Seit dem grausamen Massaker der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in Israel sowie dem
darauffolgenden Krieg in Gaza ist ein drastischer Anstieg von Rassismus und Antisemitismus zu
verzeichnen – auch in feministischen und linken Kreisen. Obwohl der Einsatz von systematischer
sexualisierter Gewalt erklärter Teil der Angriffsstrategie der Hamas war und hundertfache
Vergewaltigungen und Femi(ni)zide zur Folge hatte, blieb die feministische Solidaritätswelle mit den betroffenen israelischen Frauen und Queers aus.
Selbst UN Women, eine der größten internationalen feministischen Organisationen, brauchte über zwei Monate, um in einem Statement auf die geschlechtsspezifische Gewalt zu reagieren. Einige feministische Gruppen stellen sogar in Frage, ob die Vergewaltigungen überhaupt stattgefunden hätten; Mehr noch, sie feiern die zutiefst queerfeindliche, antifeministische und antisemitische Hamas als dekoloniale Befreier*in.
Doch nicht erst seit dem Massaker am 7. Oktober spaltet die Auseinandersetzung um Antisemitismus, Postkolonialismus und Israel die linke Bewegung. Die mangelnde Bereitschaft, sich mit dem eigenen Antisemitismus auseinanderzusetzen, hat auch in feministischen Kontexten eine lange Tradition.
Nach einer historischen Einordnung des 7. Oktobers wird die Rolle von Social Media beleuchtet,
insbesondere das Streamen der sexualisierten Gewalt als moderne Variante der Zurschaustellung von Kriegstrophäen. Anschließend wird gefragt, woher die problematischen Allianzen zwischen
Feminist*innen und Islamist*innen kommen und eine Antwort auf drei Ebenen formuliert: individuell, theoretisch und bewegungspolitisch.
Der These folgend, dass große Teile des feministischen Mainstreams einem vulgären Postkolonialismus anhängen, werden sowohl Rassismus als auch Antisemitismus als Unterdrückungsideologie in ihren Funktionsweisen erläutert, voneinander abgegrenzt und auf ihre jeweiligen Leerstellen hin befragt. Im Anschluss wird anhand von theoretischen Konzepten wie „intersectionality of struggles“ (Angela Davis) aber auch Aussagen der queeren Ikone Judith Butler auf die Nähe von (mancher) queerfeministischer Theorie und Antisemitismus eingegangen.
Gemeinsam mit feminism unlimited hamburg werden anschließend Interventionsmöglichkeiten und Ansätze für die Stärkung der emanzipatorischen und queerfeministischen Linken diskutiert.
Referent*innen: Cordula Trunk ist wissenschaftliche Mitarbeiter*in an der Universität Innsbruck. Dort promoviert sie zur Konfliktgeschichte um das feministische Subjekt. Ihre
Forschungsschwerpunkte sind Subjektivierungsforschung, Feministische
Konfliktgeschichte und Antisemitismus in subkulturellen Bewegungen.
Veranstalter*innen: feminism unlimited Hamburg
Veranstaltungsort: Centro Sociale, Sternstraße 2, Hamburg
Veranstaltungslink: https://feminismunlimitedhamburg.wordpress.com/?fbclid=PAZXh0bgNhZW0CMTEAAacNGb7JAHg-_26QpxxOL60r8__kILJjvKwyPxQZOc-tE7iFor-bdF-qqgt8lg_aem_Or1lKJuVkHFo73msiPCzTQ