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Die Gewinner des Amadeu Antonio Preis 2023

Grußwort von Dr. Manja Schüle

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Die Preisverleihung

Die Gewinner des Amadeu Antonio Preis 2023

Am Samstag, dem 18.11.2023 wurde im Rahmen eines feierlichen Festakts der Amadeu Antonio Preis verliehen. Dabei wurde die in Berlin lebende ghanaisch-nigerianische Künstlerin und Filmemacherin Nnenna Onuoha ist mit dem Hauptpreis ausgezeichnet worden. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wurde ihr am Samstagabend in Eberswalde für ihren Film "Rosenfelde" verliehen. Der Film verknüpfe das heutige Schloss Friedrichsfelde, im Herzen des Berliner Tierparks, mit der deutschen Kolonialvergangenheit, hieß es in der Begründung der Jury. Die Künstlerin erzähle exemplarisch eine sowohl in Deutschland als auch in Ghana unterrepräsentierte Geschichte.
 

Zwei weitere, mit jeweils 1.000 Euro, dotierte Preise bekamen der Leipziger Autor David Blum für den Roman "Kollektorgang" und die in Berlin lebende afro-britische Dichterin und Autorin Maroula Blades für ihr Hybridkunstwerk "Stones in Symphony". Blum erzähle in seinem Jugendroman von rechter Gewalt in den Nachwendejahren in einem Potsdamer Plattenbauviertel, hieß es. Maroula Blades habe mit "Stones in Symphony" ein umfassendes, hybrides Werk aus Poesie, Prosa, Kunst und Fotografie geschaffen, in dem Armut, Identität, Diskriminierung und Rassismus thematisiert würden.
 

Die Stadt Eberswalde vergibt den Preis gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung alle zwei Jahre. Er erinnert an den Angolaner Amadeu Antonio, der 1990 in Eberswalde infolge rechtsextremer Angriffe ums Leben kam. Die Auszeichnung wurde erstmals anlässlich des 25. Todestags von Amadeu Antonio 2015 vergeben. Ausgezeichnet werden Werke, die sich mit Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung auseinandersetzen.

Die Gewinnerin des ersten Preises:

Aus dem Statement der Jury:

Nnenna Onuohas Film „Rosenfelde“ verknüpft das heutige Schloss Friedrichsfelde, im Herzen des Berliner Tierparks, mit der Deutschen Kolonialvergangenheit. Für ihre Arbeit recherchierte sie die Geschichte des Ortes. Als Profiteur des kolonialen Unrechts, erbaute der Gründer der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie Benjamin Raule eine prächtige Sommerresidenz, welche der Grundstein für das spätere Schloss Friedrichsfelde war. Onuoha nutzt in ihrer Arbeit das heutige Schloss als Kulisse für die Aufführung einer afro-karibischen Gebetszeremonie. Sie schreibt: „Durch die Zeremonie beschworen, tauchen verkörperte Geister auf und führen uns durch die Hallen des Schlosses“. Die Bedeutung von Orten für die Erinnerung, für die Selbstermächtigung und für die Aufarbeitung, wird durch Onuohas Arbeit besonders eindrücklich aufgezeigt. Mit Ihrem Film erzählt die Künstlerin exemplarisch eine sowohl in Deutschland als auch in Ghana unterrepräsentierte Geschichte, die in den Betrachter*innen visuell und inhaltlich lange nachhallt. „Rosenfelde“ ist ein herausragendes Beispiel, wie eine engagierte Recherche in ein eigenständiges Kunstwerk übersetzt wird und dazu eine tiefe Relevanz für unsere Zeit entfaltet.

Nnenna Onuoha - Rosenfelde

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Die Gewinner des zweiten Preises

Maroula Blades - Stones in Symphony

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Aus dem Statement der Jury

„Maroula Blades hat mit „Stones in Symphony“ ein umfassendes, hybrides Werk aus Poesie, Prosa, Kunst und Fotografie geschaffen. Gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner Jörg Heinrich komponiert sie Musik und Filme für ihre Poesie, die sie sowohl in professionellen, als auch in Bildungskontexten aufführt. Blades taucht in ein breites Themenspektrum ein – Armut, Identität, Diskriminierung und Rassismus, bis hin zu den Auswirkungen von Klimawandel oder der Corona-Pandemie, beschäftigen sie in Ihrer Arbeit. Maroula Blades Arbeit spannt einem Bogen zwischen persönlicher und kollektiver Verletzlichkeit und Stärke. Mit ihrem Werk hat sie einen vielschichtigen Komplex geschaffen, den sie kontinuierlich auf höchstem Niveau erweitert. Wenn es die eigenständige Kunst von Maroula Blades nicht gäbe, würde es an Tiefe, Orientierung und Menschlichkeit fehlen – und nicht zuletzt aber an Worten und Bildern.“

