20. Selbst Kampagnen entwickeln – nicht nur reagieren
20. Selbst Kampagnen entwickeln – nicht nur reagieren
Gegenrede reagiert auf Menschenfeindlichkeit und macht diese sichtbar, bearbeitet und dekonstruiert sie. Das Problem bei Gegenrede-Kampagnen: Die jeweiligen Narrative werden durch die Hater*innen und rechtsextremen Gruppierungen vorgegeben und wir laufen Gefahr, sie zu reproduzieren. Jede Wiederholung stärkt dabei den ursprünglich gesetzten Rahmen und indirekt den Inhalt, der durchkreuzt werden soll. Die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling forscht schon lange zu diesem Problem: “Wenn wir Ideen wiederholen, propagieren wir sie in den Köpfen der Menschen – ob wir es wollen oder nicht. Selbst wenn wir „dagegen“ sind. Das Negieren von Ideen stärkt sie – denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!”
Deshalb ist es ergänzend zu Gegenrede wichtig, auch eigene Erzählungen über Demokratie und Menschenrechte zu initiieren und zu stärken. Zu demokratischen Werten gehören aktive und offene Diskurse darüber, wie wir eine demokratische Gesellschaft gestalten wollen. Wir müssen lernen, nicht nur zu beschreiben, wie Demokratie und Pluralismus funktionieren. Wir können erzählen, wie demokratische Werte erlebt werden, welche Partizipationsmöglichkeiten es gibt und wo sie in unserer Gesellschaft bereits zu finden sind.
Nutzen Sie dafür Geschichten und Vorbilder, die für einen werteorientierten Umgang, für Menschenrechte, Gleichberechtigung, und für eine offene und vielfältige Gesellschaft eintreten. Beispielsweise initiierte der Verein Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes eine Kampagne mit dem Titel #zeigtgesicht. Hier werden abstrakte Begriffe wie Gleichwertigkeit, Demokratie, Toleranz, die in den Artikeln des Grundgesetzes festgeschrieben mit Leben gefüllt, indem engagierte Bürger*innen in Porträtaufnahmen gezeigt und mit ihren Statements zum Grundgesetz verknüpft werden.