Anlässlich des 77. „Nakba-Tags“ – dem Tag zur Erinnerung an die Flucht und Vertreibung von Palästinenser*innen und der Gründung des Staates Israels 1948 – kommt es in Berlin-Kreuzberg bei einer Demonstration zu antisemitischen Vorfällen.
Ein Teilnehmender hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „They will never kill us all“ und sagt „Holocaust in Gaza! Es ist ein Holocaust!“
Mit dem Vergleich der Situation in Gaza und dem Holocaust relativiert er diesen.
Später sagt er „Stoppt den Zionisten! Deutsche, amerikanische Holocaust in Gaza. Es ist ein Holocaust! Es ist eine ethnische Säuberung!“
Teilnehmende rufen:
- „Viva, viva Intifada!“
Intifada bedeutet Aufstand/Rebellion und bezieht sich auf die zwei mehrjährigen Serien von Terroranschlägen in Israel. - „From the river to the sea, Israel will never be“
Mit dieser Aussage wird gesagt, dass Israel zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer nicht existieren soll. Damit wird Israel das Existenzrecht abgesprochen. - „Israel tötet Kinder“ eine Frau hält eine Puppe in der Hand, die in ein weißes Tuch eingewickelt ist, sie soll ein totes Baby symbolisieren.
Mit dieser Aussage wird Israel dämonisiert und sich einer modernen Form der antisemitischen Verschwörungserzählung, nämlich der „Ritualmordlegende“ bedient. Diese besagt, dass „die Juden“ christliche Kinder töten, um deren Blut für das Pessachfest zu nutzen. - „Deutschland steht dahinter – Glory to the resistance!“
Auf Schildern steht geschrieben:
- „When will the world put an end to the Nakba? The Nakba continues. 77 years of atrocities.“
Mit dieser Aussage wird behauptet es gäbe eine andauernde Vertreibung von Palästinenser*innen durch Israel, womit Israel dämonisiert wird. - „Drop elbit now. Keine Versicherung für Genozid“ und das Logo der Allianz-Versicherung
- „Shut Elbit down“
Die Allianz ist – laut der Demonstrierenden – Investor und Versicherer von Israels größtem Waffenkonzern Elbit Systems. - „Schluss mit der deutschen Unterstützung von Besatzungsterror!“
- „No peace on stolen land“
- Ein großer, gebastelter Schlüssel wird hochgehalten auf dem „UN-Resolution 194“ und „Native Palestinian“ steht womit sich auf das vermeintliche Rückkehrrecht der Palästinenser*innen bezogen wird. Auch die Comicfigur „Handala“ ist zu sehen, welche meist im Kontext der Israel-Boykott-Kampagne BDS verwendet wird.
- Drei große gebastelte Buchstaben „BDS“ werden hochgehalten.
- Eine Frau hält ein Schild hoch auf dem steht „Namibia Auschwitz Gaza Germany to the Hague“ und sagt zu den Jorunalist*innen „Richtig gut drauf, ist nicht ordnungswidrig. In Deutschland nicht strafbar.“
Ein Redner sagt zudem „Wir sind wütend über Deutschland. Die ganze Zeit über hat Deutschland den Genozid am palästinensischen Volk befeuert, mit politischer und finanzieller Unterstützung, mit Geld und Waffen. Aber die Menschen sind stärker als Munition und die Gier der Besatzung. Wir fordern ein freies Palästina auf seinem gesamten historischen Gebiet. Wir fordern das Rückkehrrecht für alle Palästinenser, alle unsere Kämpfer gegen unterdrückende Systeme, die weltweit miteinander verbunden sind. Ohne eine komplette Befreiung aller Menschen wird es keine Freiheit für niemanden geben. Und bis dahin wird es keinen Frieden auf gestohlenem Land geben. There is only one solution! Intifada revolution!“
Der Redner unterstellt Israel einen Genozid an den Palästinenser*innen und bedient sich der antisemitischen Erzählung, wonach „die Juden“ gierig seien.
Mit seiner Forderung nach Palästina auf seinem angeblichen „gesamten historischen Gebiet“ meint der Redner die Landfläche, die heute Israel einschließt. Seine Forderung auf Rückkehr würde bedeuten, dass auch alle Nachkommen zurückkehren würden. Als einziger Gruppe weltweit wird Palästinenser*innen der Geflüchtetenstatus vererbt. Dementsprechend hat sich die Zahl palästinensicher Geflüchteter in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Würden – wie vom Redner gefordert – alle Palästinenser*innen zurückkehren, so würden sich die Mehrheitsverhältnisse zu Ungunsten der jüdischen Bevölkerung verschieben und damit der Schutzraum für Jüdinnen*Juden nicht mehr existieren.
Es kommt bei der Demonstration zu gewaltsamen Ausschreitungen und über 50 Festnahmen, weshalb diese von der Polizei beendet wird.
Vorfalltyp: Kundgebungen, Demonstrationen, Veranstaltungen