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Kundgebung mit Verschwörungserzählungen über die „zionistische Lobby“

, Berlin

In Berlin-Friedrichshain wird von Gruppen wie „Anarchists4Palestine“ und „International Jewish Solidarity Network“ (IJSN) unter Mobilisierung der Bezirksfraktion Neukölln der Partei „Die Linke“, zum Protest gegen Zalando aufgerufen. Zalando wird vorgeworfen Palästina-Solidarität seitens der Mitarbeiter*innen zu unterdrücken und Palästinensertücher sowie Wassermelonen-Symbole zu verbieten. Auch protestiert wird gegen einen Workshop der Recherche und Informationsstelle gegen Antisemitismus (RIAS) zum Thema „Understanding and Confronting Anti-Semitism“, welchen das Unternehmen organisiert hat.

Neben Aufrufen zur Gewalt mit Messern sagen einzelne Protestierende folgendes:

  • gerichtet an Gegendemonstrierende: „Ihr seid doch die Kindermörder, ihr seid doch die Kriegsverbrecher, nicht wir“ und zu Pressevertretern „Ihr steht nur hin, damit ihr euer Geld verdient.“
    Hierbei wird sich einer modernen Form der antisemitischen Verschwörungserzählung, nämlich der „Ritualmordlegende“, bedient. Diese besagt, dass Jüdinnen*Juden christliche Kinder töten, um deren Blut für das Pessachfest zu nutzen.
    Außerdem wird der Presse unterstellt, dass sie bezahlt und damit gelenkt werden würde. Das Narrativ von der „Lügenpresse“ wird verknüpft mit der Idee, dass „die Juden“ hinter allem stecken. In diesem Fall hinter der Presse, die sie bezahlen.
  • „From the very beginning of this genocide, Zalando was one of the first companys worldwide to publish a public statement, supporting the so called state of Israel, […] now as we speak, Zalando is hosting an online event with a zionist lobby organisation. Zalando is hosting the so called RIAS, an organisation that promotes anti-muslim, anti-palestinian and antisemitic propaganda.“
    Weil RIAS auch israelbezogenen Antisemitismus dokumentiert bezeichnen die Protestierenden RIAS als zionistische Organisation und wollen RIAS damit delegitimieren. Die Idee des modernen Zionismus entstand durch stark ansteigenden Antisemitismus, Verfolgung und Diskriminierung von Jüdinnen*Juden sowie zahlreiche Pogrome ab Mitte des 19. Jahrhunderts, vor allem in Osteuropa. Zionismus verfolgt das Recht von Jüdinnen*Juden auf einen eigenen Staat, der gleichzeitig als Schutzraum funktioniert. Sich gegen Zionismus auszusprechen bedeutet, dem jüdischen Staat Israel das Existenzrecht abzusprechen.
  • „Von Berlin bis nach Gaza, yallah, yallah intifada.“
    Intifada bedeutet Aufstand/Rebellion und bezieht sich unter anderem auf die zwei mehrjährigen Serien von Terroranschlägen auf die Zivilbevölkerung in Israel (1987-1993 sowie 2000-2005).
  • ein Redner spricht davon, „die Zalando Bosse, die sind so reich, die haben so viel Kohle, die haben es doch eigentlich gar nicht nötig sich auf die Gehaltsliste des israelischen Desinformations- und Zionismus-Propaganda-Ministeriums setzen zu lassen.“
    Mit dieser Aussage bedient er sich einer modernen Verschwörungserzählung nach der „die Juden“ eine besonders politische oder ökonomische Macht besitzen.
  • eine Rednerin spricht davon „[…] to isolate and expose all zionist institutions, companys, individuals, politicians and governments and that includes Zalando and the genocidal zionist lobby group RIAS, shame!“
    Auch mit dieser Aussage wird sich der Verschwörungserzählung politischer Macht seitens „der Juden“ bedient.
  • auf Arabisch wird gesungen „Und ganz Palästina gehört uns! Es gibt keine Alternative außer dem Paradies! Nein zur Zweistaatenlösung!“
    Mit dieser Aussage wird Israel das Existenzrecht abgesprochen.

Die Protestierenden halten das folgende Schild hoch:

  • „Cancel Ziolando BDS“
    Hierbei handelt es sich um ein Kofferwort aus Zionismus und Zalando. Die Buchstaben BDS stehen für „Boycott Divestment Sanctions“, hierbei handelt es sich um eine Kampagne, die dafür bekannt ist, alles was mit Israel zutun hat, zu boykottieren.

Vorfalltyp: Versammlungen, Veranstaltungen

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