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Im Westen was Neues

Foto: Grüne Jugend Troisdorf, c

In Troisdorf, der größten Stadt im Rhein-Sieg-Kreis schlossen sich im Sommer 2011 junge Menschen zusammen, um in ihrer Stadt über die Gefahren des Rechtsextremismus aufzuklären. Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt sie dabei.

Wer immer noch glaubt, Rechtsextremismus sei ein rein „ostdeutsches“ Problem, war wahrscheinlich noch nicht in Nordrhein Westfalen. Auch abseits der, in die Schlagzeilen geratenen, Großstadt Dortmund, hat sich im Westen Deutschlands eine gutorganisierte, stabile rechtsextreme Szene etabliert. Im Rhein-Sieg-Kreis beispielsweise sind die Neonazis sowohl auf Parteiebene als auch in „Freien Kameradschaften“ gut vernetzt. Seit 1999 sitzt die NPD im Kreistag und zeigt Präsenz mit rechtsextremen Liederabenden, Grill- und Sommerfesten sowie Flugblattaktionen, bei denen sie ihre menschenverachtende Hetze verbreiten.

Auch die rechtsextreme Kleinstpartei „Ab jetzt… Bündnis für Deutschland“ konnte einen Sitz im Kreistag erringen, ebenso im Stadtrat von Troisdorf, der größten Stadt im Kreis. Mit rassistischen Parolen und Forderungen nach dem Ende der „Bevormundung durch fremde Mächte“ fischt die Partei im selben braunen Gewässer wie die rechtsextreme „Bürgerbewegung“ Pro NRW, die bei den vergangenen Wahlen rund 2% der Stimmen erreichen konnte. In Troisdorf und Umgebung sind – wie nahezu überall im Bundesgebiet – auch die „Autonomen Nationalisten“ auf dem Vormarsch. Die „AG Windeck“, eine äußerst gewaltbereite Gruppe Neonazis aus einer Troisdorfer Nachbargemeinde, versucht in zunehmendem Maße, den öffentlichen Raum zu besetzen und politische Gegner einzuschüchtern.

Trotz dieser offensichtlich nicht zu verharmlosenden rechten Szene existierte lange Zeit weder in Troisdorf noch im Rhein-Sieg-Kreis ein „Bündnis gegen Rechts“ – ein Umstand, den das Jugendzentrum Bauhaus und die Grüne Jugend Troisdorf nicht länger hinnehmen wollten: „Troisdorf gegen rechts“ wurde gegründet. Während die Stadtverwaltung antirassistische Bildungsarbeit als Aufgabe der Schulen ansieht, beschlossen die Aktiven des neuen Zusammenschlusses, über die rechtsextremen Strukturen vor Ort aufzuklären. Dem mangelnden Problembewusstsein der Menschen im Landkreis setzen sie nun eine intensive Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit entgegen. Mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung und dem Projekt „Mut gegen rechte Gewalt“ veranstaltet das Bündnis am 1. Dezember des Jahres einen Aktionstag, der mit Workshops, einer Podiumsdiskussion und Konzerten am Abend über die Gefahren von Rassismus und Rechtsextremismus informieren und ein klares Zeichen gegen Rechts setzen soll.

Der Aktionstag 2012 ist bereits der zweite: Bereits im Oktober vergangenen Jahres stellten das Jugendzentrum BAUHAUS und die Grüne Jugend ein erfolgreiches Programm auf die Beine und auch danach blieb es nicht ruhig in der 75.000-Einwohner-Stadt: Im April organisierte das Bündnis eine Führung zum Thema „Nationalsozialismus in Troisdorf“, im Mai beteiligten sich die Engagierten an den Protesten gegen den Naziaufmarsch in Bonn, im Juni boten sie Interessierten eine Führung mit anschließender Diskussion im NS-Dokumentationszentrum in Köln und luden im Rahmen der Fußball-EM zu einer Debatte über die Auswirkungen von Fußballpatriotismus auf unsere Gesellschaft. Mit regelmäßigen Infoständen trägt „Troisdorf gegen Rechts“ dazu bei, die Bevölkerung für die Gefahren des Rechtsextremismus zu sensibilisieren. Dieses unermüdliche Engagement verdient Anerkennung und ist gleichzeitig ein Mutmacher für alle, die in ihrer Region mit geringen Mitteln und ohne größere Hilfe der Stadt, etwas auf die Beine stellen möchten.

Von Ulla Scharfenberg

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