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Freiräume gegen Rechts

Wie Engagierte Räume gegen den rechten Mainstream in ländlichen Regionen schaffen, zeigen drei Projekte aus Burgstädt. Die Amadeu Antonio unterstützt sie im Rahemn ihrer Projektförderung finanziell.

Was tun, wenn das eigene Stadtbild durch eine gewaltbereite und gut vernetzte Naziszene dominiert wird? Jugendliche werden schon früh rekrutiert, indem auf Schulhöfen Rechtsrock-CDs verteilt, Sportvereine und Jugendclubs von Rechtsextremen unterwandert werden. Viele Orte kennen diese Probleme. So auch Burgstädt, eine kleine Stadt im südwestlichen Teil des Landkreises Mittelsachsen. Hier sind nicht-rechte Jugendliche immer wieder Pöbeleien und Drohungen durch Rechtsextreme ausgesetzt.

Mit dem Projekt „Sorgenfreies Kleinstadtleben in Burgstädt?“ will das Kulturbüro Sachsen eine nachhaltige demokratische Gegenkultur, gegen den rechten Mainstream im ländlichen Raum schaffen. Dazu wollen sie selbstverantwortliche und selbstbestimmte Interessen junger Menschen vor Ort begleiten und unterstützen. Zusammen mit nicht-rechten Jugendgruppen wurde dazu eine Erhebung in Burgstädt durchgeführt, um unter anderem das Ausmaß rechter Gewalt festzuhalten.

Denn Jugendliche in Burgstädt erleben oft eine Verdrehung der Tatsachen: Nicht die neonazistischen Umtriebe in der Stadt werden skandalisiert, sondern vielmehr nicht-rechte Jugendliche. Sie werden als Provokateure der Neonazis und damit als Verursacher der Gewalt von Rechts diffamiert. „In unserer Arbeit erleben wir häufig, dass Engagierte gegen Rechts als die eigentlichen Störenfriede wahrgenommen werden. Dann braucht es Mut und Unterstützung. Gerade vor diesem Hintergrund war es uns wichtig, in Burgstädt in diesem Jahr drei Projekte zu fördern“, so Timo Reinfrank, Projektkoordinator der Amadeu Antonio Stiftung.

Verbündete gegen Rassismus

Neben dem Kulturbüro Sachsen hat die Amadeu Antonio Stiftung deshalb zwei Projekte des Burgstädter Jugendvereins Freiraum finanziell unterstützt. Die Gruppe von Engagierten hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen „Freiraum“ zu schaffen, der nicht-rechten Jugendlichen einen Rückzugsort bietet. Für diesen alternativen Raum wurde ein seit 20 Jahren leerstehendes Haus durch die unentgeltliche Arbeit vieler Unterstützer umfassend restauriert. Das Haus in der Ludwig-Böttger-Straße sollte nicht nur als Schutzraum, sondern auch als ein Begegnungsort für viele verschiedene Menschen dienen. Doch das Bauamt machte dem Verein einen Strich durch die Rechnung. Im Januar 2013 kam die Nutzungsuntersagung, da die Vereinsräume nicht von privaten in öffentliche Räume umgemeldet worden waren. Die Forderung der Behörde wurde durch ein Polizeiaufgebot und die Androhung hoher Geldstrafen für die Vereinsmitglieder durchgesetzt. Seitdem liegen die Vereinsaktivitäten in der Ludwig-Böttger-Straße auf Eis. Doch der Verein lässt sich nicht unterkriegen.

In diesem Jahr hat die Jugendgruppe eine Veranstaltungsreihe quer durch die Region organisiert, um die eigenen Aktivitäten bekannt zu machen und Menschen zum Nachahmen zu begeistern. Auch das politische Straßenfest in Burgstädt wurde in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt, um eine breite Öffentlichkeit für das Thema Alltagsrassismus und rechtsextreme Strukturen zu sensibilisieren. „Es geht um Toleranz und die Fähigkeit, Andersartigkeit als Vielfalt zu begreifen. Wir wollen uns gegen Rassismus stark machen und suchen Menschen, die sich mit uns verbünden“, sagen die Engagierten von Freiraum über ihre Motivation.

Von Anna Brausam
Foto: Freiraum e.V.

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