2025 gibt es mehr CSDs und Pride-Veranstaltungen als je zuvor. Gleichzeitig wird die rechtsextreme Mobilisierung dagegen immer stärker. Was können wir dagegen tun?
Von Lorenz Blumenthaler
Dieses Jahr gibt es so viele CSDs und Prides wie noch nie! An Orten, wo es noch nie zuvor einen CSD gab, insbesondere im ländlichen Raum. Ein wichtiges Zeichen für alle, die von Queer- und Transfeindlichkeit bedroht werden. Eigentlich ein Grund zur Freude.
Doch gleichzeitig sind queere Sichtbarkeit und queere Rechte so bedroht wie nie, denn Rechtsextreme mobilisieren nach wie vor. Allein in diesem Jahr kam es bisher zu mehr als 20 Gegendemonstrationen, Angriffen und Störungen von CSDs.
Wir reagieren darauf und konnten mit dem Regenbogenschutzfonds bereits 41 CSDs unterstützen. Vor allem mit Sicherheitsmaßnahmen, denn die braucht es nach wie vor.
Bis Oktober gibt es noch über 120 CSDs. Egal ob unmittelbar betroffen oder nicht, ob queer oder hetero – zeigt euch solidarisch und fahrt hin! Nach Chemnitz, Landsberg, Bayreuth, Neubrandenburg, Bautzen oder ins Allgäu! Wer die Demokratie verteidigen will, muss sich mit CSDs solidarisieren.
Warum greifen Rechtsextreme CSDs an?
Um die rechtsextreme Mobilisierung zu verstehen, muss man sich bewusst machen, worum es bei Pride-Veranstaltungen geht:
Rechtsextreme Gruppierungen inszenieren sich zunehmend als „Verteidiger traditioneller Werte“. Die AfD hat das Potenzial dieses “Kulturkampf” Themas früh erkannt und machte mit dem Stolzmonat früh gegen Queere Sichtbarkeit im digitalen Raum Mobil. Der Protest gegen CSD-Veranstaltungen ist Teil dieser Strategie:
- Angriff auf offene Gesellschaft: Queere Sichtbarkeit wird als Symbol einer liberalen, demokratischen Gesellschaft verstanden – also als Feindbild.
- Verschwörungsideologie („Genderwahn“, „Umerziehung“): Die Ablehnung queerer Lebensweisen wird oft mit verschwörungsideologischen Narrativen verbunden, etwa der Vorstellung, Kinder würden systematisch „umerzogen“.
- Anschlussfähig für bürgerliche Milieus: Homo- und transfeindliche Positionen ermöglichen auch Anschluss an konservative oder kirchlich geprägte Milieus – damit wird das eigene Weltbild legitimiert und verbreitbar gemacht.
Dabei ist bemerkenswert, dass auch junge Rechte diese queerfeindlichen Muster nicht etwa „neu erfinden“, sondern oft direkt von älteren Generationen übernehmen. Sie tradieren ein Weltbild, das sich durch Anti-Genderismus, Antifeminismus und Rassismus auszeichnet – angereichert durch neue Kommunikationsformen und Mobilisierungsstrategien.
Das heißt für uns: Wer die Demokratie schützen will, muss CSDs schützen.
5 gute Gründe, einen CSD zu besuchen
- 1. CSDs setzen ein Zeichen gegen alte und neue Formen von Queerfeindlichkeit:
Diskriminierung ist heute oft subtiler – aber sie ist nicht verschwunden.Ob im Versteckspiel in Familien, durch Benachteiligung im Alltag oder durch das Ignorieren queerer Lebensrealitäten: LGBTQI*-Personen erleben Ausgrenzung jeden Tag.Der CSD macht das sichtbar und sagt klar: Wir lassen das nicht normal werden. Wir sind nie wieder still! - 2. Queere Sichtbarkeit ist ein Angriffsziel rechter Ideologie:
CSDs sind mehr als Partys – sie sind sichtbare und laute Zeichen einer offenen Gesellschaft. Genau deshalb werden sie von rechtsextremen Gruppen angegriffen:Für sie steht queeres Leben für Vielfalt, Selbstbestimmung und Demokratie – also für alles, was ihrem autoritären Weltbild widerspricht.Wer zum CSD geht, verteidigt nicht nur queere Rechte, sondern auch unsere demokratischen Grundwerte. Es geht um eine Welt, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können. - 3. Der Protest gegen den CSD ist kein Zufall – sondern Strategie:
Ob „Genderwahn“, „Frühsexualisierung“ oder „Umerziehung“: Die Ablehnung queerer Menschen wird gezielt mit Verschwörungserzählungen verbunden.Die Mobilisierungen gegen den CSD liefern dafür die Bühne. Rechtsextreme inszenieren sich dabei als „Verteidiger der Kinder“ oder „Wächter traditioneller Werte“ – und nutzen gezielt Emotionen, um Angst und Hass zu schüren. Gleichzeitig bauen sie queerfeindliche Brücken zwischen extrem rechts und konservativen/religiösen Akteuren. Der CSD kontert mit Aufklärung und Solidarität. - 4. Der CSD ist ein Akt internationaler Solidarität:
Während in Deutschland Gleichstellung, queere Rechte und damit auch queere Sichtbarkeit zunehmend unter Druck geraten, sind LGBTQI*-Menschen in vielen anderen Ländern massiver Verfolgung ausgesetzt.Wer am CSD teilnimmt, zeigt: Unsere Freiheit endet nicht an der Landesgrenze. Wir stehen an der Seite aller, die sich für Selbstbestimmung, Vielfalt und Menschenrechte einsetzen – weltweit. - 5. Gemeinsam mit Freund*innen eine gute Zeit haben:
Nein – CSDs sind keine riesigen Partys. Und trotzdem sind sie Orte zum Spaßhaben, Feiern und Loslassen. Jeder Mensch soll genau so sein können, wie er will und dabei sicher sein. Auch wenn man selbst nicht unmittelbar von Queerfeindlichkeit betroffen ist.Mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein, tut gut – besonders in einer Welt, die immer bedrohlicher zu werden scheint. In der Angst und queerfeindliche Angriffe zunehmen.