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Glossar Geschlecht und LSBTIQA+

GLOSSAR Geschlecht und LSBTIQA+

Bisexualität: eine sexuelle oder amouröse Orientierung, bei der sich das Begehren – bezüglich Liebe, Romantik, Sexualität, Partner_innenschaft – auf Personen mindestens zweier Geschlechter bezieht.

 

cisdyadisch: bezeichnet Personen, die nicht inter* sind und bei Geburt in einem Geschlecht  innerhalb der Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit kategorisiert wurden, deren Körper diesen Vorstellungen entsprechen und die sich ein Leben lang mit diesem Geschlecht identifizieren.

 

cisgeschlechtlich/cisgender: aus dem Lateinischen cis=diesseits, Gegenwort zu lat. trans=jenseits; bezeichnet Personen, die bei Geburt einem Geschlecht kategorisiert wurden und sich ein Leben lang damit identifizieren. Sowohl cisdyadische als auch inter* Personen können sich als cisgender identifizieren.                                         

                                                             

Coming-out: der Prozess des Bewusstwerdens und Anerkennens der eigenen sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identifikation. Das heißt, dass Menschen sich zum Beispiel bewusst darüber werden, dass sie trans* und/ oder lesbisch sind und das häufig auch nach außen kommunizieren. Sich der eigenen, gesellschaftlich abgewerteten Geschlechtsidentität oder Sexualität bewusst zu werden und sie anzuerkennen, wird manchmal als inneres Coming Out bezeichnet, es nach außen zu kommunizieren als äußeres Coming-Out. Das äußere Coming Out kann ein lebenslanger Prozess sein.

 

Community: ist ein Begriff aus dem Englischen, der übersetzt Gemeinschaft bedeutet. Community steht stellvertretend für eine Gruppe von Menschen, die sich in vergleichbaren Lebenswelten befinden. Häufig organisieren sich Mitglieder von communities in Gruppen oder arbeiten in Selbstorganisationen und Netzwerken, um sich gegenseitig zu stärken und ihre Interessen gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten.

 

Diskriminierung: jegliche Form sozialer, kultureller, struktureller oder ökonomischer Benachteiligung und Ungleichbehandlung von einzelnen Menschen oder Menschengruppen aufgrund tatsächlicher oder zugeschriebener Merkmale und Gruppenkonstruktionen. Diskriminierung kann im alltäglichen Miteinander stattfinden, etwa durch diskriminierende Äußerungen oder Gewalterfahrung auf der Straße oder in der Familie, oder auf struktureller Ebene, durch Benachteiligung, Ausschluss oder Stigmatisierung durch Institutionen, Regeln und Normen. Strukturelle bzw. institutionelle Diskriminierung kann zum Beispiel von staatlichen Heimen, Bildungseinrichtungen, rechtlichen Vorschriften, unhinterfragten Annahmen von vermeintlich normalen Lebensweisen, ausgehen.

 

Emanzipation: ein Akt der gesellschaftlichen und politischen Selbstbefreiung. Emanzipation zielt auf Selbstbestimmung, Freiheit und oder Gleichheit ab. Neben einer äußeren gibt es auch eine innere Emanzipation: als Befreiung aus der eigenen Unmündigkeit oder dem Korsett aus Traditionen, gesellschaftlichen Normen und Weltanschauungen.

 

Empowerment: Begriff aus dem Englischen, bedeutet Ermutigung, Bestärkung oder Selbstermächtigung. Empowerment beschreibt Prozesse der Selbstermächtigung bei Menschen, die sich bei Ausgrenzungserfahrungen oder in Krisensituationen ihrer eigenen Fähigkeiten und Ressourcen bewusst werden und eigene Lösungsstrategien erarbeiten, um ihre Situation selbstbestimmt zu verändern. In der Sozialen Arbeit und anderen wissenschaftlichen Disziplinen steht der Begriff stellvertretend für ein umfangreiches Handlungskonzept, welches den Fokus auf die eigenen Ressourcen und die Selbstständigkeit derer legt, die negativ von Diskriminierung betroffen sind und die Unterscheidung in „Klient_innen“ und „Fachpersonen“ kritisch reflektiert.