Aus dem Statement der Jury

„David Blum erzählt in seinem bei Beltz erschienen Jugendroman „Kollektorgang“ von rechter Gewalt in den Nachwendejahren. Die Erzählung spielt in einem Potsdamer Plattenbauviertel. Unter der Erde – im Kollektorgang genannten Versorgungstunnel der Hochhäuser – ist der Rückzugsort der jugendlichen Gruppe um den Ich-Erzähler Mario. Der Gang wird zum Ort eines Boxkampfs mit tödlichem Ausgang. Blums Erzählung basiert lose auf der Geschichte des Sinto-Boxers Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann. Mit dem Bezug zu Trollmann wird so auch die Geschichte und Situation der Sinti und Roma in Deutschland mit aufgezeigt. Blums Roman ist damit ein doppeltes Zeitzeugnis. Aus einer ungewöhnlichen Erzählerperspektive (der Ich-Erzähler berichtet aus dem Jenseits) entwickelt Blum eine dichte, bedrückende und äusserst spannende Geschichte, die auch von Hoffnung und Liebe erzählt. Kollektorgang entwickelt einen Sog, dem auch nicht-jugendliche Leser*innen kaum entkommen können.“

David Blum - Kollektorgang

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Die Jury des Amadeu Antonio Preis 2023

Die Bewerbungen um den Amadeu Antonio Preis 2023 zeigen eine beeindruckende Vielfalt und eine besonders hohe künstlerische Qualität. Der Preis richtet sich traditionell an alle Kunstparten. Er ehrt die engagierte Kunst und ihre Protagonist*innen – und damit die demokratische Kultur. Auch dieses Alleinstellungsmerkmal des Amadeu Antonio Kunstpreises führte 2023 zu einem neuen Rekord von 347 Einreichungen. Die Jury bedankt sich für das Vertrauen der Teilnehmenden Künstler*innen und Künstler, Autor*innen, Musiker*innen, bei den künstlerischen Initiativen und transdisziplinären Projekten. Vielen Dank, dass alle ihre Arbeit mit uns geteilt haben. Die sechs für den Preis nominierten Beiträge zeigen einen repräsentativen Ausschnitt der eingereichten Werke, vermitteln die Belange des Preises und stehen für sich als herausragende Beispiele für die Rolle der Kunst in einer offenen und kreativen Gesellschaft. In Bild und Sprache sind sie kritisch und humorvoll, analytisch und intuitiv, persönlich und immer auch gesellschaftlich relevant. Wir freuen uns heute mit Ihnen die Werke der Nominierten und die Kunst selbst zu feiern

Die Jury setze sich in diesem Jahr zusammen aus:

  • Juliane Bischoff (Kuratorin / künstlerische Leitung Klosterruine Berlin)
  • Michael Küppers-Adebisi (Künstler und Kulturmanager / AFROTAK TV cyberNomads)
  • Shelly Kupferberg (Autorin, Journalistin und Moderatorin / rbb Kultur)
  • Havîn Al-Sîndy (Künstlerin / Professur für Kollaborative Praxis an der HBK Braunschweig)

Für die Amadeu Antonio Stiftung war Leon Kahane (Künstler) und für die Stadt Eberswalde Norman Reichelt (Musiker, Leitung Kulturamt Eberswalde) Teil der Jury sein.

Amadeu Antonio Preis 2023: Die Nominierten

Der Amadeu Antonio Preis wird von der Stadt Eberswalde und der Amadeu Antonio Stiftung ausgelobt.

 

Anlässlich des 25. Todestags von Amadeu Antonio 2015 erstmalig vergeben, würdigt der Amadeu Antonio Preis alle zwei Jahre Künstler*innen und -Gruppen aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Theater und Musik. Er zeichnet Werke aus, die sich mit Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung auseinandersetzen sowie für Menschenrechte und Diversität eintreten. Der Preis erinnert an Amadeu Antonio, seinen gewaltsamen Tod und an die vielen weiteren Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland.

 

In diesem Jahr wurden 347 Werke für den Preis eingereicht. Der Hauptpreis in Höhe von 3000 Euro und zwei zweite Preise in Höhe von 1000 Euro werden am 18. November in Eberswalde vergeben. Zudem wird eine herausragende zivilgesellschaftliche Initiative mit dem Lars Day Preis ausgezeichnet.

 

Wir laden Sie herzlich zur Preisverleihung am 18. November in Eberswalde ein. Melden Sie sich hier an: https://t1p.de/ixxft

 

Wir stellen die sechs Nominierten vor.

