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Störstrategien in der Kommentarspalte begegnen: Whataboutism

Störstrategien in der Kommentarspalte begegnen: Whataboutism

„Und was ist eigentlich mit [beliebiges, völlig anderes Thema einfügen], dazu schweigt ihr?” Es gibt ein Wort für dieses Prinzip, Aussagen durch Gegenaussagen zu beantworten, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben: Whataboutism. Hinter solchen Aussagen steckt immer der Vorwurf, ein Thema würde absichtlich nicht besprochen. Deshalb wird diese Strategie als Ablenkungsversuch eingesetzt, um dem Gegenüber Doppelmoral vorzuwerfen. Wer mit solchen Aussagen kommentiert, hat kein Interesse an einem konstruktiven Austausch. Lass dich deshalb gar nicht erst inhaltlich auf die Diskussion ein, sondern benenne sie als Störversuch und kehre zum eigentlichen Gesprächsthema zurück. Formuliere deine Antwort für diejenigen, die mitlesen und sich möglicherweise verunsichern lassen. Rechtsextreme, antidemokratische und strafbare Aussagen kannst du verbergen, löschen, melden und gegebenenfalls anzeigen.

Überschrift: So kannst du reagieren

Benennen, was dich stört und zum eigentlichen Thema zurückkehren.

„Whataboutism-Kommentare, die versuchen, rechtsextreme Gewalt zu verharmlosen, indem auf andere politische Ideologien verwiesen wird, werden unter diesem Post gelöscht. Die Erinnerung an rassistische Pogrome ist definitiv der falsche Anlass für solche Kommentare.”

„Ihren Whataboutism dürfen Sie behalten - und die Mitlesenden können sich fragen, warum Sie diesen Themenwechsel nötig hatten.”

Nachfragen, wie die Aussage gemeint ist oder woher Quellen stammen.

„Wie kommen Sie darauf, dass diese beiden Dinge etwas miteinander zu tun haben oder vergleichbar sind? Unsere Vermutung: Hier soll nur abgelenkt werden.”

Persönliche und gesellschaftliche Konsequenzen der Aussage aufzeigen: Abwertende Aussagen und Stereotype, sowie falsche Informationen haben Konsequenzen. Für die betroffenen Personen, aber auch gesamtgesellschaftlich.

„Ja, auch andere Situationen als die von uns im Beitrag angesprochene können schlimm sein. Das macht das ursprüngliche Thema aber nicht weniger wichtig – wir bitten daher, den Themenbezug bei Kommentaren zu beachten.”

Gegenposition beziehen und Aussagen zurückweisen.

„Und wieder versuchen hier Einzelne, den Rechtsextremismus durch Vergleiche mit anderen politischen Taten zu verharmlosen. Dabei morden und bedrohen Rechtsextreme seit Jahrzehnten Menschen. Wer das Problem des Rechtsextremismus nach dem NSU, über 200 Opfern rechter Gewalt seit 1990, dem Mord an Walter Lübcke, Halle und Hanau immer noch verharmlost, zeigt deutlich wo er*sie steht. Es sind Rechtsextreme (mutmaßlich aus den eigenen Reihen der Polizei), die seit Monaten die Anwältin Seda Başay-Yıldız und ihre Familie bedrohen und mit ‚NSU 2.0‘ unterzeichnen. Gruppe Freital, Revolution Chemnitz, das rechtsextreme Netzwerk in der Bundeswehr (Nordkreuz/Hannibal), National Socialist Knights of the Ku Klux Klan Deutschland, The Aryans, Weisse Wölfe Terrorcew – die Liste rechtsextremen und rechtsterroristischen Gruppen ist lang. Von ihnen geht eine besondere Gefahr für die Gesellschaft aus. Also muss man sich auch in besonderem Maße mit ihnen beschäftigen. Die teilweise haarsträubenden Kommentare unter diesem Post zeigen einmal mehr, wie wichtig der Kampf gegen Rechtsextremismus ist.”

Wenn du überzeugen willst: Suche überraschende Ansätze und setze am Weltbild der*des Anderen an. Sage nicht, dass dein Gegenüber falsch liegt, wenn mal wieder gefragt wird, wann denn eigentlich internationaler Männertag ist, anstatt immer nur feministischer Kampftag.

„Am 19. November. Das ist ein adäquater Tag, um sich mal darüber Gedanken zu machen, wie gewalttätig und schädlich hegemoniale Männlichkeitsvorstellungen auch für Männern selbst sind. Es wäre wichtiger, diese zu hinterfragen und zu kritisieren, als Frauen, Queers und den Feminismus für das Elend der Männlichkeit verantwortlich zu machen.”Zum Weiterlesen: „Kann denn nicht einmal jemand an die Männer denken?“

Reagiere mit Humor. Humor in den Sozialen Medien ist ein Thema für sich. Durch die fehlende Gestik und Mimik können Kommentare falsch verstanden oder als arrogant wahrgenommen werden. Doch gerade bei besonders offensichtlichen Whataboutism kannst du etwas Spaß haben.

„Sicher können Sie auch linke Gewalt unter einem Beitrag über eine rechtsextreme Mordserie erwähnen. Auch Äpfel und Birnen kann man durchaus vergleichen. Sie zählen beide zu den Kernobstgewächsen und haben deshalb viele Gemeinsamkeiten. Aber es gibt auch Unterschiede: Birnen schmecken süßer als Äpfel. Auch wenn eine Birne mit rund 73 Kilokalorien einen höheren Nährwert hat als ein Apfel (etwa 68 Kilokalorien), schneidet sie bei den Mineralstoffen besser ab: Sie ist reicher an Phosphor, Kalium und Kalzium. Als Vitamin-Lieferant hingegen schneidet der Apfel besser ab. Er enthält bis zu doppelt so viel Vitamin C wie die Birne.”

Überschrift: Tipps für deine Gegenrede

Ziele der Diskussion
Wenn du für eine Organisation kommunizierst, sollte ein entschiedener, aber sachlicher Einsatz gegen Hate Speech euer Grundsatz sein. Ziele in einer Diskussion sind dann: Betroffene in Schutz nehmen, Hassredner*innen Grenzen aufzeigen und Mitlesenden Argumente zugänglich machen. Achte darauf, menschenverachtende Sprache, d.h. gewaltvolle Begriffe oder Vorurteile, nicht zu wiederholen.


Nicht endlos diskutieren
Spätestens nach vier Argumenten ist dein Gegenüber überzeugt – oder eben nicht. Rechtsextreme, antidemokratische und strafbare Aussagen kannst du verbergen, löschen, melden und ggf. anzeigen. Accounts, die mehrfach in eurer Kommentarspalte stören und provozieren, kannst du verwarnen und/oder gegebenenfalls blocken.


Standardantworten sparen Zeit und Nerven
Wenn du von dir entwickelte Antworten an einem zentralen Ort sammelst, entsteht langfristig ein Archiv an Reaktionen, auf das du und dein Team immer zurückgreifen können.


Haltung zeigen
Störstrategien werden häufig mit aktuell diskutierten Themen und unterschiedlichen Formen von Hate Speech verbunden. Gegenargumente und Formulierungsvorschläge findest du in der Übersicht zu allen Argumentationshilfen. Das Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen hilft dabei, die richtigen diskriminierungskritischen Begriffe für deinen Moderationsalltag zu finden. Bei Belltower.News findest du aktuelle Informationen zu Gesprächs- und Kommunikationsstrategien.

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