 

Gender: aus dem englischen – soziales Geschlecht; bezeichnet die sozialen und kulturellen Aspekte von Geschlecht. Damit werden die kulturspezifischen und historisch veränderlichen Rollen, Erwartungen und Werte, die an Geschlecht geknüpft sind, benannt. Zum Beispiel ist das Verständnis, was wir unter männlich verstehen, historisch wandelbar und kulturell geprägt. Häufig wird zwischen gender und sex unterschieden. Dabei meint sex das körperliche Geschlecht, auf dessen Grundlage eine Person bei Geburt kategorisiert wird. Allerdings ist auch das Verständnis von Körper wandelbar. So ist auch das Verständnis von sex gebunden an die sich kulturell wandelbaren Vorstellungen von Geschlecht. Das heißt, dass sex nicht unabhängig von Gender zu verstehen ist.

 

Genderqueer: bezeichnet Menschen, die sich außerhalb der normativen Zweigeschlecherordnung und den daraus abgeleiteten Begriffen sexueller Orientierungen (heterosexuell, homosexuell etc.) verorten. Genderqueer wird auch als selbstgewählte geschlechtliche Identifikation gewählt. Personen, die sich als genderqueer verstehen, können vielfältige geschlechtliche und sexuelle Identifikationen haben.

 

Hegemoniale Männlichkeit: Das machttheoretische Konzept der hegemonialen Männlichkeit wurde von Raewyn Connell in den 1980er Jahren entwickelt. Es trug maßgeblich zur Weiterentwicklung der kritischen Männlichkeitsforschung bei und gilt bis heute als einer der wichtigsten Bausteine in der internationalen wissenschaftlichen Auseinandersetzung um Männlichkeiten und männliche Identitäten. Männlichkeit ist hierbei nicht als biologisches Geschlecht, sondern als soziales Konstrukt aufzufassen, welches durch soziale Diskurse und Praktiken geformt wird und daher unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen kann. Connell geht davon aus, dass die Konstruktion hegemonialer Männlichkeit durch eine doppelte Relation erfolgt, nämlich in Bezug auf Weiblichkeit und andere Männlichkeiten. Es existiert somit ein hegemoniales Männlichkeitsmuster, dem sowohl andere Männlichkeiten,die aufgrund von Mehrfachdiskriminierung nicht Teil hegemonialer Männlichkeit sind, als auch Weiblichkeiten untergeordnet sind. Die Position in der Geschlechterordnung ist klar abgegrenzt und festgelegt. Wesentliche Merkmale der hegemonialen Männlichkeit sind Heterosexualität, Deutungshoheit und Entscheidungsgewalt in Institutionen und ein vermeintliches rationales Kosten-Nutzen-Kalkül. Mit hegemonialer Männlichkeit ist verbunden, Macht, Überlegenheit, Autorität und Souveränität zu erlangen und langfristig aufrecht zu erhalten.

 

Heterosexuelle Norm/Heteronormativität: Kultur und Struktur, in der Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als selbstverständlich und als naturgegeben gelten. In dieser Logik gibt es genau zwei biologische Geschlechter (‚Mann‘ und ‚Frau‘), denen gegensätzliche oder sich ergänzende Eigenschaften und Aufgaben zugedacht werden, und die sich gemeinsam fortpflanzen sollen. Körper und Sexualitäten, die davon abweichen, werden darin aberkannt, abgewertet und erfahren Gewalt. Heterosexuelle Personen bzw. als heterosexuell konstruierte Eigenschaften und Verhaltensweisen werden in dieser Struktur privilegiert.

 

heterosexuell/Heterosexualität: beschreibt eine sexuelle bzw. amouröse Orientierung, die sich im Rahmen normativer Zweigeschlechtlichkeit auf Personen des anderen Geschlechts richtet. Heterosexualität ist historisch und gegenwärtig mit Privilegien verbunden und historisch ein Gegenbegriff zu Homosexualität. Personen, die sich heterosexuell identifizieren, werden auch Heterosexuelle genannt.

