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HYPERBOLE // INTERVIEW

Hyperbole TV // Interview

Fast 5 Jahre ist Hyperbole TV schon auf Sendung. Ihre Youtubeformate greifen politische und gesellschaftliche Themen auf, ohne dabei den Bezug zum jungen Publikum zu verlieren. Ihr Erfolgsrezept: Pop, Diversität & Direktheit. Wir haben mit der Hyperbole TV Editorin und Producerin Nadja Brandt gesprochen.

 

 

1. Für was steht euer Name Hyperbole und was sind die Ziele eures Kanals?

Nadja: Die Hyperbel ist in der Literatur eine rhetorische Figur, die Übertreibung beschreibt. Unser Markenzeichen ist die Zuspitzung (gesellschafts-)politischer Inhalte durch eine popkulturelle Erzählweise. Wir wollen also übertreiben, um dadurch zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen. Dabei verstehen wir den Begriff Politik allerdings ziemlich breit. Wahlen gehören ebenso dazu wie News, aber auch Comedy, Musik, Kultur und alle Bereiche, in denen Menschen über ihr Leben in diesem Land sprechen.

 

2. Wie ist Hyperbole entstanden?

Nadja: Hyperbole entstand im Forschungsprojekt “Grundversorgung 2.0” der Leuphana Universität Lüneburg. Bastian Asdonk, unser heutiger Geschäftsführer, entwickelte gemeinsam mit der Forschungsgruppe an der Universität zunächst das Format FRAG EIN KLISCHEE und baute Social Channel sowie die Kommunikation mit jungen Zielgruppen auf. Ziel der Arbeit war der Aufbau eines Videonetzwerks am Beispiel des Kanals Hyperbole als Prototyp digitaler Grundversorgung zu erproben und Wirkungsweisen von interaktivem Online-Fernsehen zu ergründen.

 

3. Wie sieht die ideale digitale Debattenkultur für euch aus?

Nadja: Die findet nicht innerhalb von Videos statt, sondern darunter.

 

4. Ihr habt über 200.000 Subscribes, wie würdet ihr eure Community auf YouTube beschreiben?

Nadja: Unsere Formate werden hauptsächlich von einem jungen Publikum zwischen 14 und 34 konsumiert. Junge digital natives gelten oft als unpolitisch und desinteressiert. Das stimmt aber so nicht, junge Menschen sind natürlich weiterhin aufgeschlossen für neues Wissen. Das merken wir auch am Feedback zu unserem Programm. Aber die Art des Konsums hat sich geändert, deshalb ist die Aufbereitung der Inhalte besonders wichtig. Wir versuchen Unterhaltung mit kritischen Inhalten zu verbinden und zu zeigen, dass Tiefgang auch in kurzen Formaten und auf unterhaltsame Weise möglich ist.

 

5. Mit DISSLIKE habt ihr schon sehr früh auf das Thema „Hass im Netz“ reagiert, welche Motivation steckt(e) dahinter?

Nadja: DISSLIKE im Speziellen versteht sich zwar nicht als politisches Format, aber die humoristische Darstellung von Hass-Kommentaren hat natürlich einen kritischen Unterton: so wird die Unsinnigkeit vieler Hass-Kommentare spätestens beim Vorlesen deutlich. Die Reaktionen der ProtagonistInnen sind allerdings vielseitig. Einige beleidigen in ähnlicher Ausdrucksweise zurück, andere versuchen durch dem Hass den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie sich desinteressiert geben. Wieder andere streben nach Dialog und Versöhnung mit ihren Hatern. Wir maßen uns bei DISSLIKE also nicht an, programmatische Gesellschaftskritik zu betreiben, denn in erster Linie ist Disslike ein Unterhaltungsformat. Trotzdem ist es natürlich auch als kritische Antwort auf Hate Speech im Internet zu sehen – mit einem kleinen Augenzwinkern.

 

6. Wie geht ihr mit Hass in den Kommentarspalten um?

Nadja:In der Regel läuft die Kommentarkultur bei uns ziemlich fair ab. Wenn es doch mal Hater gibt, werden diese meist direkt durch die Community herausgestellt, das läuft erstaunlich selbstregulativ. Wir gehen aber durchaus auch mal dazwischen und machen den/die UserIn darauf aufmerksam, dass der Kommentar unangebracht ist und nicht zur Diskussion beiträgt. Viele sind dann überrascht, da sie nicht mit einer persönlichen Reaktion gerechnet haben und nivellieren sogar ihre unüberlegte Aussage. Drohungen, Hasspropaganda und Obszönitäten haben aber nirgendwo etwas verloren und werden direkt von uns gelöscht.

 

7. Ihr habt auch noch andere Formate wie FRAG EIN KLISCHEE und GERMANIA – was waren die Ideen dahinter?

Nadja: FRAG EIN KLISCHEE lässt Menschen zu Wort kommen, von denen wir eigentlich nichts Genaues wissen, über die es aber viele Vorurteile gibt: Obdachlose, Ex-Junkies und Satanisten zum Beispiel. Bei uns antworten sie vor der Kamera auf unbequeme und indiskrete Fragen, die man sich normalerweise nicht laut zu stellen traut. GERMANIA rückt die Themen Heimat und Identität in den Mittelpunkt. Wir lassen hier junge deutsche KünstlerInnen mit Migrationshintergrund über ihre Sicht auf unser Land sprechen. Im Fokus steht nicht eine Flüchtlingsdebatte, sondern der Fakt, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist und wir schon lange in einer multinationalen Gesellschaft leben.

 

8. Was ist digitale Zivilgesellschaft für euch?

Nadja: Um die digitale Generation wirklich zu erreichen, versuchen wir, schwer verdauliche, gesellschaftskritische Themen auf eine einfache Weise rüberzubringen. Das soll vor allem zum Nachdenken anregen, kann aber natürlich auch Voraussetzung für gesellschaftlichen Wandel sein.

 

9. Debate heißt für mich:

Nadja: Keine Positionen vorgeben aber möglichst viele beleuchten.

 

10. Dehate heißt für mich:

Nadja: Einen Beitrag zu leisten um Vorurteile und Unwissenheit abzubauen.

 

 

Interview geführt von der Debate//De:hate Redaktion

Hyperbole:
https://www.youtube.com/user/hyperboleTV/about

Bild: Hyperbole

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