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„Es ist sehr emotional, wir sind hier mit gemischten Gefühlen“

© Amaro Drom e.V.

Weder zuhause noch in der Schule wurde darüber gesprochen: Junge Rom_nja und Sinti_zze setzten sich in Berlin mit dem Antiziganismus zur Zeit des Nationalsozialismus und der damit verbundenen Verfolgung und Ermordung auseinander und lernen so auch etwas über ihre eigene Geschichte.

Von Milan Swarowsky

„Ich und meine Geschwister haben uns vor dem Projekt nicht wirklich mit der Geschichte der Roma auseinander gesetzt“ berichtet der 14 Jährige Husejn. In der Familie ist die Geschichte der Sinti_zze und Rom_nja früher kein Thema gewesen. Erst vor wenigen Jahren haben sie durch ihren Onkel von der Verfolgung und Ermordung von Sinti_zze und Rom_nja im Nationalsozialismus erfahren.

Vom 31. Juli bis 3. August 2017 fand die diesjährige Jugendbegegnung „Dikh angle! Nach vorne schauen!“ des Projektes „Dikhen Amen!“ von Amaro Drom e.V.  in Berlin statt. Die 20 teilnehmenden jugendlichen Rom_nja und Sinti_zze setzten sich drei Tage lang mit der Geschichte des Antiziganismus im Nationalsozialismus auseinander und nahmen an verschiedenen Gedenkveranstaltungen zum 2. August teil.

Am 2. August wird an die Rom_nja und Sinti_zze erinnert, welche zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert wurden und denen gedacht, die in der Nacht zum 3. August im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden. Während des Völkermordes im Dritten Reich ermordeten die Nazis nicht nur Millionen Juden, sondern versuchten auch, die Bevölkerungsgruppe der Sinti_zze und Rom_nja kollektiv zu vernichten. Generell gibt es in der Geschichte der Sinti_zze und Rom_nja und der der Juden viele Parallelen in der Abgrenzung durch die jeweilige Mehrheitsgesellschaft und die jahrhundertelange Diskriminierung. Doch während der Holocaust an den Juden in der Nachkriegszeit stark in das öffentliche Bewusstsein geriet, wird an den Völkermord an 500.000 Sinti_zze und Roma_nja in Europa nach wie vor kaum erinnert.

In diesem Zusammenhang besuchten die Jugendlichen das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti_zze und Rom_nja in Marzahn. Die Jugendlichen lasen die Biografien der dort ausgestellten Opfer des Lagers und setzten sich in Form von Rollenspielen mit ihren Geschichten auseinander. Angela, eine teilnehmende Jugendliche, beschäftigte sich bei den Rollenspielen hauptsächlich mit Otto Rosenberg. Was dieser erleben musste, die Misshandlungen und die Zwangsarbeit hat sie sehr beeindruckt. „Es ist sehr emotional, wir sind hier mit gemischten Gefühlen“  erklärt sie.

Unter anderem mit diesem Besuch im Zuge des Workshops soll Selbstbestimmung und Community Bildung gefördert, sowie mehr Eigeninitiative der Jugendlichen geschaffen werden. Ein wichtiges Projekt für die Jugendlichen, welches die Amadeu Antonio Stiftung gerne unterstützt hat.

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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