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„Wir erinnern an Opfer rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt“

Parkbank am Dessauer Hauptbahnhof, an der Hans-Joachim Sbrzesny (50) am 1. August 2008 zu Tode gequält wurde © Stephanie Heide

Mit einer umfangreichen Kampagne erinnert die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt an Todesopfer rechter Gewalt und setzt sich für deren offizielle Anerkennung ein. Unterstützt wird sie dabei von der Amadeu Antonio Stiftung.

Am Dienstag, dem 29. April 2014, jährte sich der Todestag von Helmut Sackers zum 14. Mal. Der damals 60-jährige hatte im Jahr 2000 in Halberstadt die Polizei verständigt, weil sein Nachbar, ein ehemaliger Naziskinhead, lautstark das Horst-Wessel-Lied abgespielt hatte. Zwei Stunden später verblutete er an vier Messerstichen, die ihm sein Nachbar im Treppenhaus zugefügt hatte.

„Dass Zivilcourage Gesundheit, ja, sogar das Leben kosten kann, ist eine schmerzhafte Wunde in unserer Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass das Leben und das Schicksal der einzelnen Todesopfer nicht in Vergessenheit gerät“, erklärte Landesbischöfin Ilse Junkermann. Sie gehört zu den Unterstützerinnen und Unterstützern der Kampagne „Wir erinnern an Opfer rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt“, die die Mobile Opferberatung im Frühsommer 2013 ins Leben gerufen hat. Helmut Sackers ist einer von mindestens 13 Menschen, die in Sachsen-Anhalt seit 1990 aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, politischen Überzeugung, Behinderung oder ihres sozialen Status getötet wurden. Abgesehen von den Tötungsdelikten ist die Zahl rechter und rassistischer Gewalttaten ist in Sachsen-Anhalt nach wie vor hoch: Für 2013 hat die Mobile Opferberatung 116 Fälle registriert.

Im Rahmen der von der Amadeu Antonio Stiftung unterstützten Kampagne hat die Mobile Opferberatung nun die neue Webseite www.rechte-gewalt-sachsen-anhalt.de freigeschaltet, auf der die getöteten Menschen und ihre Todesumstände ausführlich dokumentiert und auch aktuelle Informationen angeboten werden. „Mit der Kampagne und durch Erinnerungsveranstaltungen vor Ort wollen wir auf die tödliche Dimension rechter und rassistischer Gewalt aufmerksam machen und mit der Website den Opfern einen Namen und ein Gesicht geben“, sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. „Wir wollen damit auch an oft vergessene Opfergruppen – wie beispielsweise sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderungen erinnern.“ Dabei setzt sich die Mobile Opferberatung dafür ein, dass die Tatmotive von der Landesregierung Sachsen-Anhalts und der Bundesregierung offiziell anerkannt werden.

Von Sophie Bose

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