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2. Sie sollten Hassrede nicht ignorieren

2. Auch Institutionen, Organisationen und engagierte Unternehmen sind von Hassrede betroffen – Sie sollten sie nicht ignorieren

Die ernüchternde Wahrheit ist: Schon die Positionierung für demokratische Werte wie Menschenwürde oder Gleichberechtigung kann bewirken, dass Ihre Organisation den Zorn rechtsextrem mobilisierter User*innen auf sich zieht. Hate Speech wird zunehmend zum Problem für Unternehmen und Institutionen: Das zeigt nicht zuletzt eine Studie der Hertie School of Governance aus dem Jahr 2019 auf. Für die Studie wurden über 700 Kommunikationsverantwortliche zu ihren Erfahrungen im Umgang mit Hassrede befragt. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden gab an, in ihrer Arbeit bereits mit Hate Speech konfrontiert worden zu sein – und seit 2018 sogar in zunehmendem Maße. Dabei waren PR-Verantwortliche in allen drei Sektoren betroffen: In privaten Unternehmen zu 32 Prozent, im öffentlichen Sektor zu 59 Prozent und in NGOs zu 55 Prozent. Die Studienautorinnen schließen daraus, dass Hate Speech zunimmt, je politischer ein Sektor ist.

Der Charakter von hasserfüllter Sprache bringt Kommunikationsverantwortliche in ein Dilemma: Ignorieren funktioniert nicht, denn die Hassinhalte wie Sexismus oder Rassismus bringen es mit sich, dass unser Handeln oder Nicht-Handeln in jedem Fall von der Öffentlichkeit interpretiert wird.

Schließlich könnte es als Zustimmung zur Abwertung verstanden werden, wenn sie nicht reagieren. Die Gefahr, damit Kund*innen oder Follower*innen zu verlieren, die sich in ihrer Arbeit nicht wiederfinden, ist real. Social-Media-Verantwortliche arbeiten in den meisten Fällen unter Zeitdruck und haben häufig nicht die Ressourcen, sich in diese Art von politischen Themen und die Strukturen, die dahinterstehen, einzuarbeiten. Sie müssen aber reagieren – die Reputation ihrer Institution steht schließlich auf dem Spiel. Gleichzeitig wollen sie den Hassinhalten nicht zu viel Aufmerksamkeit verschaffen und im besten Fall auch die Urheber*innen der Posts nicht verärgern.

Wichtig ist an dieser Stelle folgende Einsicht: Sie können es nicht allen Recht machen. Reden Sie, wenn möglich, in ruhigen Zeiten mit Ihrer Leitung über die Werte und das Gesellschaftsbild, für das Ihre Organisation eintritt. Anhand dieser Werte können Sie kritische Posts schematisch in drei Kategorien einteilen und damit Ihr Vorgehen bestimmen: Erstens Strafrechtlich relevante Aussagen, zweitens Posts, die gegen Ihre Seitenregeln verstoßen und drittens Posts, auf die Sie mit Gegenrede (Counter Speech) reagieren möchten.

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