Während „der Arbeiter kein Vaterland“ hat, waren seine Organisationen national strukturiert: Die II. Internationale ordnete ihre Mitglieder nach nationalen Sektionen. Die Poale Zion („Arbeiter Zions“), um 1900 in Russland gegründet, wollte auf dieser internationalen sozialistischen Bühne als jüdische Sektion teilnehmen. Überall in Ost- und dann Westeuropa, aber auch in den Amerikas bildeten sich Verbände der PZ. Ihre Verbindung von Sozialismus und Zionismus war in vielerlei Hinsicht neu – sowohl im proletarischen, im sozialistischen, im jüdischen, wie zionistischen Spektrum und eckte überall an. Erst 1917 – da lag die II. Internationale wegen des 1. Weltkriegs bereits am Boden – wurde die Poale Zion aufgenommen. Doch bereits drei Jahre später spaltete sich ihr Weltverband, wie viele sozialistische Organisationen dieser Zeit, an der Frage, ob der III. Internationale, der „Komintern“ beizutreten sei oder man bei der sich zusehends verbürgerlichenden Sozialdemokratie bleiben sollte. In Deutschland lief mal wieder einiges ganz anders: ein deutscher Ableger der Poale Zion gründete sich erst 1918 nach Ende des 1. Weltkriegs. Aufgrund der unerträglichen Situation für die hauptsächlich aus Osteuropa stammenden jüdischen Flüchtlinge fand die PZ in Deutschland ein vom internationalen Streit um die richtige Organisationsform ganz verschiedenes Betätigungsfeld: Flüchtlingshilfe an der Seite teils bürgerlicher, antizionistischer, antisozialistischer jüdischer Institutionen im „Arbeiterfürsorgeamt“. Die Arbeit/ der Vortrag geht den Fragen nach: Wie kam es dazu? Woher kamen die „ostjüdischen“ Flüchtlinge? Welche Verbindungen bestanden zwischen Arbeits- und Migrationspolitik in Preußen? Wie verhielten sich die sozialistischen Organisationen zu Flüchtlingsfrage und Arbeitsmigration? Welche hatten jeweils die politisch vollkommen unterschiedlichen jüdischen Organisationen am Arbeiterfürsorgeamt mitzumachen? Welche Rolle spielte der Antisemitismus?
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