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Eberhart Tennstedt

, 43 Jahre

Der 43-jährige Eberhart Tennstedt wurde am 05. Mai 1994 bei einem Überfall auf Wohnungslose in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) in den Tod getrieben.

Eberhart Tennstedt war wohnungslos. In der Tatnacht saß er gemeinsam mit einem Freund auf einer Parkbank in der Nähe eines Kiosks. Der Besitzer des Kiosks suchte die drei späteren Täter, die sich in der rechtsextremen Szene bewegten, an diesem Abend auf. Er fragte sie, ob sie ihm helfen würden, „die Penner zu vertreiben“. Gemeint waren Eberhart Tennstedt und sein Freund.

Daraufhin überfielen die drei Männer im Alter zwischen 21 und 23 Jahren Eberhart Tennstedt und seinen Freund. Sie schlugen auf ihre Opfer ein und trieben sie mit einer Gaspistole in einen Fluss. Sie schossen mehrfach über die Köpfe der beiden betrunkenen Männer und hinderten sie so daran, den Fluss wieder zu verlassen. Eberhart Tennstedts Freund konnte sich retten, indem er sich an Ästen festhielt. Er selbst ertrank in dem Fluss. Feuerwehrleute fanden seine Leiche am nächsten Morgen.

„Machtdemonstration gegenüber Schwächeren“

Noch in der Tatnacht informierten zwei Zeug:innen die Polizei, weil sie gesehen hatten, wie die drei Männer auf die beiden Wohnungslosen losgingen. Die Täter zeigten in der Vernehmung wenig Reue. „Penner“ würden nicht ins Stadtbild passen, gaben sie als Tatmotiv an. Im Dezember 1994 wurde der Haupttäter, der die Schüsse aus der Gaspistole abgefeuert hatte, wegen „Aussetzung einer hilflosen Person“ und Körperverletzung mit Todesfolge zu einer dreijährigen Jugendstrafe verurteilt. Der Kioskbesitzer sowie die beiden Mittäter wurden zu Bewährungsstrafen zwischen neun Monaten und einem Jahr verurteilt. Der Richter betonte, dass die Feindschaft gegenüber Wohnungslosen zur Tat geführt hat, bei der es sich um eine „Machtdemonstration gegenüber Schwächeren“ gehandelt habe.

Am 8. Mai 1994, nachdem der Tod von Eberhart Tennstedt bekannt wurde, versammelten sich ca. 50 Menschen zu einer Schweigeminute am Tatort. Heute erinnert dort ein Gedenkstein an ihn. Im Rahmen des „Tag der Erinnerung“ wurde 2021 an acht verschiedenen Tatorten rechter Morde in Sachsen-Anhalt den Opfern gedacht – darunter auch Eberhart Tennstedt.

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