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Klopf Klopf: Lübeck ist weltoffen

© Klaus Adler

In Lübeck organisierten Neonazis jahrelang geschichtsrevisionistische Demonstrationen. Ein Bündnis hat es geschafft, die Stadt mit vielfältigem Protest unattraktiv für die Rechtsextremen zu machen.

Jahrelang marschierten Rechtsextreme am Jahrestag der alliierten Bombardierung in Lübeck auf. Sie versuchten dieses Datum für ihren Geschichtsrevisionismus zu nutzen: Die Deutschen seien Opfer und nicht verantwortlich für den zweiten Weltkrieg. Als Reaktion gründete sich vor vier Jahren der Verein »KlopfKlopf – Lübeck ist weltoffen«. Und der Name ist bis heute Programm: Nach den vielfältigen Aktionen des Bündnisses und weiterer Gegenproteste traten die Neonazis den Rückzug an und zogen sogar ihre Demoanmeldungen für die folgenden Jahre zurück.

In diesem Jahr macht der Verein mit einer kreativen Aktion auf sich aufmerksam: die Lübeckerinnen und Lübecker sind aufgefordert, kreative Fotos ihrer Türen zu machen. »Wir wollen zeigen, dass Lübecks Türen der Welt offen stehen und jedes Klopfen selbstverständlich willkommen ist«, so der Verein über seine Motivation. Zudem wurde am Palmsonntag auf dem Marktplatz der Aktionstag mit einem vielfältigen Bühnenprogramm eingeläutet. Dabei haben die Anwohner Lübecks nicht nur ein klares Statement gegen Rechts gesetzt, sondern plädierten vor allem auch für eine gelebte Willkommenskultur für und mit Geflüchteten.

Ein besonders wichtiges Anliegen ist den Engagierten die Verbindung von Hier und Jetzt sowie von Jung und Alt: »Wenn ich etwas besser gestalten will, muss ich wissen, was in der Vergangenheit Schlechtes passiert ist, um es in der Gegenwart und Zukunft besser zu machen«, erklärt Olivia Kempke, die Vorsitzende des Vereins. Gerade deshalb wurden bei gemeinsamen Stadtspaziergängen in diesem Jahr Orte der Erinnerung aufgesucht: Der Platz der Bücherverbrennung, Stolpersteine verfolgter jüdischer Mitbürger und das Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zum ersten Mal hat hier der Lübecker CSD e.V. über die Verfolgung Homosexueller in Lübeck und Deutschland der 30er und 40er Jahre berichtet.

Der große Einsatz der Anwohner Lübecks ermutigt den Verein »KlopfKlopf« auch im nächsten Jahr einen Aktionstag zu starten. Denn das dauerhafte Engagement gegen Rechts hat die Stadt für Nazis unattraktiv gemacht. Sie können zwar an Lübecks Türen klopfen, ihnen wird jedoch niemand öffnen. Denn in Lübeck ist kein Platz für ihre menschenfeindliche Ideologie.

Von Imke Kummer

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