Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Die „Lügenpresse!“-Rufe der AfD werten Medien und Meinungsfreiheit ab

Den polemischen und herabsetzenden Begriff „Lügenpresse“ gibt es schon mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Besonders beliebt war er allerdings im Nationalsozialismus, bevor er bei den Demonstrationen der islamfeindlichen und rechtsextremen Organisation Pegida 2012 sein Comeback feierte. „Lügenpresse“-Sprechchöre sind seitdem von keinem Rechtsaußen-Event mehr wegzudenken und auch die AfD hat den Begriff für sich vereinnahmt.

Dabei unternimmt die Partei inhaltlich widersprüchliche Volten: Passen die Nachrichten der von ihr so bezeichneten „Systemmedien“ zu ihren Kampagnenthemen, zitieren sie gerne die entsprechenden Schlagzeilen – oder verbiegen sie derart, dass sie vermeintlich passen. Wenn dieselben Medien aber Menschenverachtung, Rassismus oder Antisemitismus in den Reihen der AfD oder ihrer Unterstützer*innen kritisieren, sind Fakten plötzlich Lügen. Gegen diese angeblichen Lügen geht ausgerechnet die Partei, welche sich selbst als Schild und Schwert der Meinungsfreiheit stilisiert, vehement vor – sei es, indem sie missliebige Meinungen diskreditiert oder versucht, juristisch dagegen vorzugehen. Regelmäßig versucht die AfD zudem, etablierte Medien von Parteitagen oder Wahlkampfveranstaltungen auszuschließen. Die grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit spielt dabei natürlich keine Rolle.

Am liebsten konstruiert die Partei für ihre Anhänger*innen aber eine eigene Wirklichkeit: weit weg von Fakten, Demokratie und Wahrheit. In den sozialen Medien und in einem ganzen Ökosystem parteinaher oder parteieigener Medien herrschen vor allem Fake News, gefühlte Wahrheiten und Desinformation vor. Bei medienverdrossenen Menschen können diese Botschaften verfangen. Schlimmstenfalls radikalisieren sich diese und verbreiten Verschwörungsmythen oder Gewaltphantasien gegenüber Journalist*innen.

Das zeigt Wirkung: Immer wieder kommt es zu Übergriffen, Belästigungen und Beleidigungen von Journalist*innen. Kaum ein Fernsehteam besucht eine AfD-Demo noch ohne Sicherheitsdienst. Besonders gefährdet sind Lokalreporter*innen, die meist im gleichen Ort wie die Subjekte ihrer Berichterstattung leben.

Was tun?

  • Pressefreiheit verteidigen: Eine unabhängige und plurale Presse gehört zur Demokratie. Angebrachte und wichtige Medienkritik sollte allerdings nicht zu unangebrachten Pauschalisierungen führen.
  • Qualitätsjournalismus kultivieren und Medienvertrauen stärken: Sorgfaltspflicht bei der Recherche und Achtung der Menschenwürde (Pressekodex) sowie das Vermeiden von Diskriminierungen sozialer Gruppen sind vor allem in aufgeheizten Debatten und im Ringen um Aufmerksamkeit wichtiger denn je.
  • Medienkompetenz fördern: Neben der Analyse von Zeitungsartikeln oder Videocontent sollte auch die Funktionsweise von Journalismus stärker erklärt werden: Wie funktioniert Nachrichtenjournalismus? Wie arbeiten Redaktionen? Welchen Auftrag haben Verlage? Diese Fragen sollten beispielsweise in den Schulunterricht und in die Lehramtsausbildung aufgenommen werden. Zudem ist ein kompetenter Umgang mit Suchinstrumenten im Internet oder die Quellenprüfung von Nachrichten in den Sozialen Medien eine wichtige Aufgabe für die politische Bildung.

Weiterlesen

News_Bundestag_Unsplash_Christian Lue

Bundestag: Breite Kritik an rechtsextremer Kampagne gegen Amadeu Antonio Stiftung

Am Mittwochabend wurde im Bundestag ein Antrag der rechtsextremen AfD über den Stopp der Förderung der Amadeu Antonio Stiftung debattiert. Demokratische Politiker*innen von CDU/CSU, Grüne, SPD und Linke konterten. Geschäftsführer Timo Reinfrank zeigte sich ermutigt vom geschlossenen Auftreten der demokratischen Fraktionen, die sich klar hinter die Stiftung und andere zivilgesellschaftliche Akteur*innen stellten.

Terrorfinanzierung per Crowdfunding

Festnahme in Dortmund: Terrorfinanzierung per Crowdfunding

Ein Mann soll im Darknet private Daten veröffentlicht, Attentate gefordert und Zahlungen zur Ermordung von Politiker*innen gesammelt haben. Die Verknüpfung aus autoritär-libertärer Ideologie und technischer Anonymität schafft neue Gefahren für die Demokratie.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.
Publikation bestellen Direkt zum PDF