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Empowerment- und Powersharingsprozesse kommunal begleiten

Aktion Schutzschild entstand 2014 als Projekt der Amadeu Antonio Stiftung in Folge des erhöhten Schutzbedürfnisses von Geflüchteten in Deutschland. In großen Teilen der Bevölkerung finden sich rassistische Ressentiments und Vorbehalte gegenüber den Neuangekommenen. Organisierte Rechtsextreme und Rechtspopulist_innen greifen diese Stimmung auf und schüren den Hass auf Geflüchtete. Immer öfter schlug die Hetze in den vergangenen Jahren in reale Gewalt um. Wie die Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle, die Aktion Schutzschild gemeinsam mit ProAsyl führt, jedoch zeigt, hält sich die Gewalt nach wie vor auf einem sehr hohem Niveau.

Zwei Schwerpunkte: Empowerment und Powersharing

Das Projekt geht von der Annahme aus, dass Empowerment und Rassismuskritik unverzichtbare Grundlagen sind, um die Vision inklusiver Kommunen zu verwirklichen. Nur inklusive kommunale Räume können einen effektiven Schutz der Menschen gewährleisten, die sonst sowohl rassistischen und antisemitischen Angriffen, (Alltags-)Rassismus, rechter Hetze und Missachtung vieler ihrer grundlegenden Rechte als auch strukturellen Hürden und damit Exklusion, Resignation und Selbstgefährdung ausgesetzt sind. Daher macht Aktion Schutzschild es sich zur Aufgabe, Selbstorganisationen von Migrant*innen und Geflüchteten gerade in strukturschwachen Räumen zu stärken und deren Perspektive in den Diskurs einzuspeisen. Eine größere Sichtbarkeit der alltäglichen Lebenssituationen und Bedarfe von Geflüchteten und der negativ von Rassismus betroffenen Minderheiten ist unverzichtbar, um Verantwortungstragende und Willkommensinitiativen in Kommunen in ihrem politischen und sozialen Handeln zu beraten und zu unterstützen.

Stärkung der Selbstorganisationsprozesse von Geflüchteten

Das Projekt hat sich zwei Zielen verpflichtet, die ineinandergreifen: Im Mittelpunkt des Arbeitsbereichs Empowerment steht die Stärkung von Selbstorganisationsprozessen Geflüchteter und Migrant*innen. Nach Abfrage der lokalen Bedarfe will das Projekt in vier Bereichen unterstützen:

  • eigene Organisationsstruktur stärken
  • innere Bildungsprozesse unterstützen (demokratische Rechte, Teilhabemöglichkeiten etc.)
  • Vermittlung von Perspektiven in den (lokalen) öffentlichen Raum (z.B. Lesungen, Diskussionsrunden etc.)
  • Vermittlung von Bedarfen an kommunale Institutionen

Ziel ist es die Interessensvertretung durch Stärkung der migrantischen Selbstorganisationen zu unterstützen.

Transfer von marginalisierten Perspektiven in die Mehrheitsgesellschaft

Der Arbeitsbereich Powersharing widmet sich den Bedarfen der Träger sozialer Arbeit und kommunaler Strukturen und der Suche nach Lösungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Migrant*innenselbstorganisationen (MSO) und deren Expertise. Gemeinsam mit Geflüchtetenselbstorganisationen und migrantischen Akteuren disseminiert das Projekt Perspektiven, Bedarfe, Analysen und Kompetenzen in die Regelstrukturen hinein, um die gesellschaftliche Teilhabe von Migrant*innen zu ermöglichen und langfristig eine Öffnung der Mehrheitsgesellschaft mitzugestalten. Schwerpunkte liegen hier auf:

  • der Organisation von Netzwerktreffen mit Trägern, Kommunen und MSOs
  • Unterstützung von politischen/ kulturellen Veranstaltungen mit migrantischen Perspektiven
  • Dokumentation von Lebensrealitäten von Migrant*innen und People of Color im ländlichen Raum

Die Rolle von Aktion Schutzschild lässt sich somit als Knotenfunktion beschreiben:

Während einerseits die Selbstorganisation und damit auch die Möglichkeiten zur eigenen Interessensvertretung von Geflüchteten und Migrant*innen gestärkt werden, soll andererseits ein Abbau von strukturellem Rassismus stattfinden. Ziel ist es, dass die Institutionen und Kommunen gemeinsam mit den migrantischen Selbstorganisationen und ihrer unüberhörbaren Expertise Lösungen für Probleme erarbeiten, über deren Existenz sich alle einig sind.

Kontakt:

Tahera Ameer (Projektleitung)
E-Mail: tahera.ameer@amadeu-antonio-stiftung.de
Telefon: 030 240 886 13

 

Publikationen in Kooperation mit Pro Asyl zum Thema:

 

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Warum die Gesellschaft noch keinen sicheren Umgang mit Rassismus hat

Tahera Ameer im Interview: „Das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, dass es Rassismus in Deutschland gibt, ist stark gestiegen. Das ist ein Schritt vorwärts, dazu hat die Amadeu Antonio Stiftung beigetragen. Bis praktische Maßnahmen umgesetzt werden, die Rassismus als strukturelles Problem bekämpfen, ist es noch ein weiter Weg. Wir brauchen Proviant und Ausdauer für einen Marathon, nicht für einen Sprint.“

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Am 10. August 1975 jagten bis zu 300 DDR-Bürger*innen algerische Vertragsarbeiter durch die Erfurter Innenstadt und verletzten einige schwer. 50 Jahre später erinnerten Betroffene und Erfurter*innen an die Ereignisse. In der Öffentlichkeit spielt die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt in der DDR weiterhin kaum eine Rolle. Die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt findet auch Jahrzehnte später viel zu selten statt.

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