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Tarik Tesfu // Interview

Tarik Tesfu // Interview

Tarik Tesfu ist bekannt durch seinen Youtube Channel Tariks Genderkrise. Dort entlarvt er Rassisten, Antifeministen und Homofeindlichkeit mit Humor.

 

1. Stell dein Online Projekt kurz vor:

Tarik Tesfu: Tariks Genderkrise ist eine videobasierte Meinungskolumne, die sich mit Witz und Ironie gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und all den anderen Schweinkram stark macht. Den moralischen Gender-Zeigefinger sucht man bei meinem Projekt vergebens, vielmehr versuche ich mich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und habe dabei immer ein Ziel klar vor Augen: Den Mainstream mit feministischen Inhalten zu überfluten. Das funktioniert mal gut, mal weniger gut, aber ich bleibe am Ball. Bis ich nicht ein Drittel der Menschen erreicht habe, die bei dem Wörtern „gender“ und „Feminismus“ das kotzen kriegen, wird weitergemacht.

 

 

2. Deine 3 #’s:

#genderlove #hassistkeinemeinung und #suchdireinhobby

 

 

3. Was bedeutet “You Say Hate, We Say Love” für dich?

Tarik Tesfu: „YOU SAY HATE, WE SAY LOVE!“ ist für mich die einzig gescheite Strategie gegen Hate Speech.
Den Hass der ganzen Hater_innen mit Gegenhass zu kontern, ergibt für mich persönlich keinen Sinn.
Im Netz von wildfremden Menschen beleidigt und gedisst zu werden, ist ne ziemlich krasse Sache, die einen natürlich auch wütend macht. Und dennoch finde ich es wichtig, dabei einen kühlen Kopf zu bewahren, den Hass an sich abprallen zu lassen und all den Hater_innen den lovigen Stinkefinger zu zeigen. Das ist oftmals gar nicht so einfach, aber Humor und Ironie können da ganz gut weiterhelfen.

 

 

4. Was hast du beim Barcamp mitgenommen?

Tarik Tesfu: Ich glaube, dass es unheimlich wichtig ist, dass wir, die Hass im Netz abbekommen, uns gegenseitig vernetzen und austauschen. Ich persönlich habe meinen Weg gefunden, wie ich mit Hate Speech umgehen möchte, aber es ist immer wieder auch extrem hilfreich andere Erfahrungen und Strategien kennenzulernen und dafür war das Barcamp der perfekte Ort.

 

 

5. Wie gehst du mit dem Hass im Netz um?

Tarik Tesfu: Ich habe mich dazu entschieden, die Hass-Kommentare stehen zu lassen, weil ich finde, dass wenn ich die Kommentare lösche, der Hass ja nicht einfach verschwindet. Ich will den Rassismus, den Sexismus und auch die Homophobie in unserer Gesellschaft sichtbar machen, denn nur so kann man sich Gegenstrategien überlegen. Im Netz werde ich oft als „Scheiß Ne…!“ Oder „Scheiß Schwuchtel!“ oder „Scheiß Ne…-Schwuchtel!“ beschimpft. So hart es vielleicht klingt, aber diese Beleidigungen kenne ich schon lange bevor es Hate Speech im Netz gab. Um sich selbst zu schützen, muss man sich einfach Strategien überlegen, wie man damit umgehen möchte und meine Strategie ist eben Humor und Ironie. Und wenn eine Person der Auffassung ist, dass eine sexuelle Orientierung und eine nicht-weiße Hautfarbe als Schimpfwörter fungieren, dann kann ich den Menschen eh nicht ernst nehmen.
Außerdem versuche ich mir bewusst zu machen, dass die Hater_innen eh nicht mich als Person dissen, sondern quasi das von mir selbst inszenierte mediale Bild. Klar, bin ich zum Teil auch dieser Tarik von Tariks Genderkrise, aber ich schreibe mir ja offline keinen Text, werde gefilmt oder überlege mir später, welchen Outtake ich im Schnitt verwenden möchte. Daher denke ich mir, sollen die doch ruhig diesen Typen hassen, mich persönlich kennen die ja gar nicht.
Daher meine Drei-Punkte-Formel bei Hate Speech: Stehenlassen, Ignorieren und drüber lachen!

 

 

6. Deine Zukunftsvision für den Umgang miteinander im Netz…

Tarik Tesfu: An eine Welt ohne Rassismus oder Sexismus glaube ich nicht, daher glaube ich auch nicht daran, dass das Netz ein komplett loviger Ort sein könnte. Dennoch würde ich mir wünschen, dass Plattformen wie Facebook oder YouTube stärker gegen Hass im Netz vorgehen und Haltung zeigen. Die Ausrede, wir sind eine neutrale Plattform, zieht bei mir nicht.
On top fände ich es mega, wenn die Leute, die Inhalte im Netz toll finden, das auch kundtun. Somit hätten die Hater_innen viel weniger Raum für ihren Hass und sie würden checken, dass ihr Hass von vielen einfach nicht geteilt wird.

 

 

7. What keeps you going? Also was motiviert, spornt dich an weiterzumachen?

Tarik Tesfu: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass mich die ganzen Hater_innen schon auch motivieren weiterzumachen. Denn schließlich sind sie irgendwie auch meine Zielgruppe, also Menschen, die mit diesem ganzen Gender-Kram überhaupt nichts anfangen können und durchdrehen, wenn jemand ihnen erzählt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt oder es mehr als ok ist, wenn zwei Frauen heiraten dürfen.

 

Interview geführt von der Debate//De:hate Redaktion

Bild: Nadine Schwickart

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