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9. Hassattacken sind häufig koordiniert

9. Hassattacken sind häufig koordiniert - lassen Sie das die Öffentlichkeit wissen

Die rechtsextreme Troll-Netzwerk Reconquista Germanica machte erstmals im Bundestagswahlkampf 2017 öffentlich von sich Reden. Zeitweise organisierten sich Tausende Accounts, über die Chat-App Discord, um gezielt Diskussionen im Netz zu stören und zu manipulieren. So gelang es der Gruppierung, während des Kanzler*innen-TV-Duells zwischen Angela Merkel und Martin Schulz Hashtags wie #GEZFakeNews oder #Verräterduell zu pushen und damit kurzzeitig sogar die Twitter-Trends zu dominieren.

Das Prinzip, Kommentarspalten oder Hashtags zu dominieren und sogar ganze Accounts politischer Gegner*innen aufgrund der Vielzahl von Attacken vorübergehend unbenutzbar zu machen, hat dabei Methode. Die Studie „Hass auf Knopfdruck“ vom Londoner Institute for Strategic Dialoge und der Facebook-Aktionsgruppe #ichbinhier zeigt das gravierende Ausmaß rechtsextremer Hasskampagnen in den Sozialen Netzwerken auf – und dass diese durch eine kleine, aber hochaktive Gruppe vorangetrieben werden. Hierfür wurden 1,6 Millionen rechtsextreme Beiträge auf Facebook über den Zeitraum von einem Jahr untersucht. Gerade einmal 5.500 Accounts für 50 Prozent der Likes auf hasserfüllte Kommentare verantwortlich waren – das entsprach gerade einmal 5 Prozent der mit den Untersuchten Posts interagierenden Accounts.

Die Folge davon ist, dass viele Diskussionen in Sozialen Netzwerken kein repräsentatives Bild bieten, welche Meinungen in unserer Gesellschaft vorhanden sind. Vielmehr versuchen Sympathisant*innen rechtsextremer Gruppen gezielt, den Diskurs dort zu beherrschen und demokratische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Sie verabreden sich wie Reconquista Germanica in Chats, Foren oder Messenger-Gruppen. Durch die zeitliche und örtliche Koordination, die im Geheimen stattfindet und für Öffentlichkeit und angegriffene Personen unsichtbar bleibt, gelingt es ihnen, Masse zu simulieren und ihre Themen im politischen Mainstream zu platzieren. Sie wollen suggerieren, es würde sich um sehr viele Nutzer*innen handeln, die so denken, und es sei gesellschaftlich akzeptiert, Menschen aufgrund bestimmter Merkmale abzuwerten.

Zivilgesellschaftliche Organisationen müssen darum das Wissen, wie konzertiert die extreme Rechte einzelne Nutzer*innen stellvertretend für die gesamte Zivilgesellschaft angreift, popularisieren. Sie sollten solche Vorgänge dokumentieren, öffentlich machen und skandalisieren. Gerade den Moderator*innen der Seiten von Organisationen kommt dabei die Rolle eines Frühwarnsystems zu. Sie haben meistens ein sehr feines Gespür dafür, wenn sich gerade ein Hass-Sturm zusammenbraut und vermehrt Accounts die Seiten frequentieren, die sonst nicht zur Community gehören.

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