein. Ganze 75 Prozent der Befragten gaben in einer anderen Umfrage für die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen an, schon persönlich Hassrede im Internet wahrgenommen zu haben. In der jüngeren Gruppe der Befragten sind diese Daten und damit die emotionalen Folgen für Betroffene noch signifikant höher.

Und auch auf die angegriffenen Individuen hat Hate Speech massive Auswirkungen: Zwei Drittel der Nutzer*innen, die bereits durch abwertende Kommentare angefeindet wurden, berichten von negativen Auswirkungen der Angriffe auf ihre psychische Gesundheit. Jede*r Dritte klagte über emotionalen Stress, 27 Prozent erlebten Angst und Unruhe. 19 Prozent berichteten über Depressionen, 24 Prozent über Probleme mit ihrem Selbstbild.

Gegenüber den Jenaer Forscher*innen gaben 54 Prozent der Befragten an, dass sie wegen drohender und tatsächlicher Hasskommentare seltener ihre politische Meinung bei Diskussionen im Internet einbringen wollen. Das verdeutlicht: Hate Speech schränkt die Meinungsfreiheit massiv ein. Sie verschiebt außerdem gefühlte Mehrheiten, wenn sich ganze Gruppen von besonders häufig angefeindeten Menschen aus Angst von Diskussionen zurückziehen und ihre Perspektive fortan fehlt (Silencing). Wenn deshalb die Ansichten der Hassredner*innen zunehmend die Kommentarspalten dominieren, dann kann der Eindruck entstehen, sie wären auch gesellschaftlich in der Mehrheit.

Hate Speech ist gewalttätige Sprache. Sie kann Angriffe, Beschimpfungen und Hass enthalten – oder ganz subtile Abwertungen. In jedem Fall werden durch Hate Speech Gruppen von Menschen beleidigt oder verleumdet – es handelt sich um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, also unter anderem Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Sexismus oder Homo-und Transfeindlichkeit. Hate Speech liegt auch vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit die Gleichwertigkeit oder die gleichen Rechte abgesprochen werden – schlimmstenfalls das Recht, zu leben (oder immer öfter: in Deutschland zu leben).

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