Tuğsal Moğul - AND NOW HANAU

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Tuğsal Moğul hat für sein Theaterstück „AND NOW HANAU“ über zwei Jahre hinweg mit Opferangehörigen des rassistischen Anschlags von Hanau gesprochen. Er entwickelte eine theatrale Form, die sowohl die Angehörigen zu Wort kommen lässt, als auch ein wichtiger Beitrag zu den offenen Fragen um den Terroranschlag ist. Damit ist das Stück auch die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung. Die Spielorte sind sowohl Theater, aber auch andere öffentliche Orte wie Rathäuser, Gerichtssäle oder Polizeihochschulen. „AND NOW HANAU“ ist eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen und dem Theater Oberhausen, in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin.

Nnenna Onuoha - Rosenfelde

Nnenna Onuohas Film „Rosenfelde“ verknüpft das heutige Schloss Friedrichsfelde, im Herzen des Berliner Tierparks, mit der Deutschen Kolonialvergangenheit. Für ihre Arbeit recherchierte sie die Geschichte des Ortes. Als Profiteur des kolonialen Unrechts, erbaute der Gründer der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie Benjamin Raule eine prächtige Sommerresidenz, welche der Grundstein für das spätere Schloss Friedrichsfelde war. Onuoha nutzt in ihrer Arbeit das heutige Schloss als Kulisse für die Aufführung einer afro-karibischen Gebetszeremonie. Sie schreibt: „Durch die Zeremonie beschworen, tauchen verkörperte Geister auf und führen uns durch die Hallen des Schlosses“. Mit Ihrem Film erzählt die Künstlerin exemplarisch eine sowohl in Deutschland als auch in Ghana unterrepräsentierte Geschichte.

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Nguyen Anh Tu Pham - „Soapy Faggy“

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Nguyen Anh Tu Phams Video „Soapy Faggy“ reflektiert die Rolle, die die Erinnerung bei der Identitätsbildung und der Aushandlung zwischen persönlicher und kollektiver Geschichte spielt. In seiner Arbeit schlüpft Nguyen zunächst in die Rolle eines Nachrichtenmoderators. Von hier aus bildet „Soapy Faggy“ die erste queere Erinnerung des Künstlers nach und verknüpft diese mit Fantasien und Familienanekdoten. Mit Humor und Absurdität weist er damit auch auf die Rolle von Massenmedien hin, die immer wieder Stereotype über die LGBTQIA+-Community erzeugen und bestätigen.

David Blum - "Kollektorgang"

David Blum erzählt in seinem bei Beltz erschienen Roman „Kollektorgang“ von rechter Gewalt in den Nachwendejahren. Der Roman spielt in einem Potsdamer Plattenbauviertel. Unter der Erde – im Kollektorgang genannten Versorgungstunnel der Hochhäuser – ist der Rückzugsort der jugendlichen Gruppe um den Ich-Erzähler Mario. Der Gang wird zum Ort eines Boxkampfs mit tödlichem Ausgang. Blums Erzählung basiert lose auf der Geschichte des Sinto-Boxers Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann. Mit dem Bezug zu Trollmann wird so auch die Geschichte und Situation der Sinti und Roma in Deutschland mit aufgezeigt.

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Maroula Blades - „Stones in Symphony“

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Maroula Blades hat mit „Stones in Symphony“ ein umfassendes, hybrides Werk aus Poesie, Prosa, Kunst und Fotografie geschaffen. Gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner Jörg Heinrich komponiert sie Musik und Filme für ihre Poesie, die sie sowohl in professionellen, als auch in Bildungskontexten aufführt. Blades taucht in ein breites Themenspektrum ein – Armut, Identität, Diskriminierung und Rassismus, bis hin zu den Auswirkungen von Klimawandel oder der Corona-Pandemie, beschäftigen sie in Ihrer Arbeit. Dabei geht es immer auch um die Zerbrechlichkeit, aber auch um die Stärke von Individuen in ihren gesellschaftlichen Kontexten.

Ayala Shoshana Guy - „I will take your shadow“

Ayala Shoshana Guy erzählt in ihrem Film „I will take your shadow“ anhand der Geschichte ihrer jüdischen Familie von den Kontinuitäten der Gewalt, von Verlust und Schmerz. Die Flucht vor der Shoah, das Ankommen im damaligen Britisch-Palästina und der Selbstmord des Großonkels, verwebt Guy zu einem Filmessay über das Schicksal ihrer Familie. Sie schreibt: „Als ob die Geschichte meiner Familie nicht schwer genug wäre, um sie zu verarbeiten, wird mir (…) klar, dass meine Großeltern in der Suche nach Zuflucht und Heimat unfreiwillig in den jüdisch-arabischen Konflikt verwickelt wurden.“ In animierten schwarz-weiß Zeichnungen erzählt der Film so auch davon, wie die Echos von Leid, Verfolgung und Unrecht bis heute wirken.

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