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Antisemitische Kommentare beim Bestatter

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Als eine Jüdin bei einem Bestatter in einer brandenburgischen Stadt die Beerdigung ihres Großvaters besprach, konfrontierte der Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens sie mit antisemitischen Aussagen. Das Bestattungsunternehmen ist das günstigste in der Stadt. Unabhängig von ihrem persönlichen Hintergrund sind deshalb Menschen, die eine Kostenübernahme durch das Sozialamt beantragen, auf dieses Unternehmen festgelegt. So auch die jüdische Betroffene, die gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens am 18. Oktober die Beerdigung ihres Großvaters besprechen wollte. Unvermittelt fragte sie der Mitarbeiter des Unternehmens: „Ich sag das jetzt, aber werden Sie mir nicht böse: Wie lange sollen deutsche Steuerzahler noch für jüdische Beerdigungen zahlen?“ Die Betroffene wies die Frage empört zurück: „Geht’s noch? Das haben Sie jetzt nicht ernsthaft gefragt, das ist eine Meldung für den Antisemitismusbeauftragten, das geht gar nicht!“ Der Mitarbeiter ließ sich hiervon nicht beirren und setzte nach: „Deswegen habe ich doch gesagt, nicht böse werden, aber man muss doch mal fragen dürfen. Was ich hier so an Kosten sehe, das wird den deutschen Bürgern nicht geschenkt, das müssen Deutsche aus ihrer Tasche zahlen.“ Die Betroffene war von den Anschuldigungen schockiert und begann zu weinen. Sie entgegnete, es sei nicht der richtige Ort und die richtige Zeit, das zu diskutieren. Ihr Großvater sei ihr letzter Verwandter gewesen und habe die Schoa überlebt. Da sie auf den Bestatter angewiesen war, wenn sie ihr Recht auf eine Kostenübernahme in Anspruch nehmen wollte, konnte sie sich der Situation nicht entziehen. Der Mitarbeiter ließ sich jedoch nicht abbringen: Das Thema könne man doch auch ganz ruhig und sachlich diskutieren. Das habe er kürzlich mit einem anderen Kunden getan. Die Betroffene wiederholte, dass ihr letzter Verwandter verstorben sei und sie Einfühlungsvermögen von ihm erwarte. Ihr Großvater sei Deutscher und habe damit die gleichen Rechte wie andere Deutsche auch die Bestattungskosten werden rein in Abhängigkeit von der Bedürftigkeit des Verstorbenen übernommen. Nun pochte der Mitarbeiter darauf, man solle den Vorfall vergessen, was er mehrmals einforderte. Man müsse das aber mal fragen dürfen. Später setzte er aber nochmal nach und fragte unvermittelt: „Ich hab da nochmal ne Frage, aber nee, das lass ich lieber, Sie sind mir dafür zu aufgebracht.“ Dann stellte er die Frage aber doch: „Wie sehen Sie das mit der Besatzung Palästinas durch Israel?“ Zuvor hatten beide nicht über Israel gesprochen. Im Zuge des längeren Gesprächs äußerte der Mitarbeiter sich auch kritisch gegenüber Geflüchteten. Diese seien eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Er sei aber kein „Antisemitist“ [sic]. Die Betroffene kritisierte die Aussagen des Mitarbeiters bestimmt, pochte aber vor allem darauf, er solle die Bearbeitung schnell abschließen.

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