 

Homofeindlichkeit: Gewalt gegen, Abwertung und Diskriminierung von Homosexuellen und Verhaltensweisen, die als homosexuell konnotiert sind. Homofeindlichkeit kann sich gegen Personen richten, die sich als lesbisch oder schwul verstehen, aber auch gegen Menschen, denen dies zugeschrieben wird. Andere Begriffe: Homophobie, homofeindliche Diskriminierung

 

Homosexualität/ homosexuell:  beschreibt eine sexuelle bzw. amouröse Orientierung, die sich auf Personen des eigenen Geschlechts richtet. Homosexualität ist historisch ein Gegenbegriff zu Heterosexualität. Personen, die sich homosexuell identifizieren, werden auch Homosexuelle genannt.

 

inter* / intergeschlechtlich: inter* ist ein Begriff, der sich aus der Community entwickelt hat. Gemeint sind damit Menschen, die angeborene, nicht-konforme und nicht normgerechte Geschlechtsmerkmale haben und daher Pathologisierung erfahren. In vielen Fällen führt dies zu einer Verletzung ihrer Selbstbestimmung und körperlichen Autonomie. Der Begriff Inter* möchte offen sein für alle Selbstbeschreibungen von intergeschlechtlichen Menschen und mit dem Asterisk * die Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten und Körperlichkeiten abbilden. Ein Mensch mit einem intergeschlechtlichen Körper kann auch eine intergeschlechtliche Geschlechtsidentität haben. Grundsätzlich geht es bei dem Begriff aber um eine emanzipatorische und selbstermächtigte Positionierung.

 

Inter*feindlichkeit: Gewalt gegen und Abwertung und Diskriminierung von inter* Personen. Gewalt gegen inter* Personen beginnt oft schon an Neugeborenen mit Eingriffen die medizinisch unnötig sind, zu denen die Kinder nicht zustimmen können und über die Eltern meist unzureichend informiert werden.

 

Intersektionalität: beschreibt die Überschneidungen, Gleichzeitigkeiten und Wechselwirkungen von verschiedenen Kategorien sozialer Ungleichheiten wie Herkunft, Alter, Bildung, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität, Religion und weitere Kategorien bezüglich gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Die intersektionale Forschung hat zum Ziel, multiple Unterdrückungsmechanismen sichtbar zu machen, die Gesellschaft, Wissenschaft und Politik für Mehrfachdiskriminierungen zu sensibilisieren und Konzepte anzustoßen, die diese bestehenden Ungleichheitsverhältnisse analysieren und aufbrechen.

 

Lesben und Schwule: (Selbst-)Bezeichnung für Personen, die Partner_innenschaft, Sexualität und/oder emotionale Nähe mit Personen desselben Geschlechts teilen oder deren Begehren sich auf Personen desselben Geschlechts richtet. Lesbe und Schwuler wurden zunächst – und werden auch heute noch – als abwertende Fremdzuschreibung und als Schimpfwort verwendet. Im Zuge der schwul-lesbischen und lesbisch-feministischen Emanzipationsbewegungen ab den 1970er Jahren eigneten sich Schwule und Lesben die Begriffe jedoch an. Heute werden sie als positive Selbstbezeichnung und als Identitätskategorie genutzt.

 

LSBTIQA+: Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans Personen, inter Personen, queere Personen, Asexuelle und mehr. Damit werden (einige) geschlechtliche und sexuelle Identitäten jenseits der heterosexuellen Norm zusammengefasst.

 

Pathologisierung: Bewertung von Verhaltensweisen, Empfindungen, körperlichen Merkmalen, sozialen Verhältnissen oder zwischenmenschlichen Beziehungen als krankhaft, meistens gegen den Willen derer, die davon negativ betroffen sind. Alle sexuellen und geschlechtlichen Lebensweisen und Identifikationen, die von der (zweigeschlechtlichen heterosexuellen) Norm abweichen, waren oder sind davon betroffen.

 

Patriarchat/patriarchal: Herrschaftssystem, in dem die Institutionen, sozialen Beziehungen und Normen von Vätern und Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert werden. In feministischen Analysen und Bewegungen zielt der Begriff darauf ab, die Gesamtheit und den Zusammenhang unterdrückender, ausbeuterischer und hierarchischer Geschlechterbeziehungen zulasten von Frauen in all ihrer Vielfalt und anderen Geschlechtsidentitäten zu fassen.

 

People of Color: Positive Selbstbenennung und Bezeichnung für Personen, die gegenüber der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß gelten und von Rassismus negativ betroffen sind. Der Begriff wurde in der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung und in Kämpfen gegen Rassismus und Kolonialismus geprägt. Auch die Abkürzung PoC ist gebräuchlich. Als Selbstbezeichnung auch z.B. Lesbians of Color oder trans*people of Color.

