Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Letzter Ausweg Umzug

In einer thüringischen Kleinstadt südlich von Jena ist seit Jahren eine aktive rechtsextreme Szene ansässig. Zu spüren bekam dies auch die Vorsitzende eines gemeinnützigen Vereins im Ort. Der Opferfonds CURA der Amadeu Antonio Stiftung konnte der Betroffenen schnell und unbürokratisch mit finanziellen Mitteln helfen.

von Philipp Müller-Markmann und Mick Prinz

Ihr Verein unterstützte Menschen in jeglichen Notlagen. In den Begegnungsräumen war jede_r willkommen, nur Ausgrenzung jeglicher Art hatte dort keinen Platz. Nachdem der Verein auch gegen Rechtsextremismus aktiv wurde, geriet die engagierte Frau ins Visier der Szene. Über Jahre war sie persönlichen Anfeindungen und Beschimpfungen ausgesetzt. Zudem gab es Anschläge auf die Vereinsräume. Im letzten Jahr wurden dann auch Fensterscheiben ihrer Wohnung eingeworfen, in der sie mit ihrer Familie lebte.

Die Betroffene wollte sich nicht unterkriegen lassen, doch auch mehrere Anzeigen bei der Polizei brachten keine Konsequenzen für die Täter_innen. Es wurde immer schwieriger, unbeschwert aus dem Haus zu gehen. Nachts wurde der Schlaf unmöglich gemacht, wenn schreiende Horden an ihrer Wohnung vorbeizogen, Böller explodierten und Fensterscheiben klirrten. Vor allem die Sorge um die Sicherheit ihrer Familie wurde größer.

Um dem Albtraum ein Ende zu bereiten, entschied sich die Betroffene schließlich für einen Umzug in eine andere Stadt. Da dieser ihre finanziellen Möglichkeiten überstieg, übernahm der Opferfonds CURA der Amadeu Antonio Stiftung einen Teil der anfallenden Kosten.

Wenn Gefahr und Bedrohung überhand nehmen und engagierte Menschen nicht mehr weiter wissen, unterstützt der Opferfonds CURA in Kooperation mit lokalen Opferberatungsstellen schnell und unbürokratisch. Dafür sind wir auf Spenden angewiesen. Informieren Sie sich und helfen Sie mit: www.opferfonds-cura.de.

Erneuter Rekord rechter Gewalt

2015 wurden die meisten rechten Übergriffe seit der Wiedervereinigung gezählt. Schlimmer könnte es nicht werden? Weit gefehlt.

Erst im Oktober 2016 forderte rechte Gewalt ein Todesopfer, als ein Polizist durch die Schüsse eines Reichsbürgers starb. Bereits in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gab es laut Bundeskriminalamt 730 rechte Gewaltdelikte. Das sind 108 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es ist zu erwarten, dass sich diese Zahl durch nachgemeldete Straftaten zusätzlich erhöhen wird. Damit bestätigt sich für 2016 eine besorgniserregende Entwicklung, die bereits von Opferberatungsstellen und auch der Amadeu Antonio Stiftung vorausgesagt wurde: Rechte werden immer gewalttätiger.

Laut Tagesspiegel liegen aktuelle Zahlen in Form von Antworten der Bundesregierung auf monatliche Anfragen der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau vor: Durch die rechten Attacken wurden 2016 mindestens 545 Menschen verletzt. Das sind 78 Verletzte mehr als im gleichen Zeitraum 2015.

Weiterlesen

Sachsenhausen-Stele-1280x720
Analyse

Ideologie: Was ist eigentlich Sozialdarwinismus?

Sozialdarwinismus tötet – und er steckt nicht nur in rechter Gewalt, sondern auch in alltäglichen Einstellungen der „Mitte“. Der Text zeigt, wie die Einteilung in „wertvoll“ und „nutzlos“ historisch gewachsen ist, bis heute wirkt – und warum sie brandgefährlich bleibt.

Jungnazis
Reportage

Recherche: So organisiert sich die neue Generation der Neonazis

Rechtsextreme Jugendgruppen erleben derzeit einen Zulauf, wie man ihn in der Geschichte der Bundesrepublik nur selten erlebt hat. Das Erschließen einer breiteren Gefolgschaft, bestehend aus Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, geht jedoch keinesfalls mit einer Mäßigung der Positionen und Aktionen einher. Wer steckt dahinter, wie sind sie organisiert und warum sind sie so erfolgreich?

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.
Publikation bestellen Publikation lesen