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30. Seien Sie sprachlich präzise bei der Bewertung von Phänomenen

30. Seien Sie sprachlich präzise bei der Bewertung von Phänomenen

Wie erfolgreich der Einfluss rechtspopulistischer Sprache ist, zeigt der Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje besonders eindrücklich anhand des Vergleichs des ersten Satzes der letzten beiden Koalitionsverträge. Der erste Satz im Kapitel zu „Migration“ war 2013: „Deutschland ist ein weltoffenes Land.“ 2018 stand an der gleichen Stelle: „Deutschland kommt seinen rechtlichen und humanitären Verpflichtungen nach.“

Die permanente Präsenz und Wiederholung von rechtsradikaler und rechtspopulistischer Sprache im digitalen Raum trägt auch dazu bei, die dahinterstehenden Erzählungen zu verfestigen. Der Journalist Sebastian Pertsch vom Webprojekt Floskelwolke beschreibt im Beitrag des Medienmagazins ZAPP, wie sich rechtspopulistische und menschenfeindliche Sprache – auch durch unaufmerksame Berichterstattung – in öffentlichen Diskursen verankert. Erst würden die Begriffe in Anführungszeichen verwendet, weil den Journalist*innen noch klar ist, dass das eigentlich ein abwertend gemeinter oder rassistischer Begriff ist. Später fallen die Anführungszeichen weg und Worte mit einem abwertenden, rassistischen oder demokratiefeindlichen Framing gehen in den allgemeinen Sprachgebrauch über und werden so „Common Sense“.

Seien Sie sprachlich präzise in der Bewertung von Phänomenen, die Ihnen Online begegnen. Unterscheiden Sie zum Beispiel zwischen „konservativ“, „rechtsextrem“, „populistisch“ und „rechtsradikal“ und nutzen Sie die Worte nicht synonym zueinander. Rassistische Aussagen sollten auch als rassistisch markiert – und nicht etwa als „fremdenfeindlich“ verschleiert werden. Klare Neonazis können Sie ruhig Neonazis nennen. Und im Zusammenhang mit rechtsradikalen Parteien, die sich vom demokratischen Konsens der Gleichwertigkeit verabschiedet haben, von „rechtspopulistisch“ oder gar „bürgerlich“ zu sprechen, stellt eine Verharmlosung dar.

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