 

Privileg: strukturelle Vorrechte und Vorteile, die Personen durch Gruppenzugehörigkeiten oder -zuschreibungen (zum Beispiel: männlich, weiß, heterosexuell) haben. Privilegien sind gesellschaftlich eingeräumte Handlungsmöglichkeiten, die anderen verwehrt oder erschwert werden. Privilegierung erzeugt somit immer auch Benachteiligung (Diskriminierung) anderer.

 

Queer: im englischsprachigen Raum einst ein Schimpfwort, wurde der Begriff angeeignet und wird heute affirmativ (zustimmend) genutzt. Der Begriff wird als Adjektiv, Substantiv, gelegentlich als Verb verwendet und kann Praxen, Personen, Bewegungen oder Theorien bezeichnen. Queere Menschen, queeres Denken, queeres Handeln fordern die Vorstellung heraus, es gebe (nur) zwei Geschlechter, die als einander entgegensetzt charakterisiert und romantisch / sexuell bezogen sein. Eine darüber hinausgehende Begriffsauffassung stellt Normierungen und starre Identitätskategorien grundsätzlich in Frage und bezieht Machtverhältnisse in ihren Gleichzeitigkeiten und Überschneidungen mit ein (z.B. Behinderung, Rassismus, Antisemitismus, Klassismus). Ohne die herrschaftskritische Kritik wird Queer auch als Synonym für schwul-lesbisch oder LSTI genutzt.

 

Selbstorganisationen: sorgen dafür, dass die Betroffenen sich wahrgenommen und ernst genommen fühlen und ihre Stimme in der Öffentlichkeit Gehör findet. Sie tragen maßgeblich dazu bei, ihre Situation sichtbar zu machen und die Öffentlichkeit für ihre Belange zu sensibilisieren. Darüber hinaus machen sie gemeinsam mit Betroffenen darauf aufmerksam, in welchen Lebensbereichen konkrete Handlungsbedarfe bestehen, um ihren Forderungen nach gesellschaftlicher Akzeptanz und Anerkennung Nachdruck zu verleihen. Häufig sind Selbstorganisationen auch an Empowermentprozessen der eigenen Gruppe beteiligt und stärken so Bewältigungsstrategien im Umgang mit Diskriminierung, Gewalterfahrungen und Ausgrenzung und stärken die community- internen Care- und Accountability Prozesse/ Fürsorge und Verantwortlichkeiten.

 

trans*/ transgeschlechtlich: kann als Oberbegriff gesehen werden für Menschen, deren Geschlecht von dem bei der Geburt zugewiesenen abweicht.

 

Trans*feindlichkeit: Gewalt gegen, Abwertung und Diskriminierung von trans* Personen. Trans*feindlichkeit kann sich gegen Personen richten, die sich selbst trans* identifizieren oder gegen Menschen und Verhaltensweisen, die als trans* Personen gelesen werden.

 

Schreibweise und Sprachgebrauch: Die Schreibweise des sog. gender_gap/ Unterstrich oder des Asterisk * hat sich mittlerweile in verschiedenen communities, in Teilen sozialwissenschaftlicher Forschung, bei verschiedenen Organisationen und einigen Behörden etabliert. Der gender_gap soll die durch Sprache aufrecht erhaltene Zweigeschlechtlichkeit hinterfragen und aufbrechen. Der Unterstrich bzw. das * dienen dabei als Platzhalter für Identifikationen, Selbstbezeichnungen, Selbstverständnisse jenseits normativer Zweigeschlechterordnung.

 

LSBTIQA+: Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans Personen, inter Personen, queere Personen, asexuelle Personen und andere Geschlechter und/oder Sexualitäten. Damit werden (einige) geschlechtliche und sexuelle Identitäten jenseits der heterosexuellen Norm zusammengefasst.

 

 

Quellen:

https://interventionen.dissens.de/materialien/glossar.html

http://www.transinterqueer.org/download/Publikationen/TrIQ-ABC_web(2).pdf

http://www.transinterqueer.org/download/Publikationen/InterUndSprache_A_Z.pdf

 

 

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